Sind wir im Kreis nachlässiger, weil wir hohe Fallzahlen haben?

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Dr. Karlheinz Fuchs, medizinischer Einsatzleiter Corona für den Kreis Steinfurt erläutert, dass die im Landesvergleich hohen Fallzahlen nicht negativ zu werten seien. (Foto: Joanna Puzik)

Diese kritische Frage beantwortete Dr. Karlheinz Fuchs beim Pressegespräch im Kreishaus Steinfurt nachdrücklich mit „Nein“. Zum einen werde im Kreis Steinfurt mehr als anderswo im Umland getestet (an die 4,5 tausend Tests im Monat), so dass die Dunkelziffer gering sei. Zudem werden hier auch nicht am Coronavirus verstorbene, aber infizierte Patienten in die Statistik miteingerechnet. 25 von insgesamt 48 Toten (aktueller Stand) stammen aus Altenpflegeeinrichtungen. Deshalb lege man nach zwei einschneidenden Erfahrungen den Schwerpunkt auf das Pflegepersonal, damit infizierte, aber symptomfreie Kräfte keine Neuansteckungen verursachen (auf freiwilliger Basis). Tests sind leider nur eine Momentaufnahme, so Dr. Fuchs.

Die Ansteckung in zwei Einrichtungen (in Metelen und Emsdetten) ist besonders schlimm gewesen, dies sei aber nur dem Pech zuzuschreiben. Wie das Virus in die Einrichtung kam ist ungewiss. Wären die Einrichtungen beispielsweise im Raum Münster, würden die Fallzahlen dort auch anders aussehen. Steinfurt orientiere sich deshalb nicht an anderen Städten, sondern am Land und gehe auch seinen eigenen Weg, fügt der Stabsleiter Dr. Sommer hinzu. Deshalb bleiben auch die beiden eingerichteten Überlaufzentren in Laer und Lengerich für Covid 19 erkrankte Patienten weiterhin in Betrieb.

Dr. Martin Sommer, Krisenstabsleiter betont, dass die Zusammenarbeit im Kreis entscheidend für die positiven Entwicklungen sei und man daran festfalten müsse, die aufgebauten Strukturen nicht wieder kaputt zu machen, für den Fall, dass eine zweite Welle kommt; Links: Kirstin Weßling, Pressesprecherin des Kreises, daneben Kreisdirektor Dr. Martin Sommer. (Foto: Joanna Puzik)

Anfang des Monats (am 5. April) wurde beispielsweise eine elfköpfige Wohngruppe aus einem Pflegeheim in Lotte nach Laer gebracht, nachdem bekannt wurde, dass sich Teile des Pflegepersonals infiziert haben. Auch, wenn das Fieberlazarett sich im Nachhinein, nicht als geeignet erwiesen hat, um pflegebedürftige und infizierte Patienten zu behandeln, so war es doch eine gute erste Hilfsmaßnahme, um die Notsituation zu entzerren. Die elf Patienten wurden ins Pflegelazarett nach Lengerich verlegt, wo man kurzfristig examinierte Pflegekräfte akquiriert hatte, bevor der Großteil schließlich am 19. April wieder in die ursprüngliche Wohneinrichtung zurückkehren konnte, schildert Dr. Karlheinz Fuchs.

Es sei immer besser eine Entscheidung zu treffen als keine, so der Krisenstabsleiter Dr. Martin Sommer. Auch, wenn manche heute getroffene Entscheidung morgen wieder hinterfragen und erklären muss.

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