Pflegekammer – nein Danke ?! – Pflegekräfte fühlen sich falsch beraten – Leserbrief

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(Foto: pixabay)

Uns erreichte jetzt ein Leserbrief zum Thema „Pflegekammer NRW“:

Nicht erst seit Corona ist bekannt, dass Pflegekräfte in Deutschland überlastet sind.
Die politische Antwort darauf ist die Einführung der Pflegekammer.
Was sich im ersten Moment so gut anhört, „Stimme der Pflege“, „Interessenvertretung der Pflegekräfte“…, entpuppt sich bei genauerem Hinschauen, als ein Tritt in den Allerwertesten der Pflegekräfte, die gestern noch beklatscht wurden!
Danke, nein!

Viele von uns sind mehr als sauer. Das ist der Tropfen der das Fass zum überlaufen bringt. Tausende Pflegekräfte haben sich in Niedersachen und Schleswig-Holstein erfolgreich dagegen gewehrt, dort wird die Pflegekammer wieder abgewickelt.
In NRW möchte man uns trotzdem in die Kammer zwingen und zwar auf Grund einer Befragung von 1500 Pflegekräften von über 200 000 Pflegekräften. 50% dieser 1500 waren entweder gar nicht informiert was Pflegekammer bedeutet oder sie hatten mal davon gehört.

Eine Kammer darf vom Staat nur gegründet werden, wenn sie eine Aufgabe des Staates übernimmt!

Die Aufgabe der Pflegekammer ist :

Sicherstellung der professionellen Pflege der Bevölkerung.

Wir sollen also eine Aufgabe vom Staat übernehmen und auch bezahlen, die eben genau dieser Staat über Jahrzehnte durch politische Rahmenbedingungen, erst dahin gebracht hat wo wir heute stehen!
Danke, nein!

Dazu wird dann auch noch behauptet, dass die Kammer etwas für uns tut. Es wird von 4000 € Einstigsgehalt gesprochen, bessere Arbeitsbedingungen usw. Dabei sind genau das gar nicht die Aufgaben der Kammer! Die Kammer könnte auch rosa Einhörner fördern, der Erfolg wäre derselbe!
Danke, nein

Pflegekammer ist nicht in der Lage unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern. Pflegekammer kann nicht die Arbeitgeber sanktionieren.
Pflegekammer verhandt keine Tarife.
Pflegekammer hat auch politisch nur bis dahin Einfluss wie Politik das zulässt. Außgerechnet im obersten Gremium der Selbstverwaltung  dem GbA hat sie kein Stimmrecht.
Auch im Hinblick auf Pflegepersonalbemessungsgrenzen hat sie keinen Einfluss! Auf Landesebene  sitzt sie zwar in Gremien,  aber da wo es keinen Einfluss hat auf unsere primären Interessen!
Sie kann uns sanktionieren.
Sie wird uns lebenslang als Mitglieder behalten auch über die Rente hinaus müssen wir Mitglied bleiben.
Überhaupt nicht klar ist, ob wir Fortbildungen zukünftig in unserer Freizeit absolvieren und auch noch bezahlen müssen. Die Pflegekammer ist nämlich dann für Fortbildung zuständig.
Bisher hat der Arbeitgeber diese angeboten und auch bezahlt.
Pflegekammer registriert uns, mit allen Daten
unser Recht auf Datenschutz ist für 5 Jahre ausgehebelt.
Danke, nein!

Wir sind schon heute nicht mehr in der Lage, die uns bekannten pflegefachlichen Standards umzusetzen. Nicht weil sie uns nicht bekannt sind, sondern weil einfach die Zeit für viele Dinge fehlt, da es zu wenig Personal gibt. Da helfen keine weiteren pflegefachlichen oder berufsethischen Standards, im Gegenteil, das erzeugt nur noch weiteren Druck.
Auf so eine Interessenvertretung können wir verzichten!
Danke, nein!

Die Politik ist eine Aufgabe los, inklusive der Kosten und hat dazu noch eine Institution auf die Sie verweisen kann und wird, wenn es um die pflegerische Versorgung der Bevölkerung geht siehe Demografischer Wandel und auch in künftigen Pabdemiezeiten!
Danke, nein!

Das Thema, Sicherstellung der pflegerischen Versorgung ist eines der bedeutendsten und schwerwigensten Themen der Zukunft.
Uns Pflegekräften diese Aufgabe zu übertragen und das auch noch als großen Wurf für die Pflegekräfte zu verkaufen ist unter den bekannten Rahmenbedingungen, ein echter Tritt in den Allerwertesten!
Danke, nein!

Eine Vollbefragung zur Pflegekammer wäre das Mindeste!

