Zwischenbilanz im Josef-Stift

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Zunächst einmal Zahlen, die betroffen machen: 17 Tote die allein im St.-Josef-Stift zu beklagen sind, insgesamt 23 Tote in den der Stiftung angeschlossenen Häusern. Aktuell liegt die Zahl der Infizierten im Kreis Steinfurt bei zwei. „Das ist aber kein Grund, in Euphorie zu verfallen, – auch wenn es so aussehen mag, Corona ist noch NICHT vorbei!!!“ Das erklärten unisono Dr. Peter Eckhardt (Vorstand St.Josef-Stiftung), Kreisdirektor Dr. Martin Sommer, Georg Moenikes (Bürgermeister Emsdetten), Dr. Karl-Heinz Fuchs (medizinischer Einsatzleiter Corona Kreis Steinfurt), Dr. Joachim Kamp (Palliativmediziner), Martin Kolbe (Geschäftsführer St.Josef-Stiftung), Petra Baumann (Einrichtungsleiterin St.Josef) und Roswitha Reckels (Leiterin Gesundheitsamt Kreis Steinfurt).

Gleich nachdem die Bilder aus China zu uns herüberschwappten wurden hier bereits Pandemiepläne erstellt. Speziell das St. Josef-Stift hatte sich sehr gut vorbereitet, schien gewappnet. Bis dann am 19. März eine Person zur Kurzzeitpflege aufgenommen wurde, diese am 26. März in ein Krankenhaus eingeliefert, wo der Patient dann am 27. coronapositiv verstarb. Ein Test bei Aufnahme oder eine Quarantänisierung war zu dem Zeitpunkt noch überhaupt kein Thema. Während der wenigen Tage im St.Josef-Stift hatte er bereits eine Vielzahl Bewohner angesteckt, am 28. März wurde die Zimmerquarantäne für alle Bewohner veranlasst und am 30. März ging es für dann 28 nachweislich infizierte Mitbewohner in die Isolation. Bei den Toten wurde ausdrücklich wert darauf gelegt, dass sie mit, nicht zwangsweise durch Corona starben. Über die Zustände in der Isolation hatte AllesDetten bereits exklusiv berichtet.

„Es hat uns überrannt.“ Kolbe und Baumann erklärten Zustände und Maßnahmen, die für Aussenstehende kaum vorstellbar aber zwingend notwendig waren und sind. Noch immer leiden einige Mitarbeiter, die auch positiv getestet wurden, an Folgeschäden der Infizierung, deren Ausmaße, weil der Verlauf der Krankheit unbekannt ist, noch nicht absehbar sind.

Kreisdirektor Sommer lobte ausdrücklich die in Emsdetten getroffenen Maßnahmen und die sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt und der Einrichtung. Man habe praktisch an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr in Kontakt gestanden, das Konzept im Josef-Stift gelte als Blaupause für den Kreis Steinfurt.

1.353 Personen sind/waren bislang im Kreis bekannt positiv, die Dunkelziffer vermutlich noch weit höher. Erschreckend, dass trotz aller Schutzmassnahmen  und weitreichender Hygienevorschriften 11 % davon zum medizinischen Personal gehören. Der Kreis Steinfurt hat einen Krisenstab mit 330 Kräften gebildet, diese auf den ersten Blick übertrieben große Zahl musste jedoch z.B. über 17.000 Kontaktpersonen nachvollziehen. 2,8 Mio. € hat Corona den Kreis bislang gekostet. „Aber hier, wie auch damals beim Amoklauf in der Geschwister-Scholl-Schule haben wir nicht zuerst auf die Kosten geguckt, gefragt, wer bezahlt das? – sondern in enger Abstimmung mit allen Beteiligten gemacht.“ so Georg Moenikes. Eine straffe Organisation und fast schon militärische Abläufe haben dafür gesorgt, dass Dr. Fuchs feststellen musste, dass der Kreis von Glück sagen kann, dass ein solcher Hotspot in Emsdetten war, – bei anderen Städten/Gemeinden wäre möglicherweise ein anderer Ausgang zu befürchten gewesen.

Dr. Fuchs sieht möglicherweise zum Herbst eine weitere Welle auf uns zu kommen, warnt davor, die derzeit sich gut darstellende Situation auf die leichte Schulter zu nehmen. Fuchs befürchtet, dass tatsächlich erst wieder ein Hotspot entstehen muss, bei der es zu auffallend vielen Todesfällen kommt, damit die Menschen wieder verstehen. Er hofft und setzt auf die Vernunft der Menschen.

Tatsächlich ist schwer vermittelbar, dass bei den derzeit guten Zahlen es nicht möglich sein soll, dass die Bewohner z. B. an Familienfeiern teilnehmen. Die mögliche Gefahr, die davon ausgeht, ist jedoch kaum einsehbar. Solange ein wirksamer Impfschutz noch nicht gefunden ist, ist jede weitere Lockerung aus medizinischer Sicht kaum verantwortbar. Dr. Kamp gehört zu den wenigen Ärzten, die sich übermaßen engagieren und fordert von der Politik, dass den Medizinern vor Ort die Möglichkeit eingeräumt wird, Tests zu veranlassen, die sie selber durchführen können und die auch nicht der zu testenden Person mit 150,– € berechnet werden müssen. Dr. Sommer stimmte mit ein, musste aber gleichwohl zugestehen, dass der Kreis nicht der richtige Ansprechpartner sei, die hierfür notwendige Gesetzgebung an anderer Stelle liegt.

So ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme, da die Inkubationszeit sieben bis 14 Tage beträgt, müsste, um verlässliche Daten zu erhalten, täglich getestet werden. Selbst wenn man schon Träger des Virus ist, kann der Test noch negativ ausfallen.

So geht der Kampf gegen einen unsichtbaren Gegner weiter,  einen Gegner, der zwar in groben Zügen bekannt ist, gegen den es aber noch kein wirksames Mittel gibt. Siehe hierzu auch den Kommentar von AllesDetten.

 

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