…eine der vielen tiefgründigen Aussagen von Dr. Leon Windscheid gestern Abend.
Der Bürgersaal von Stroetmanns Fabrik war endlich mal wieder prall gefüllt. Die Corona-Schutzverordnung erlaubte die volle Besetzung: 550 Plätze – ausverkauft. Natürlich alle mit Maske und Einlaß bekam nur, wer mindestens eines der drei G’s nachweisen konnte: Genesen, Geimpft oder negativ Getestet und das innerhalb der letzten 48 Stunden. – Ein hochmotiviertes Team von Stroetmanns Fabrik, von der Einlaßkontrolle über den Service bis hin zur Bühnentechnik sorgte für einen reibungslosen Ablauf, als hätte die Zwangspause nie stattgefunden.
Dr. Leon Windscheid war es, der die Massen anzog. Natürlich erzählte er am Ende auch von seinem Millionengewinn bei Günther Jauch, zeigte stolz den Kontoauszug auf dem die Überweisung von RTL Köln GmbH „1.000.000,00 €“ stand – in schwarz!!! – sonst wies der Beleg nur rote Zahlen aus.
Aber darum ging es an diesem Abend nicht. Leon Windscheid, seines Zeichens Psychologe, nahm das Publikum an die Hand und war fortan dessen Reiseführer auf der Fahrt durch’s menschliche Gehirn, holte sich Martin auf die Bühne, der in der Zeitachse den vor über 300.000 Jahren existierenden Homo Sapiens verkörperte, machte sich Gedanken, warum Patrick von seiner Freundin Karten zum Besuch eines Psychologen geschenkt bekommen hatte.
Witzig und unterhaltsam aber mit ungeheuer viel Tiefe hielt Windscheid der Gesellschaft einen Spiegel vor: zeigte auf, wieviel Kinder mittlerweile tatsächlich verhaltensgestört sind, und wieviel der Eltern sicherheitshalber gleich mit in Therapie sollten. Berichtete über Forschungen, bei denen die Probanden aus lauter Langeweile einen Elektroschocker (gleich mehrfach) an sich ausprobieren.
Beim Attentat auf dem Berliner Weihnachtsmarkt starben 12 Menschen, durch Alkohol kommen jährlich 34.000 ums Leben. Das Gefährliche auf den Weihnachtsmärkten ist also nicht der Terror sondern der Glühwein. Damit wollte er den Terror keineswegs verharmlosen, Windscheid macht deutlich, wie die Terroristen es verstehen, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, Angst zu schüren. Und mit dieser Angst muss man umgehen können. Angst kann auch etwas positives sein und Windscheid erklärte seinen gebannten Zuhörern, wie sie das täglich umsetzen können.
Mit einem ganz simplen Intelligenztest, bei dem im ganzen Saal nur 15 x der Top-Score erreicht wurde, zeigte er dem Publikum, an welch hoffnungsloser Selbstüberschätzung die Menschheit doch leidet.
„Wir sind inzwischen soweit, dass Maschinen, Computer, mehr über uns wissen und erkennen können als ein menschliches Gegenüber.“ Und machte dies auch gleich an Beispielen deutlich. Computer sind mittlerweile soweit, zu erkennen und zeitgleich wiederzugeben, was sein Bediener gerade denkt. Auch hierfür verblüffende Beispiele, die vom Publikum mit Schrecken aufgesogen wurden.
Viele weitere bemerkenswerte Dinge, so simpel und doch so fern, zeigte er auf, war dabei durchaus auch gesellschaftskritisch aber immer unterhaltsam verpackt – man hätte ihm stundenlang weiter zuhören können. Dieses Programm lohnt sich definitiv, wer die Möglichkeit hat, sollte sich um Karten bemühen. – Und nach den ganzen Einschränkungen der vergangenen 18 Monate tut auch ein solches gemeinsames Erlebnis im Bürgersaal von Stroetmanns Fabrik mehr als gut.
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