Katja Drankova aus der Ukraine, seit 4,5 Jahren in Deutschland – am Samstag soll es ein Wiedersehen mit einem Teil ihrer Familie geben

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In den Straßen und auf den Plätzen, die heute in Schutt und Asche liegen, in den Gebäuden von Kiew, die heute zerbombt sind, war Katja Drankova zuhause, bevor sie 2017 nach Deutschland kam (Foto: privat)

Der Anlass des Gespräches ist weniger erfreulich, die kriegerischen Handlungen in der Ukraine. Katja Drankova (27) kommt aus der Ukraine, ist seit viereinhalb Jahren in Deutschland. Hat zunächst ein Jahr als AuPair gearbeitet, macht jetzt eine Ausbildung zur Krankenschwester. Noch am Morgen vor dem Treffen mit AllesDetten hatte die junge Frau eine Prüfung. Katja kommt aus Kiew, hat dort Sprachen studiert, ist ausgebildete Dolmetscherin für Deutsch und Englisch.

Trotz der scheinbar aussichtslosen Situation in ihrer Heimat, strahlt Katja einen zunächst verhaltenen im weiteren Verlauf aber immer bestimmter werdenden Optimismus aus, macht sich fast schon lustig über den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Seine Panzer stehen vor Kiew und haben kein Benzin mehr. Die Soldaten verhungern, weil die Versorgungsfahrzeuge nicht durchkommen.“ Schwarzer Humor denn in den Nächten werden immer wieder russische Angriffe auf Kiew geflogen. Entgegen der russischen Angaben, nur militärische Einrichtungen anzugreifen, gibt es tatsächlich eine hohe Anzahl ziviler Opfer, Wohneinrichtungen die bombardiert werden, Kinder…

Katjas Eltern leben seit sieben Jahren in Moskau. Ihre Mutter ist dort Fillialleiterin einer Supermarktkette. Wenn alles klappt, landet die Mutter am Samstag in Hannover, hat dann 20 Stunden Flug hinter sich, von Moskau über Kirgisistan nach Istambul und dann in die niedersächsische Landeshauptstadt. „Hoffentlich klappt alles!“, versucht sie die Möglichkeit, dass ihre Ausreise im letzten Moment verhindert werden könnte, gar nicht erst aufkeimen zu lassen. „Der Putin ist unberechenbar.“, eine Anspielung auf die Gesetze die derzeit fast täglich neu erlassen werden. Katja freut sich schon auf das Wiedersehen.

Ihr Onkel und ihre Tante in Kiew leben seit einer Woche nur noch im Keller. Die Schwester ihres Großvaters will in ihrer Wohnung übertage bleiben. „Die haben mir erzählt, dass die Russen mobile Krematorien dabei haben und deren gefallene Soldaten sofort verbrannt werden.“ Die Leichen sollen nie irgendwo auftauchen. Die Namen verschwinden plötzlich als wären sie nie da gewesen.

Mehr und mehr russische Soldaten spielen mit dem Gedanken, zu flüchten, erkennen die Sinnlosigkeit ihres Auftrages. Viele haben möglicherweise sogar ukrainische Wurzeln. Ukrainer arbeiten in Russland und umgekehrt, die beiden Völker sind untereinander verbunden.

Viele Freundinnen sind derzeit auf der Flucht, die jungen Männer müssen bleiben um das Land zu verteidigen. Sie haben einen unbändigen Nationalstolz. Während der westliche Teil der Ukraine schon europäischer geprägt ist, herrscht im Osten eine eher russische Mentalität. Der Hass auf die Russen ist jedoch im ganzen Land zu spüren. „Aufgeben, sich Putin unterwerfen, wird es nie geben.“

Die Informationen, die die russische Regierung seinem Volk zukommen läßt, das sind Märchen, Propaganda, davon stimmt nichts. Katja verfolgt tatsächlich auch die russischen Nachrichten. Spricht darüber mit ihren Eltern, die wissen auch, dass das, was ihnen erzählt wird, nicht stimmt, haben aber Angst vor Sanktionen. In Russland wird jeder Widerstand den staatlichen Machenschaften gegenüber auf das Härteste bestraft.

AllesDetten drückt Katja und ihrer Mutter die Daumen, dass am Samstag die Familienzusammenführung klappt!

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