Die Schlaf- oder Ankleidezimmer der Stadtelferratspaare erfüllen derzeit fast schon die Vorgaben für die Feuerwehr im Einsatzfall: Die Anzughose der Herren hängt an den Hosenträgern, so dass man direkt hineinspringen könnte. Auch die Kleider der Damen liegen griffbereit. Das Licht könnte ausfallen und trotzdem würden sie in diesen Tagen die „Dunkelkammer“ in perfektem outfit verlassen.
„Gala 1“, „Gala 2“ oder „Gala 3“ steht jeweils als Anmerkung auf dem Terminplan. Gala 1 und 2 bedeutet für die Herren schwarzer Anzug, Elferratskappe, Fliege, Orden…. 1 und 2 unterscheiden sich lediglich bei den Damen: Kleid 1 oder halt Kleid 2. Gala 3 ist dann der sogenannte Bieranzug: zivil, Elferrats-T-Shirt bzw. Jacke, Kappe, Schal, Orden…
Wo sie auftauchen, da laufen sie im Moment offene Türen ein: Stadtprinz Thomas III. Weischer, Prinzessin Judith I. und der Präsident des Elferrates Timo Grewe mit Frau Astrid. Für beide, Thomas und Timo, war klar: „Wenn einer von uns mal Stadtprinz werden sollte, dann macht der andere den Präsidenten!“ Was man halt in bierseliger Laune beim gemeinsamen Fußballgucken mal so von sich gibt .
Thomas, eigentlich ein waschechter Schüttenbeerskerl, hat dann 2016 im Stadtelferrat von Dirk und Diane Albers den Karnevalsbazillus eingesogen. Eine lapidare Äußerung, dass er auch gerne mal das Zepter schwingen würde, brannte sich bei KGE-Präsident Helmuth Schäckel ein, er bat zum Termin und saß schon kurze Zeit später in der Küche im gerade erbauten Haus an der Nordwalder Straße. Judith, von der Stadtprinzenidee noch gar nicht so recht überzeugt, hatte sich vorsichtshalber eine Liste mit Gegenargumenten zusammengestellt. Diese schienen aus ihrer Sicht unschlagbar zu sein. Der Schein trügt, wenn man es mit einem erfahrenen Präsidenten zu tun hat und der glanzvollen Erfahrung aus 2016.
Zwischen Stadtprinz und KGE wird tatsächlich ein Vertrag geschlossen. Darin werden gegenseitige Vereinbarungen fixiert, der künftige Prinz verpflichtet sich zur Teilnahme an bestimmten Terminen… derer sind es übrigens etwa 120 in dieser Session, – nach aktuellem Stand. Und genau jetzt kommt der Präsident des Elferrates ins Spiel, denn der steht nicht nur immer ziemlich nahe bei oder hinter dem Prinzen, der Elferratspräsident ist eigentlich das Rädchen im Getriebe welches immer Laufen muss. Er koordiniert die Termine, bildet ein Netzwerk, hält die Truppe zusammen. Bereits in den frühen Morgenstunden erhalten die Elferratspaare vom Präsidenten eine WhatsApp mit dem genauen Tagesablauf: wann geht es wie wohin? Präsident und Prinz müssen sich blind verstehen. Es ist für beide ein Fulltime-Job. Bei Timo Grewe kam hinzu, dass er zum Jahreswechsel Mitinhaber der Firma Blanke und Spenneberg Fliesenfachgeschäft wurde, hatte also während der Vorbereitungen auf Karneval parallel Gesellschafterverträge zu prüfen und unterzeichnen.
Schon in der oben beschriebenen bierseligen Laune war beiden klar: „Unser eventuell vielleicht mal zukünftig mögliches Prinzenlied bekommt Ballermann-Style.“ Uli Grewe, Bruder des Präsidenten und medial vorbelastet, war da eine große Hilfe. Schnell waren Melodien – oder besser Beats gefunden, darauf musste jetzt ein Text zugeschnitten werden. Dieser muss von allen auswendig gelernt werden, Einsingen im Tonstudio, bestenfalls sollten alle gleichzeitig „fertig sein“.
Als drittes Lied haben dann erstmals die Kinder der Elferratsmitglieder ihre Sangeskraft zum Besten gegeben. 23 engelsgleiche Stimmen, allesamt noch vor dem Stimmbruch. Dazu die Unbefangenheit der Kinder…
Beim Elferratstanz hatten die Männer die leise Hoffnung: „Das bißchen Schunkeln bekommen wir schon hin!“ – Mit einer HipHop-Weltmeisterin als Stadtprinzessin war diese Seifenblase schnell zerplatzt und allen war klar „Das geht eher in Richtung Bandscheibenvorfall!“
Mittlerweile sind Stadtprinz und Elferratspräsident mitsamt der insgesamt 24 Klatschpappenklatscher in einem Tunnel – durch den geht es in dieser Woche mit Hochdruck und Aschermittwoch wird der Zug dann doch eine Bremse haben. Dann ist alles so schnell vorbei wie vor etwa einem halben Jahr Thomas und Judith die elf Paare angesprochen haben, ob sie sich vorstellen könnten, den Stadtelferrat 2023 zu bilden…
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