Emsdettener Theatertage 2021

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(Foto: Joanna Pudzik)

Gestern Abend war es endlich soweit, die 26. Emsdettener Theatertage konnten nach einem Jahr coronabedingter Zwangspause an den Start gehen. Der emskult e.V. lud hierzu auf die Bühne im Bürgersaal von Stroetmanns Fabrik und freute sich sichtlich über die Möglichkeit, Kultur wieder „richtig leben“ zu können.

Endlich wieder Kultur live erleben

Bürgermeister Oliver Kellner ließ es sich nicht nehmen, die Kulturveranstaltung zu eröffnen. Gerade weil so viele Künstler hier ihren Durchbruch auf der kleinen Bühne geschafft haben, sei die Veranstaltungsreihe so wichtig, betont er in seiner Begrüßungsrede.

„Wir haben die Künstler wieder eingeladen, die bereits für die Theatertage 2020 geplant waren.“, so Dorothee Jenders, Vorsitzende des emskult zu Beginn. „Die Künstler kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Kabaretts und Musiktheaters, so dass wir uns auf ein spannendes Bühnenprogramm freuen dürfen.“

„Ihr Standort wird berechnet“
Programmauftakt mit Michael Feindler

Er rezitiert nicht nur Goethes Gretchenfrage, sondern stellt dieser die heute viel relevantere GRETA-Frage gegenüber. Versucht eine Revolution anzuzetteln und das Publikum wachzurütteln. Wenn auch nur mit der Warnung, dass es irgendwo da draußen immer eine Marie geben könnte, die genug von dem Nichthandeln der politischen Akteure hat und selbst damit beginnt Kreuzfahrtschiffe zu bombardieren, um die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten. (Foto: Joanna Puzik)

Mit scharfer Zunge und doch dichterischer Sanftmut, mal melancholisch und fröhlich die Gitarre schwingend, verpackt er ernste, gesellschaftliche Schieflagen und verdauliche Zeilen, die sich oftmals reimen und so dem Ganzen eine Leichtigkeit verleihen – auch wenn der Inhalt einem oftmals mitten in die Fresse schlägt. Verzeiht den Vulgarismus, aber genau diese Ironie und den Zwiespalt der unterschiedlichen Meinungen und Gesinnungen greift Feindler auch am Freitagabend in seinem neuen Bühnenprogramm auf.

Auf der Suche nach Antworten bleiben nur Fragen

Mit lyrischen Zeilen, Gedichten, wortgewandten Liedern und einer Menge statistischer Zahlen gelingt es ihm, das Publikum in eine Diskussion, ja geradezu in ein Experiment zu verwickeln, welches den Zuschauern vor Augen führt, dass es in Sachen Klimaschutz längst fünf vor zwölf sei. „Wie lange können solche fünf Minuten eigentlich sein?“

(Foto: Joanna Puzik)

Sein Ziel: Alle Antworten auf die großen gesellschaftlichen Fragen dieser Zeit finden. Beim Schreiben des Programms hat er festgestellt, dass er nicht genut Antworten für den Abend habe – aber genug Fragen.

Und sein Modellversuch geht auf, zum Ende der Show stellt er noch eine letzte Frage, die jeden Einzelnen zum Handeln oder wenigstens zum Nach- und Umdenken anregen dürfte: „In was für einer Gesellschaft wollen wir denn leben?“ Jeder habe die Möglichkeit, wenn auch nur im Privaten, eine Revolution anzuzetteln, Dinge zu unterlassen, etwas besser zu machen und Fragen zu stellen.

Reaktionen aus dem Publikum

(Foto: Joanna Puzik)

Roswitha aus dem Publikum musste immer wieder als Musterfrau für die Feindlersche Datenerhebung herhalten. Sie war begeistert: „Es gab so Momente, wo man sich so unglaublich erschrocken fühlt,“ sagt sie und wiederholt in Bezug auf die Diskussion, was jeder einzelne für das Klima tun könnte.

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