Mit kleinen Flügelschlägen Großes bewirken

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Passend zum Motto Tag wurde am 20. Mai ein Treffen im Garten des Hof Vennemann einberufen: Inmitten der Bienen, in der freien Natur. Eine nette Abwechslung zum Büroalltag, sagt Landrat Martin Sommer. Vor Ort sein ist ihm auch in Coronazeiten wichtig, denn neben der Begegnung und dem Gespräch mit anderen, sehe und fühle man auch mehr, als wenn er nur einen Blätterstapel zum Thema lesen würde. (Foto: Joanna Puzik)

Pünktlich zum Weltbienentag haben die Jungbienen in Klaus Vennemanns Bienenstöcken ihren Außendienst angetreten. Nachdem die fleißigen kleinen Flugakrobaten ihre erste Lebenshälfte im Innendienst, also im Haus verbracht haben, dürfen sie nun erstmalig ausfliegen. Dabei ziehen sie zunächst erst kleine Kreise rund um den Heimatstock, dann wird ihr Flugradius immer größer. Jeder Exkurs dauert nur ungefähr 10 Minuten, insgesamt ist sie aber bis zu 12 Stunden täglich im Einsatz, um ihr Volk und die Bienenkönigin mit lebenswichtigen Pollen zu versorgen, erklärt der Emsdettender Bienenweideobmann Josef Berkemeyer.

Dabei macht sie an die 4000 Blütenbesuche pro Tag und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Wildblumenwiesen, aber auch unserer Fruchtbäume und Gemüsepflanzen. Nicht umsonst gilt die Biene als das dritt wichtigste Nutztier in Deutschland (nach dem Schwein und Rind). Dabei sollte sie eigentlich auf dem ersten Platz stehen, sagt Klaus Vennemann. Er ist Imker aus Leidenschaft und hat als erster Vorsitzender des Kreisimkervereins die Aufgabe übernommen sich um das Wohl der Bienen im Kreis zu kümmern.

Versammelt im Namen der Biene, stellvertretend für den Artenschutz in der Region (von links) Klaus Vennemann (1. Vorsitzender des Kreisimkervereins), Heiner Bücker (Leiter des Umweltamtes), Kreisdirektor und komissarischer Landrat Dr. Martin Sommer und Josef Berkemeyer (ehrenamtlicher Bienenweideobmann). (Foto: Joanna Puzik)

Aber nicht nur er und die Imkerortsvereine haben sich dem Schutz der kleinen Nutztiere verschrieben, auch Kreisdirektor Dr. Martin Sommer und sein Kollege Heiner Bücker möchten den Motto Tag dazu nutzen, den Bürgern im Landkreis einen Einblick in die kürzlich veröffentlichte Biodiversitätsstrategie des Kreises zu geben und den Schutz der Artenvielfalt näherzubringen. Mit Projekten, wie im Kreislehrgarten, wo auch Kinder sich das Bienentreiben mal aus nächster Nähe ansehen können, seien wichtig, um den Bezug zur Natur wiederherzustellen und ein Bewusstsein für den Artenschutz zu schaffen, so der Kreisdirektor. Alles befindet sich in einer Abhängigkeit zueinander, deshalb sei auch die Bedeutung von Insekten, wie etwa den Wild- und Honigbienen für die Fortpflanzung der Natur und auch den Menschen selbst so wichtig.

Denn gut ein Drittel all unserer Lebensmittel hängen direkt von der Bestäubungsarbeit der kleinen Arbeiter ab. Sie bestäuben 80% aller Nutz- und Wildpflanzen und sorgen dafür, dass unser Ökosystem funktioniert. Dürreperioden, eine einseitige Nutzung der Landwirtschaft, die Versiegelung von Flächen im Zuge von Bebauungsplänen hat die Populationen der Bienenvölker in den letzten Jahrzehnten drastisch sinken lassen. Allein in Deutschland ist der Bestand an Bienen in den vergangenen Wintern um 25% zurückgegangen, berichtet die Initiative Bee careful. Auch der Verkehr und die blütenarme Gestaltung von Steingärten sind Faktoren, die das Insektensterben verstärken, berichtet der Vorsitzende des Kreisimkervereins.

Allein den Landwirten die Verantwortung zuzuschieben sei nicht fair, niemand wolle ein „Bauern Bashing“ verursachen, betont Sommer. Ziel ist es gemeinsam Lösungen zu finden. Wie diese aussehen können, welche Maßnahmen auch wirtschaftlich umsetzbar sind und was jeder einzelne Bürger tun kann, beschreibt die Anfang des Jahres herausgegebene Biodiversitätsstrategie des Kreis Steinfurt. Denn auch schon kleine Maßnahmen (Schritte oder Flügel) können Großes bewirken.

Beispielsweise kann jeder im Garten oder auf dem Balkon Kräuter pflanzen. Die Blütenpracht ist nicht nur schön anzusehen, sondern lässt die Bienen auch wie „Schmitzkatze“ drauffliegen, erklärt Bienenweideobmann Josef Berkemeyer (rechts; links: Heiner Bücker, Leiter des Umweltamtes). (Foto: Joanna Puzik)

Wieso ist der 20.Mai Weltbienentag?

Der UN-Weltbienentag (World Bee Day) wurde erstmalig 2018 von den vereinten Nationen ins Leben gerufen um auf die Probleme des Artenrückganges hinzuweisen. Das Datum geht auf den Geburtstag des slowenischen Imkerwissenschaftlers Anton Janscha im Jahre 1734 zurück. Er war nicht nur Hofimkermeister bei Maria Theresia in Wien, sondern auch Rektor der weltweit ersten modernen Imkerschule.

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