pro & contra Radfahrverbot in Fußgängerzone

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Seit einigen Wochen ist es bekannt, dass die Fußgängerzone in der Innenstadt jetzt nicht mehr mit dem Fahrrad befahren werden darf. Das hat seit dem Tag der Entscheidung vielen Diskussionen in der Bevölkerung „Futter gegeben“, seitdem wir jetzt hier verkündet haben, dass das Fahrradverbot am 10. September 2025 umgesetzt wird, bekommen wir zahlreiche Kommentare – gleichermaßen pro und contra.

Vorab einmal grundsätzlich zu den Kommentaren die hier abgegeben werden: Wir freuen uns über jegliches Feedback zu unseren Beiträgen. Wir nehmen aber nur solche Rückmeldungen wirklich ernst und veröffentlichen diese, wenn der Verfasser sich auch namentlich zu seiner Äußerung bekennt. Mit seinem tatsächlichen Namen und der richtigen Email-Adresse! Fantasie-Namen oder vorsätzlich falsche Adress-Angaben werden wir nicht akzeptieren. Ebenso werden notorische Ich-bin-gegen-alles-Nörgler es bei uns schwer haben. Sachliche Kommentare, Kritik oder auch Lob, sind immer willkommen, Meckern um des Meckerns willen ist nicht zielführend.

Fahrradfreie Fußgängerzone

Eins vorweg: Ich bin nicht so ganz glücklich mit der Ratsentscheidung, bedaure, dass es dazu kommen musste, – ich kann sie aber nachvollziehen und halte sie für berechtigt!

Am Samstag war ich auf dem Wochenmarkt, der ja wegen der Kirmes auf den Bahnhofsvorplatz verlegt wurde. Gleiche Anzahl Marktstände auf weniger Fläche bedeutet, dass es ziemlich eng war. Trotz dieser Enge flitzte plötzlich unangekündigt, mit rasantem Tempo, ein E-Scooter-Fahrer an mir vorbei, der wohl irgendwie eine Lücke zwischen zwei Ständen ausfindig gemacht hat. Genauso wenig, wie ich ihn vorher gesehen habe, war es auch ihm nicht möglich, einzusehen, wohin er jetzt fuhr, ob da Obstkisten oder schlimmstenfalls auch Menschen sich aufhielten. Zudem handelte es sich in diesem Fall nicht um einen Teeny, dem man noch jugendlichen Leichtsinn hätte attestieren können, sondern um einen erwachsenen Mann, der eigentlich den notwendigen Verstand hätte besitzen müssen.

Da kommen jetzt Argumente wie „Wenn ich nicht mehr mit dem Fahrrad in die Stadt darf, dann kann ich ja gleich online bestellen. So wird es noch mehr Leerstände geben.“, für andere ist eine „Raserfreie Zone“ genau der Grund, wieder in die Innenstadt zu kommen.

Für mich nicht nachvollziehbar der Einwand: „Damit holt ihr nur wieder mehr Autos in die Innenstadt!“ worin ja so überhaupt keine Logik steckt – Autos dürfen doch schon mal gar nicht in die Fußgängerzone, ausgenommen der Anlieferverkehr für den Handel zu bestimmten Zeiten. Geradezu albern, wenn ein Kommentar verkündet, dass der Verfasser jetzt wegziehen will, weil Emsdetten sich gerade abschafft…

Kunden, die mit dem Rad in die Innenstadt kommen um einzukaufen, also tatsächlich vor einem Geschäft halten, sind nicht wirklich das Problem, die achten auf ihr Umfeld, weil sie ja genau wissen, im nächsten Moment sind sie selber Fußgänger. Anders ist es häufig beim „Durchgangsverkehr“. Die fahren die Strecke häufig täglich, vielleicht sogar mehrfach, da wird es zur Routine, man weiß, wo man richtig treten kann um schneller zu werden, ist schon geübt, wie und wo ein Schlenker gemacht werden kann. Auch lässt die Gewohnheit schnell mal den Blick für das nähere Umfeld vermissen.

Die Stadt kann für alles immer nur Rahmenbedingungen schaffen. Hier kann jetzt jeder für sich entscheiden, ob er sich an diese Rahmenbedingungen hält und für ein gesundes harmonisches Miteinander eintritt oder ob er dagegen verstößt und möglicherweise eine empfindliche Geldstrafe riskiert, denn genau dazu gibt es jetzt eine gesetzliche Handhabe.

Diese Handhabe muss jetzt natürlich auch konsequent genutzt werden, nur dann macht ein solches Verbot Sinn. Nur dann kommen einige dieser Zeitgenossen hoffentlich zur Einsicht. Wenn der zivile Ungehorsam weiter machen kann, was er will, dann wird’s leider zur Lachnummer.

