„Endlich ein Zuhause“ neue Initiative gegen Wohnungslosigkeit

0
1401
Praktikerinnen und Praktiker der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause!“: (hinten v. l.) Gabriele Andresen (SkF Ibbenbüren), Merle Bonk (Caritasverband Rheine), Birte Kerperin (SkF Ibbenbüren), (vorne) Lukas Nagelsmann (Caritasverband Rheine) und Lea Kurth (Caritasverband Emsdetten-Greven). Es fehlen Anne Koopmann (Caritasverband Emsdetten-Greven) und Marina Rudolph. (Foto: Kreis Steinfurt)

Am 11. September ist der Tag der Wohnungslosen – eine Problematik, die im eher ländlich geprägten Kreis Steinfurt nicht so relevant ist? „Dem ist leider nicht so“, erläutert Frank Winter, Sachgebietsleiter für die sozialen Dienste beim Kreis Steinfurt, und stellt klar: Der Kreis Steinfurt gehört zu den 20 am stärksten von Wohnungslosigkeit betroffenen Kommunen in NRW. Grund genug für das Land NRW, den Kreis seit dem vergangenen Jahr aus der Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE“ bei den Bemühungen, Wohnungslosigkeit zu bekämpfen, zu fördern.

Der Caritasverband Emsdetten-Greven, der Caritasverband Rheine sowie der SKF Ibbenbüren beteiligen sich für den Kreis Steinfurt an dem Projekt der Landesinitiative. Sie verfolgen gemeinsam das Ziel, die Anzahl der von der schlimmsten Form der Armut betroffenen Menschen weiter zu reduzieren. Aus Mitteln der Landesinitiative können sie hierfür „Kümmerer“ einsetzen.

Projektleiter Frank Winter ist überzeugt, dass die Initiative für den Kreis einen großen Gewinn darstellt. „Die Träger sind im guten Austausch und möchten flächendeckend für den Kreis Ansprechpartner für die Wohnungsnotfallhilfe sein.“

Beim Caritasverband Rheine werden Wohnungsnotfallhilfen bereits seit über 20 Jahren geleistet. Hier hilft die personelle Verstärkung und die Möglichkeit, der hohen Anzahl an Beratungsanfragen gerecht zu werden. Konzeptionelle Verbesserungen können jetzt umgesetzt werden. Ebenso kann das vorhandene „Know-how“ auch für andere Orte im Kreis, in denen es dieses Angebot bisher nicht gab, sinnvoll eingesetzt werden.

Beim SKF Ibbenbüren gab es bisher mit dem „Wohnhaus für Frauen in Notsituationen“ ein Angebot für Frauen. Nun kann die Zuständigkeit auch auf andere Zielgruppen ausgeweitet werden. „Jetzt ist es möglich, sich intensiver um jeden einzelnen Fall zu kümmern“, so Gabriele Andresen, eine der zwei Mitarbeiterinnen des SKF Ibbenbüren.

Der Caritasverband Emsdetten-Greven bietet mit Hilfe des Projekts eine dringend notwendige Anlaufstelle für Menschen mit Wohnproblemen. „Wir möchten möglichst nah an den Menschen sein, helfen, Wohnungsverluste zu verhindern, und Vermieter bei schwierigen Mietverhältnissen unterstützen“, sagen die beiden Mitarbeiterinnen.

An Beispielen wird das Handeln der sogenannten „Kümmerer“ deutlich: Eine Großfamilie erhält eine neue Wohnung, nachdem ihnen die alte wegen Abriss ihres Hauses gekündigt wurde. Die Sozialarbeiterin unterstützte bei der Wohnungssuche. Gleichzeitig war sie im Kontakt mit dem Vermieter der gekündigten Wohnung, da aufgrund fehlender Wohnungen für größere Familien nicht in dem dafür vorgesehenen Zeitrahmen was Passendes gefunden werden konnte. Eine Wohnungsgesellschaft hatte schließlich eine angemessene Wohnung im Angebot.

Bei einem weiteren Fall war die Wohnung einer Familie mit Kindern durch hoch aufgelaufene Mietschulden akut gefährdet. Aufgrund eines Kontaktes zur Migrationsberatung der Stadt wurde das Problem dort bekannt. Die Sozialarbeiterin wandte sich an die Wohnungsnotfallhilfe, dort konnte in einem engen Zusammenspiel zwischen den beteiligten Sozialarbeiterinnen, dem Vermieter und seinem Anwalt sowie dem Träger der Sozialhilfe die Wohnung gesichert werden.

Allerdings kann bei einer Räumungsklage nicht in jedem Fall die Wohnung erhalten bleiben. Oft sind die Fronten zwischen Vermieter und Mieter so verhärtet, dass eine neue Wohnung gefunden werden muss. Aufgrund der Enge am Wohnungsmarkt ist dies häufig schwierig. Dies trifft auch auf die Versorgung akut wohnungsloser Menschen zu, eine der größten Herausforderungen für die Kümmerer. Die Mitarbeiter, die sich nicht nur als Ansprechpartner für die betroffenen Personen sehen, sondern auch als Kooperationspartner von Vermietern, Behörden, Anwälten und anderen Fachdiensten, sehen im präventiven Ansatz die größte Chance. Dafür möchten sie möglichst viele Akteure der Wohnungswirtschaft und Behörden mit „ins Boot holen“ und vernetzen.

Nachdem die Beratungen im Rahmen der Corona-Pandemie schwerpunktmäßig telefonisch oder per E-Mail stattfanden, sind ab sofort persönliche Beratungen wieder möglich.

Die „Kümmerer“ der Wohnungsnotfallhilfe:

Caritasverband Rheine, Merle Bonk, Lukas Nagelsmann, Marina Rudolph, Telefon 05971/ 804048-0, E-Mail: sozialbuero@caritas-rheine.de, (für Rheine, Neuenkirchen, Wettringen, Steinfurt, Ochtrup und Metelen); SKF Ibbenbüren, Gabriele Andresen, Birte Kerperin, Telefon 05451-9686-30, E-Mail: kerperin@skf-ibbenbueren.de oder andresen@skf-ibbenbueren.de, (für Ibbenbüren, Hörstel, Hopsten, Recke, Mettingen, Westerkappeln, Tecklenburg, Lotte, Lengerich und Lienen); Caritasverband Emsdetten-Greven, Lea Kurth, Anne Koopmann, Telefon 02572-15728, E-Mail: zuhause@caritasverband-emsdetten-greven.de, (für Emsdetten, Greven, Saerbeck, Ladbergen, Nordwalde, Altenberge, Laer und Horstmar).

Kommentieren Sie den Artikel

Die Kommentare werden erst nach Prüfung freigeschaltet. Kommentare ohne Hinweis auf den Verfasser (vollständiger Klarname) oder gar mit vorsätzlich falscher E-Mail-Adresse werden nicht veröffentlicht! Wir bitten Sie, bei Ihren Kommentaren sachlich zu bleiben und sich einer angemessenen Formulierung zu bedienen.

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Danke für Ihre Nachricht. Wir werden diese schnellst möglich bearbeiten.