Längst liegen der Politik gute Instrumente zur Personalbemessung vor um unsere Rahmenbedingungen zu ändern und wirkliche Wertschätzung zu zeigen. Was fehlt ist der politische Wille! Da hilft auch keine Kammer.

Es haben sich inzwischen weit über 12 000 Pflegekräfte in einer Facebook Gruppe zusammen geschlossen der Name lautet, Nein zur Pflegekammer NRW

10 Kommentare

  1. der Brief ist mir zu eimseitig:
    die stichprobenartige Befragung in NRW hat einen hohen Zuspruch drr Befragten ergeben, ich meine über 90%, jetzt zu behaupten 50% hätten abgestimmt und wären quasi nicht informiert gewesen finde ich schwierig. Jeder darf in unserem Land abstimmen, informiert oder nicht, wer seine Stimme abgibt wird gezählt, nennt sich Demokratie.
    Die Kammer nimmt nach ihrer Wahl staatliche Aufgaben für die Pflege wahr. Dass ist richtig und gut! Pflege sollte die sie betreffenden Themen auch selber regeln und (mit)-entscheiden. Die PK kann sehr wohl politischen Einfluss nehmen und die Rahmenbedingungen verbessern. Über politische Vorlagen, Qualitätsstandards, etc. und sich im Schulterschluss mit Arbeitgebern, Gewerkschaften und Berufsverbänden für mehr Geld und bessere Rshmenbedingungen einsetzen.
    Pflegekammer gestalten, wählen gehen und nicht bekämpgen! FÜR DIE PFLEGE

    • Schauen Sie sich mal die Befragung an. Für den Bereich Zustimmung wurden die Felder aus dem Mittelfeld Stimme zu, Stimme voll zu und „warum nicht“ zusammengefasst. Und in Summe sind es keine 90 % gewesen, sondern ca 75 %. Und runtergerechnet von 1500 Befragten reden wir hier von ca 800 Personen. Pflegekräfte sind mindestens. 200000 Personen. Weniger als 0,5% haben demzufolge zugestimmt. Das ist nicht repräsentativ. Das ist nicht mal ein Trend. Pflegewissenwchaftlich sehr bedenklich und nicht akzeptabel.
      Jeder darf abstimmen, nur nicht bei dieser Befragung. Es war ein geschlossener Kreis der befragt wurde. Nicht jede,der 200000 pks wurde gefragt oder hatten die Möglichkeit abzustimmen. Die Kammer kann keine staatlichen Aufgaben wahrnehmen. Dafür fehlen ihr die Rechte. Alle Themen sind bereits gesetzlich geregelt(Tarifvertrag, Arbeitszeit, krankenpflegegesetz, etc) lediglich Fortbildungen können durch die Kammer geregelt werden. Selbst Weiterbildungen sind per Gesetz geregelt. Da hier meist auch eine höhere Entlohnung folgt.
      Und ausserdem, die Pflege war schon immer in der Politik. Deutscher pflegerat schon immer im gba. Jetzt auch wieder in der kammer. Es gibt einen Bundesausschuss Pflege, seit Jahren…und noch was, wieso sitzen der medizinische Dienst, wohlfahrtsverbände und Krankenkassen in der Bundespflegekammer/- Ausschuss? Ein Schelm wer böses denkt, denkt man mal an die Finanzierung der pflegenden in den Krankenhäusern bzw. im Gesundheitswesen.

  2. @ Dirk Terhorst: die stichprobenartige Befragung hatte eine Befürwortung von 79% ergeben.
    Allerdings muss man dazu wissen, dass 1500 Pflegekräfte (von ca. 220.000) im Jahr 2018 befragt wurden.
    Von diesen 1500 PK waren 50% zur Pflegekammer informiert, die anderen hatten den Begriff Pflegekammer schon mal gehört, oder auch nicht mal das. Sie erhielten einen Flyer zum Thema.
    Aufgrund dieses Wissensstandarts wurde die Erhebung durchgeführt.
    Juristisch und wissenschaftlich gesehen mag dies korrekt gewesen sein, ob es nach den Erfahrungen in SH und NS klug gewesen ist, auf diesem Befragungsergebnis aufbauend weiter zu machen, bezweifle ich.
    Leider wird die Pflegekammer ja nur beratende Aufgaben wahrnehmen dürfen und in den wichtigen Gremien und Themen weiterhin am sog. Katzentisch sitzen.
    Die Verbesserung der nötigsten Rahmenbedingungen wie: Gehaltsvereinbarungen, Personalschlüssel sind gar nicht im Aufgabenkatalog der Pflegekammer aufgeführt (s. Heilberufegesetz), sie werden auch keine Kontrollen in den Heimen durchführen oder die Pflegekräfte bei Streitfällen beraten können.
    Insofern arbeitet sie nicht wirklich für die Pflegekräfte sondern eher für die Pflegebedürftigen und Arbeitgeber.
    Immerhin wurde mit der ganzen „Geschichte“ erreicht, dass hier wie auch vorher in SH und NS die Pflegekräfte wach werden und sich organisieren. Bin gespannt, was daraus wird!

