(viele Fotos am Ende des Berichtes)
Die berühmte Kästchen-Szene aus Goethes Faust gehört wahrscheinlich zum Grundstock jeder Schauspielschule – und das weltweit – also ganz großes Theater. Und dieses ganz große Werk von Johann Wolfgang von Goethe auf der kleinen Bühne in Reckenfeld aufgeführt. Nun, die besagte Szene (beginnend ab Seite 89 fortlaufend folgende), wird einige Minuten dauern, dann Schlussapplaus und das war es dann… Nicht so am gestrigen Samstag bei der Premiere in der von Lutz Hübner bearbeiteten Version. Denn nach der Originalszene geht es erst richtig los – acht verschiedene Interpretationen folgen und das Besondere: allesamt sind sie eigentlich noch nicht bühnenreif, denn der Zuschauer befindet sich mitten in den Proben. Immer wieder werden Sequenzen gespielt, korrigiert, nochmal gespielt, nochmal korrigiert. So, oder ähnlich, muss es sein, wenn die Akteure tatsächlich proben.
Jede einzelne der insgesamt 9 Szenen, die hier dargestellt werden, hat ihre eigenen Charaktere die imposant verkörpert wurden.
Besonderheit Nr. 2: Das Publikum – exklusive 50 Zuschauer pro Vorstellung – sitzt auf der Bühne, genau da, wo sonst schon mal 50 oder mehr Tänzer für ein imposantes Bild sorgen. Unter Berücksichtigung der durch die Corona-Schutzverordnung gebotenen Mindestabstände doch irgendwie ein ganz familiäres Verhältnis.
„Gretchen 89ff. ist eine spontane Idee gewesen.“ verraten uns die Regisseure Yvonne Grüner und Patric Sohrt. Als feststand, dass die Corona-Pandemie die großen Aufführungen mit großem Ensemble und Zuschauerzahlen, die bestenfalls an die Rekorde des Vorjahres anknüpfen, nicht möglich werden lässt, war die Enttäuschung schon groß. Man suchte nach Möglichkeiten doch noch irgendwie tätig zu werden. „Der Drang, etwas zu inszenieren brannte.“
Erst Ende Mai begann man mit den ersten Leseproben, damals noch über skype. „Zu der Zeit war völlig ungewiss ob es überhaupt zu Aufführungen würde kommen können.“ Jetzt knapp drei Monate später konnten die beiden Darsteller Lea Bröker und Kevin Cichy alle Register ihres schauspielerischen Könnens ziehen und das exklusive Publikum überzeugen, – begeistern, -es war ungelogen ein Meisterstück der beiden Akteure. Die Leidenschaft, mit der gespielt wurde, war einzigartig. Die schauspielerische Leistung faszinierend, auf den Punkt das Timing, die Mimik grandios. Zwei Stunden ständige Präsenz, und dieser ständige Wechsel der darzustellenden Charaktere verlangen ein Höchstmaß an Konzentration aber auch Coolness, hier die nahtlosen Übergänge zu schaffen – und das bei Temperaturen, die auch am Abend noch um die 30°C lagen.
Nur noch einzelne Plätze sind für die vier weiteren Vorstellungen am heutigen Sonntag, am Mittwoch, Freitag und Samstag jeweils um 20 Uhr zu haben.
Hier hat ein Theaterstück durch zwei talentierte, professionell anmutende Schauspieler einen Stempel aufgedrückt bekommen.
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