So lautet der Artikel 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. „Was der Mensch daraus macht, ist unfasßbar…“ so könnte man die Vorfälle bezeichnen, die sich leider mehr und mehr beispielsweise im Mittelmeer häufen.
Die „Seebrücke – schafft sichere Häfen“ ist eine internationale Bewegung für sichere Fluchtwege, entkriminalisierte Seenotrettung und die menschenwürdige Aufnahme von Geflüchteten, denn Seenotrettung endet nicht da, wo die Opfer aus dem Wasser aufgenommen werden, Rettung ist erst da vollendet, wenn auch für eine sichere Aufnahme gesorgt ist.
Zusammen mit sea-eye (beide Organisationen gibt es seit kurzem in Emsdetten) gab es am Samstag eine Kundgebung an der Konzertmuschel im Park von Deitmars Hof, zu der sich über 100 interessierte Bürgerinnen und Bürger eingefunden haben. In etwa 20 Städten des Münsterlandes fand diese Aktion zeitgleich statt und am Sonntag fuhren dann die jeweiligen Ortsverbände (aus Emsdetten knapp 30 Personen) strahlenförmig mit dem Rad nach Münster zur großen Abschlußveranstaltung auf dem dortigen Schloßplatz, wo sich dann etwa 400 Personen einfanden.
Franziska Knappheide und Piet Loose begrüßten die zahlreichen Gäste und führten sie durch den Nachmittag, der neben den „Herzschlag“-Beiträgen des Chores „Signale“ viel Information aus erster Hand zu bieten hatte. Informationen beispielsweise von Kai Echelmeyer, der selbst fünf Wochen auf einem Rettungsschiff der Sea Eye im Einsatz war. Aber auch Schilderungen von Farhan, Abed und Goran. Ihnen war vor einigen Jahren die Flucht gelungen. Ihnen ist es gelungen, sich hier in Deutschland zu integrieren, sind heute zum Beispiel hier als Krankenpfleger tätig. Die Umstände aber, wie sie seinerzeit das Mittelmeer überwinden mussten ging schon unter die Haut.
Kai Echelmeyer erzählte davon, wie am 19. August 2018 eine Passagierin eines Kreuzfahrtschiffes über Bord ging, ins offene Meer stürzte. Nach zehn Stunden intensiver Suche mit mehreren Booten und Suchflugzeugen konnten Rettungsschwimmer sie dann bergen. Sie war in Seenot geraten und wurde gerettet. Diese Heldentat wurde auf der Homepage des zuständigen Ministeriums dann auch veröffentlicht „Wir haben ein Menschenleben gerettet, das ist ein unvergleichliches Gefühl.“
Heute ist es leider so, dass Organisationen, die sich der Seenotrettung Geflüchteter verschrieben haben, an ihrer Arbeit gehindert werden. Notrufe werden regelmäßig ignoriert.
Über 20.000 Menschen (so die offizielle Zahl, die Dunkelziffer mag höher liegen) sind seit 2014 im Mittelmeer ertrunken. Menschenleben, das laut Echelmeyer „auf die Kappe der EU geht!“, weil diese die Aufnahme verweigert, Hilfsorganisationen an ihrer Ausübung hindert.
„Erschwerend hinzu kommt, dass Deutschland nach wie vor Waffen in Krisengebiete liefert, Frankreich sich die Rohstoffe aus deren Kolonien in Afrika zu Preisen sichert, die 2/3 unter den Weltmarktpreisen liegen.“, so Echelmeyer in die lauschende Schar der Zuhörer, deren Gesichter zunehmend entsetzter wurden. „Die libysche Küstenwache wird dafür bezahlt, dass sie die im Mittelmeer aufgenommenen Menschen wieder zurück nach Libyen schleppt.“ Was sie da zu erwarten haben? „Wenn ich flüchte, kann es passieren, dass ich sterbe, wenn ich aber geblieben wäre, wäre mein Tod ganz sicher gewesen.“ zitiert Kai Echelmeyer aus einem der vielen Gespräche die er an Bord geführt hat.
„Wir wollen laut sein, auf uns, unsere Arbeit und vor allem die Arbeit da draußen auf hoher See aufmerksam machen.“ So Franziska Knappheide in ihrem Anfangsstatement.
Die Aktionen an diesem Wochenende werden sicherlich ihren wichtigen Beitrag geleistet haben.
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