AllesDetten hatte bereits vor der Sitzung des Ausschusses für Klima, Umwelt und Mobilität (AKUM) die fünf von der Stadtverwaltung erarbeiteten Varianten (H I E R)vorgestellt. Thorsten Rösch, Mobilitätsmanager im Fachdienst 61 im Emsdettener Rathaus hatte die Beschlussvorlage erstellt und stellte die Varianten jetzt seinerseits dem Fachausschuss vor.
Vorweg das Ergebnis der Abstimmung: 9 Stimmen für die Variante 3 (Fahrradstraße), 5 Enthaltungen und 2 Gegenstimmen – Wie ist es dazu gekommen?
Die Beschlussvorlage enthielt bereits die Empfehlung zu Variante 3, ausgesprochen deshalb, weil Thorsten Rösch mit seinem Team einen Kriterienkataalog erstellt hat, sechs Punkte, die bei den einzelnen Varianten bewertet werden sollten. Nach diesem Punkteschlüssel lag die Variante 3 vorne, allerdings nur knapp vor der 2.
Jürgen Osterhoff (SPD) bedankte sich zunächst für die ausführliche Ausarbeitung der Beschlussvorlage, begrüßte, wie die Vertreter der anderen Fraktionen, dass hier mit fünf Varianten praktisch alle Möglichkeiten aufgezeigt wurden. Osterhoff stellte fest, dass seine Fraktion sich für die Fahrradstraße entscheiden werde: „Die anderen Varianten sind halbherzig. Es muss auf jeden Fall die Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer gewährleistet werden und es dürfen keine Bäume fallen.“
David Mokitschuk (UWE) befürchtete: „Hier sollen mit der Brechstange die Fahrräder auf die Fahrbahn geholt werden, wir produzieren ein Problem, welches wir nicht haben. Der Platz auf den Fahrbahnen lässt ein überholen von Radfahrern nicht zu.“
Auch mache die Unfallstatistik wegen der Geringfügigkeit keine Änderungen nötig. Dem wiederum hielt Maren Lompa (Die Grünen) entgegen, dass es ja ausgesprochener Wille ist, Emsdetten zur Fahrradstadt zu machen. „Das kann aber nicht geschehen, wenn man nicht auch bereit ist Veränderungen auf sich zu nehmen.“
Derzeit wird der Mittelstreifen vermehrt auch mit E-Bikes und Lastenrädern befahren, häufig mit überhöhter Geschwindigkeit, denn dieser Fußweg, so Technischer Beigeordneter Martin Dörtelmann, duldet nur Radfahrer, d. h. diese dürfen dort maximal Schrittgeschwindigkeit (7 km/h) fahren. Die Praxis zeigt, dass das nicht eingehalten wird. Zudem ist die kurvenreiche Streckenführung für die eher sperrigen Lastenräder nicht ausgelegt. Begegnungsverkehr auf dem schmalen Streifen kaum möglich und das vor dem Hintergrund, dass der Fahrradanteil derzeit stetig steigt. Der schmale Mittelstreifen wird nich fähig sein, dieses Mehr aufzunehmen. Der Mittelstreifen soll ausschließlich Fußgängern, Kinderwagen, Rollatoren… vorbehalten bleiben
Die Radfahrer haben sich derzeit auf dem Mittelstreifen den Fußgängern unterzuordnen.
Thomas Limberg (CDU) hinterfragte, ob es hier Verkehrszählungen gegeben habe und man so verlässliche Zahlen in die Beratungen einfließen lassen könne. Gleichzeitig regte er an, in einer vierwöchigen Versuchsphase die Verkehrsführung zu ändern um Erfahrungen zu sammeln. Für eine solche Planungsphase gab es allerdings aus allen Richtungen Widerspruch. Bis sich eine solche Neuerung eingespielt hat, sei der Versuchszeitraum abgelaufen und dann wieder umzustellen würde nur für unnötiges Chaos sorgen.
Christian Sorge (Die Grünen): „Einen solchen Versuch hat man in Münster auf der Promenade nach drei Wochen abgebrochen.“ Weiter schilderte Sorge von seinen Erfahrungen, dass, seitdem die Piktogramme auf dem Brookweg angebracht wurden, er schon ein anderes Bewusstsein und Verhalten der Verkehrsteilnehmer hat feststellen können. Er selber nutze mit seinem Rad auch die Fahrbahn und konnte bislang keine negativen Konfrontationen mit dem Kraftfahrzeugverkehr feststellen.
Vielleicht, so Thomas Limberg, sei es hier erstmal eine sinnvolle Maßnahme Aufklärung über die derzeitigen Rechte und Pflichten der Verkehrsteilnehmer über den ganzen Staßenzug zu leisten.
Insgesamt gab es im Ausschuss mehrere Mitglieder, welche Anwohner sind/waren oder aber täglich unterschiedliche Teilstücke nutzen. Die Schilderung der jeweils persönlichen Wahrnehmungen waren dabei durchaus kontrovers..
Zeiten mit möglicherweise hohem Konfliktpotenzial sind hier, wie überall anders auch, wenn Berufsverkehr und Schulweg zeitgleich aufeinander treffen.
Die CDU enthielt sich bei der schlussendlichen Abstimmung, wollte erst die Ergebnisse und daraus resultierende Maßnahmen abwarten um ein Gesamtkonzept zu erstellen und nicht hier durch Schaffung von Tatsachen wieder andere Voraussetzungen zu schaffen, welche einem Gesamtkonzept hinderlich sein könnten. Die beiden Ausschussmitglieder der UWE stimmten gegen den Beschlussvorschlag. Da mit diesem Ergebnis der Variante 3 zugestimmt wurde, erübrigte sich ein Meinugsbild über weitere Alternativen.
Erfreulich hierbei, dass sich neben den Mandatsträgern auch die sachkundigen Bürger sowie Einwohner als Vertreter ihrer Verbände in die offene und sachliche Diskussion eingebracht haben.
Zeitlich könne aufgrund des planungsrechtlichen Aufwandes sowie der Bearbeitung der Förderanträge im Frühjahr 2023 mit der Umsetzung eines ersten Bauabschnittes gerechnet werden.
Das „Radfahrer frei“-Zusatzschild bedeutet:
Radfahrer müssen auf Fußgänger Rücksicht nehmen; Fußgänger dürfen durch Radfahrer weder gefährdet, noch behindert werden (Anlage 2 laufende Nummer 18 StVO).
Von Schrittgeschwindigkeit steht da nichts, wäre ja auch Quatsch. Dann könnte ich ja gleich mein Rad schieben und das darf ich auf einem Fußweg sowieso.
Es ist leider so, dass gefühlt 99% der Radfahrer die Bedeutung des Schildes nicht kennen oder ignorieren, sonst wären sie schon längst freiwillig auf der Fahrbahn unterwegs. Auch mit den Radwanderfreunden musste ich mehrfach feststellen, dass man lieber die Fußgänger ins Grüne klingelt, als die Fahrbahnen zu nutzen. Meinem Beispiel als Ausbrecher aus dem „Gruppenzwang“ ist niemand gefolgt, eher wurde ich müde belächelt.
Ich wäre für die umgehende Beseitigung dieser „Radfahrer frei“-Zusatzschilder. Alles Weitere kann man in zwei Jahren machen.
Danke für Ihre Nachricht. Wir werden diese schnellst möglich bearbeiten.