    Und ja: Registrieren und Wählen-Gehen ist die nötige Devise!
    FÜR DIE PFLEGE!

  3. Die Pflegekammer war nie als Entlastungsinstrument der Politik für Pflege gedacht. Sie dient primär der Erhaltung und Weiterentwicklung einer guten, professionellen Pflege für Patienten. Damit ist bereits der erste Teil falsch. Was jetzt eigentlich so schlimm daran ist eine professionelle und gute Pflege sicherzustellen weiß ich nicht.
    Man muss monieren das es bisher keine Regierungskonstellation geschafft hat den rechtlichen für bessere Arbeitsbedingungen und die Gewerkschaft so zu unterstützen das angemessene Löhne dabei herauskommen. Hier könnte es wichtig sein über Bande zu denken und zu eruieren ob ein stimmberechtigter Sitz in Gremien und eine rechtsverbindliche BO für Verbesserungen sorgen kann. Hier ist die Kammer rasch gefragt und kann sie nicht flankierend eingreifen nutzt sie nichts. Leider weiß niemand ob sie nutzen kann oder nicht. Einfach nein zu sagen ist nicht ausreichend.
    Am Schluss noch ein Punkt, der gerne unterschlagen wird: Das Fachpflegepersonal organisiert sich berufspolitisch nur marginal. Ein Großteil tut nichts. Auch hier ist eine Verbesserung wünschenswert.

    • Das wird aber behauptet, daß die Pflegekammer Entlastung bringt.
      Es ist zZ nicht die mangelnde Professionalisierung die unser größtes Problem darstellt. Sondern mangelndes Personal.

  4. @Dirk Terhorst, zur Befragung wurde genug gesagt. Die Pflegekammer ist für Patienten da in dem sie unsere Arbeit kontrolliert. Beschwerden über mich nach geht. Aber sie hilft mit in keiner Art und Weise, im Gegenteil, sie setzt mich unter Druck, in meiner Freizeit, durch mich finanziert Fortbildungen durch zu führen. Die kommen dem Arbeitgeber zu Gute und dieser hat die Fortbildung bisher finanziert und mich freigestellt. Es gibt an vielen Kliniken schon Berufsordnungen und Standards. Warum das Rad auf meine Kosten neu erfinden. Auch wird die Kammer nie einen Schulterschluss mit den Arbeitgebern durch führen.

  5. @Dirk Terhorst
    Auf Landesebene hat die Kammer auf unsere dringendsten Probleme KEINEN Einfluss.
    Sie sitzt zb im Gremium Landeskrankenhausplanung,
    da wo es wichtig wäre, wo es um Personalbemessung geht im GBA, hat sie Beratungsrecht, kein Stimmrecht.
    Das hat der deutsche Pflegerat auch schon immer gemacht!

  6. @Stefan Schulz:

    Aha,Sie geben es ja selber zu,dass die Pflegekammer nicht primär als Entlastung für die Pflegekräfte da ist,sondern für die Bevölkerung!
    Wofür soll ich dann zahlen,dafür dass es der Allgemeinbevölkerung gut geht?
    Dafür habe ich seit über 30 Jahren im Berufsleben genug getan,besonders in der Coronazeit,zumal viele ihren Job jetzt aufgrund dessen an den Nagel gehangen haben und es werden noch viel mehr ,sollte das mit der Pflegekammer nicht abzuwenden sein.

    Wer versorgt dann die ganzen Patienten und hat obendrein noch Zeit für Fortbildungen?
    Wenn wir schon mal dabei sind,die „schlechten“ Arbeitgeber,die sich bisher nicht um FB gekümmert haben,werden es auch zukünftig nicht tun,das badet dann aber die Pflegekraft alleine aus, in ihrer Freizeit und ihrem eigenen Geld,wodurch dann auch viele wieder sanktioniert werden, bzw am Ende ihre Berufserlaubnis verlieren.
    Ein Teufelskreis!

    Warum sollte man zig Jahre abwarten,bis die Pflegekammer Ergebnisse liefert?
    Es ist JETZT 1 Minute vor zwölf,wenn sich nicht ganz schnell was ändert,geht alles den Bach herunter.

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