Passt zusammen – Erinnerung und Neustart – Ausstellungseröffnung in der Galerie Münsterland

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(Foto: Jochen Schülpke)

Die Erinnerung ist sehr real, haptisch, fassbar, erschließt sich schnell; der Neustart arbeitet mit dem, was und wo er ist, braucht Vorbereitung und dann wird er selbstständig, produziert sich selbst, endlos.„Endlich“ war der Tenor bei der Eröffnung einer Ausstellung in der Galerie Münsterland, endlich können wir – wenn auch mit der nötigen Beachtung der inzwischen gewohnten Regeln AHA und 3G – wieder gemeinsam Kunst erleben, betrachten und uns gemeinsam daran erfreuen. Denn es war erfreulich, was ab heute, 31.10.2021, bis zum 23.1.2022 zu sehen und zu erleben ist. Zwei Installationen, von in Emsdetten schon bekanntenKünstlern, von Eva-Maria Joeressen, die schon 1992, dem Jahr der Eröffnung der Galerie ausstellte und diesmal mit dem Klangdesigner KlausKessner zusammen arbeitet und Seet van Hout, deren erste Ausstellung in Emsdetten von 1998 datiert. „Endlich“ war auch das Hauptstichwort in der Eröffnungsansprache von Marita Haude, der stellvertretenden Bürgermeisterin, endlich wieder Kunstbetrachtung live in Emsdetten.Ingrid Raschke-Stuwe, Kunsthistorikerin, ordnete die beiden Installationen fachkundig ein, zeigte Zusammenhänge – beide verweisen schon in den Titeln, „BACK UP“ und „reset“ auf Gemeinsames in der Technik – aber auch die Unterschiede werden in den Erläuterungen offenkundig.

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Erinnerung ist der aktiv gebliebene Teil eines backups, sprachlich und bildlich gewordene Bestandteile des menschlichen Hirns. Seet van Hout geht sehr traditionell mit diesen Bestandteilen um, auf Stoffbahnen gestickte Texte – eigene und zitierte – und ebenso gestickte Bilder von Menschen und ihrem Speicher, dem Hirn. Der Besucher geht durch einen Wald schmaler, von der Decke hängenden Stoffbahnen, rot bestickt und teils aufgerollt, nicht mehr direkt lesbar, aber ihr Inhalt im BackUp immer vorhanden. Das BackUp hat auch ein Archiv am Ende der Installation: Schubladenschränke, teils geöffnet und zugänglich, teils außer Reichweiteeinfach zu hoch und obenauf noch als Tresor. Das BackUp des Hirns ist eben teilweise öffentlich – und dann bestrickend – teils privat und außer Reichweite.Das „reset“ ist immer die Voraussetzung eines Neustarts; altes aufgeben, an den Anfang zurückgehen. Und dieser Anfang ist – in dieser Ausstellung- der reale, konkrete Ausstellungsraum, der obere Raum der Galerie. Hier hat sich Eva-Maria Joeressen seit geraumer Zeit aufgehalten, Abbilder des Raume gemacht. Auf ihn wird das reset zurückführen. Seine Abbilder in 100 Fotos sind der Bodensatz nach dem reset. Danach arbeitet der Rechner mit diesem Material. Angeleitet durch komplexe Programme entsteht ohne jeglichen Einfluss ein „lebendiger Organismus“ in den Projektionen auf die Wände des abgebildeten Raums. Man braucht etwas Zeit zur Betrachtung und dann erkennt man mitunter Elemente aus den ursprünglichen Fotos, man erkennt den Raum; und bei diesem Zuschauen31.10.2021wird man auch der akustischen Begleitung, geschaffen von Klaus Kessner, gewahr, die dezent die Projektionen begleitet. Die Anmutung derInstallation scheint abstrakt und doch ist sie es nicht. Abstraktion entsteht durch das Denken, während hier die projizierten Bilder aus sehr Konkretem, den Fotos, durch eine Maschine generiert werden. BACKUP und reset sind Begriffe aus der Rechnerwelt. Beides ist unverzichtbar zum Funktionieren von Computern, sowohl die Erinnerung und auch der Neustart. Passt zusammen..

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