Münster-Tatort – wenn Unwirkliches auch noch irreal wird

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Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) hören aus Ihrem Versteck im Keller, wie sich Frau Mann und Herr Muster auf ihrer Suche immer weiter vorarbeiten. (Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)

Gestern lief in der ARD wieder eine „Tatort“-Folge. Seit über 50 Jahren für viele  Pflichtprogramm am Sonntagabend. Seit mittlerweile 20 Jahren begeistert der Münster-Tatort mit Kommissar Frank Thiel und Rechtsmediziner Professor Karl-Friedrich Börne.

Bereits bei der Folge „Lakritz“, im Oktober 2019, waren wir für unsere Kollegen von www.allesmuenster.de bei der Vorpremiere dabei und haben darüber berichtet. Unser seinerzeitiger Kommentar zu „Lakritz“ ist übrigens auch bei Wikipedia zu finden, wenn man sich da die Tatort-Folge aufruft.
Diesmal gab es keine Premiere als Präsenzveranstaltung, bei der üblicherweise auch einige Akteure des Tatort-Teams zugegen sind. Wir hatten dennoch Gelegenheit, schon im Vorfeld zu sehen, was gestern millionenfach über die Bildschirme flimmerte.

Der Drehstart zu „Propheteus“ – Einige der hier abgebildeten Akteure wären sicherlich bei der Premiere dabei gewesen.
Von links nach rechts: Jan Kruse (Bavaria Produzent), Sven Halfar (Regie), Mirko Schrader (Björn Meyer), Silke Haller „Alberich“ (ChrisTine Urspruch), Prof. Karl-Friedrich Börne (Jan Josef Liefers), Herbert Thiel (Claus D. Clausnitzer), Frank Thiel (Axel Prahl), Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann), Sophie C. Seitz (Redaktion WDR)
Timo Moritz (Kamera)
(Foto: WDR/Thomas Kost)

Die Münster-Tatort-Fan-Gemeinde saß gestern erwartungsvoll vor den Bildschirmen. Cracker und trockener Rotwein in Reichweite. Trockener Humor sollte gleich in die Wohnstube rieseln.  Die jüngsten Folgen des Teams um Professor Börne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Thiel (Axel Prahl) ließen einen unterhaltsamen Abend erwarten, dazu der Auftakt ins Jubiläumsjahr 20 Jahre Münster-Tatort, – das verpflichtet.

„Wir können was wir tun.“ Professor Börne (Jan Josef Liefers) bei den Ermittlungen am Tatort    (Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)

Doch dann sollte es anders kommen? Der erste Spruch („Wir können was wir tun“) ließ lange auf sich warten. Waren das aneinandergereihte outtakes vergangener Dreharbeiten was hier auf den ersten Blick etwas planlos gezeigt wurde? Die Damen oder Herren (oder doch divers?) des Verfassungsschutzes die hier irgendwie Einzug ins Drehbuch gefunden hatten machten das Unwirkliche noch irrealer. Die Rückblenden in die Vergangenheit, hervorragend angewandtes Instrument in der Folge „Lakritz“ um den Münsteraner Marktmeister, wurde hier erkennbar umständlich eingesetzt. Hätten Muster und Mann frei nach dem auf der grünen Insel geklonten Schaf auch noch Dolly mit Vornamen geheißen, wären wohl dem hartgesottensten Fan nervöse Zuckungen auf seiner Fernbedienung aufgefallen.

Auch Frau Mann (Daniela Reichert) und Herr Muster (Melanie Reichert) stellen in dem Fall des ermordeten Programmierers Magnus Rosponi eigene Ermittlungen an. Offenbar im Auftrag des LKA.
(Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas Kost)

Aber ein Fußballspiel dauert 90 Minuten und so wird auch der Krimi aus der Westfalenmetropole tapfer weiterverfolgt.

Wer auf den üblichen Münster-Tatort, der statt Nervenkitzel schon mal eher die Lachmuskeln aktiviert, gehofft hatte, der musste jetzt feststellen: Die können auch anders, sprechen ein  aktuelles Thema kunstvoll verpackt kritisch an um am Ende dann doch aufzuzeigen, wie absurd und lächerlich das Handeln dieser kleinen Gruppen erscheint.

Corona zu thematisieren ist schwierig, da zwischen Dreharbeiten und Ausstrahlung eine zu große Zeitspanne liegt, die dem jeweils aktuellen Geschehen nicht gerecht wird. Die implantierten Chips, der Gehorsam gegenüber eines „Propheteus“, dem man nur nachplappern muss, vermutlich ohne selber zu verstehen, was man da macht, und am Ende die Erkenntnis, dass die Verschwörer sich ja selber der Mittel bedienen, gegen die sie vorgeben, anzukämpfen, – hm….  Der oder die ein oder andere wird’s verstanden haben.

Am Ende, und beim zweiten Mal gucken, war es dann doch wieder irgendwie genial – aber nur irgendwie.

(Dieser Kommentar ist vor den Ereignissen in der Ukraine verfasst worden.)

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