Achja, da war noch eine Nachricht, die spitz zusammengefasst eine „Fußgängerfreie Fahrradzone“ gefordert hat. Ein Radfahrer beschwerte sich über das Verhalten einiger Fußgänger. Da auch er ja eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit fahren darf (also quasi Gehen auf Rädern), sollte es da doch kein Konfliktpotenzial geben…

5 Kommentare

  1. Wenn alle ein bisschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden, dann wäre diese Entscheidung gar nicht nötig gewesen!
    Jetzt müssen die drunter leiden, die sich bisher immer korrekt verhalten haben. Die, die es bisher nicht getan haben, werden auch in Zukunft durch die Stadt rasen! Deshalb hoffe ich auf viele, viele Kontrollen und Strafmandate!!

  2. Das Fahrverbot ist nicht akzeptabel, denn es erschwert das Einkaufen in der Stadt erheblich, für die die auf ihr Fahrrad angewiesen sind.
    KONTROLLEN und die RASER aus dem Verkehr ziehen wäre der bessere Weg gewesen.

  3. Ich glaube, es wird sich mit Verbot nichts ändern. Die, die sich nicht an die Regeln halten, werden es auch weiterhin nicht tun. Die gab es vorher auch und wird es weiterhin geben. Es wäre schade, wenn es ein Verbot geben würde, denn die sich an die Regeln halten, stören dort nicht.

  4. Das beschlossene Fahrverbot für Radfahrer*innen in der Innenstadt ist nichts anderes als ein Schnellschuss – Symbolpolitik, die mehr Probleme schafft, als sie löst. Klamüsern wir das mal aus einander:

    Unfalllage:
    Fakt ist: In der Innenstadt hat es bislang keine nennenswerten Unfälle zwischen Radfahrer*innen und Fußgänger*innen gegeben. Von einer realen Gefahrenlage zu sprechen, ist schlicht unseriös. Wer hier ein Drama inszeniert, konstruiert ein Problem, das es nicht gibt.

    Fußgängeraufkommen:
    Auch das angeblich „überfüllte“ Zentrum ist ein Märchen. Abseits von Markttagen oder Festen ist das Aufkommen völlig überschaubar. Ein Dauerverbot dafür? Reine Schaufensterpolitik.

    Pedelecs sind das eigentliche Problem:
    Die eigentliche Gefahr geht von Pedelecs aus – hohe Geschwindigkeit, extreme Beschleunigung und eingeschränktes Reaktionsvermögen älterer Fahrer*innen. Wer ernsthaft Sicherheit will, müsste hier ansetzen. Stattdessen wird mit der Holzhammer-Methode gleich allen Radfahrer*innen die rote Karte gezeigt. Das ist bequem, aber falsch.

    Sicherer Schulweg für Kinder:
    Und was völlig übersehen wird: Viele Kinder nutzen den Weg durch die Fußgängerzone zur Schule und zurück oder in die Stadt, weil er dort bislang sicherer war als auf Straßen mit fragwürdigen Radwegen aber Autos und LKWs. Jetzt zwingt man sie genau dorthin – auf deutlich gefährlichere Routen. Wer so etwas beschließt, gefährdet aktiv Kinder, anstatt sie zu schützen. Zum Glück gibt’s dann mehr Elterntaxis… (und dann natürlich Verbote gegen Elterntaxis…)

    Strafmandate als Selbstzweck:
    Besonders entlarvend sind die Stimmen, die sich geradezu freuen, dass es nun „reichlich Strafmandate hageln“ werde. Das ist kein Ruf nach Sicherheit, das ist das Jubeln über Strafe um der Strafe willen – Ausdruck eines reaktionären Freiheitsverständnisses. Wer Strafen feiert, will nicht gestalten, sondern kleinmachen.

    Schaden für den Einzelhandel:
    Die Leidtragenden? Die Händler*innen vor Ort. Es wäre natürlich komplett übertrieben, wenn ich behaupten würde, täglich beim Rückweg vom Bahnhof bei kleinen Geschäften eingekauft zu haben. Aber gewiss ist: Diese Zufallsbesuche finden jetzt gar nicht mehr statt. Auch spontane Dinge wie ein kurzer Halt in der Eisdiele fallen weg. Am Ende bedeutet das: weniger Kundschaft, weniger Umsatz, mehr Leerstände – und wieder neue „Rettungsprogramme“ für die Innenstadt.
    Danke an die Kommualpolitik, dass sich mein Amazon Prime Abo nun noch mehr lohnt.

    Fazit: Dieses Verbot löst kein Problem, sondern produziert neue. Es schadet der Innenstadt, gefährdet sichere Schulwege und wird von einigen offenbar nur deshalb gefeiert, weil man endlich Strafen verteilen kann. Das ist kein Fortschritt, das ist eine Bankrotterklärung in Sachen Verkehrspolitik und Freiheitsverständnis.

    P.S.:
    Jetzt alle:
    „Ein E-Scooter ist kein Fahrrad. Ein E-Scooter ist kein Fahrrad. Ein E-Scooter ist kein Fahrrad.
    Und ein Pedelec übrigens auch nicht.“

  5. Es wird wie es wird, es werden sich nur die daran halten die sowieso schon Rücksicht genommen haben.
    Der Rest wird weiter durch die Stadt fahren.

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