Mit Christian Ehring war gestern Abend ein Meister seines Faches zu Gast im ausverkauften Bürgersaal von Stroetmanns Fabrik. Bekannt durch das NDR-Satiremagazin „extra 3“ sowie die ZDF-„heute-show“ an der Seite von Oliver Welke, kam mit ihm gestern einer aus der höchsten Liga des deutschsprachigen politischen Kabaretts.
Die Fans der heute-show werden ihn unterdessen am Freitagabend im ZDF vermisst haben, denn zum Zeitpunkt der Aufzeichnung war Christian Ehring in Emsdetten, machte hier Station auf seiner aktuellen Deutschland-Tournee.
„Er war noch besser, als ich erwartet hatte!“, war die Aussage eines angenehm überraschten Emsdettener Zuschauers im Publikum bereits zur Pause. Und auch nach fast drei Stunden bester Unterhaltung hat sich an dieser Aussage nichts geändert.

Der rote Faden, der sich durch Ehrings Solo-Programm „Versöhnung“ zog, war der Umstand, dass sein bester Freund ihn zu dessen (mittlerweile dritten) Hochzeit wieder ausgeladen hatte. Grund: Die boomerhafte-schlaumischlumpf-Erklärbär-Attitüde. Oder anders formuliert: die notorische Besserwisserei.

Ehring hält dem Publikum den Spiegel vor und nimmt dabei auch kein Blatt vor den Mund: „Wir müssen miteinander reden.“, weist er auf ein gesellschaftliches Problem hin. In Zeiten der sozialen Medien geht das mehr und mehr verloren, die Menschen vereinsamen. „In Berlin Reinickendorf gibt es jetzt sogar eine Einsamkeitsbeauftragte. – Die einzige in ganz Deutschland…“

„Wir müssen miteinander reden!“ – Wobei es auch Momente gibt, da wäre Schweigen vielleicht besser gewesen. Nonverbale Kommunikation, – auch die kann man lernen. Apropos Lernen – in Deutschland herrscht Lehrermangel, eine Berufsgruppe, der er höchsten Respekt zollt. „Mittlerweile werden auch Quereinsteiger in den Schuldienst berufen – einzige Qualifikation: man muss morgens Zeit haben.“ Ehemalige Lehrer werden reaktiviert. Es gibt Gymnasien, da wird Latein von Muttersprachlern unterrichtet.

Ehring verspricht zu Beginn, er wolle auch mit dem Publikum reden – er könne auch gut zuhören,… – allerdings ist der ganze Abend tatsächlich ein einziger Redeschwall – von der Bühne ins Publikum.

Das heißt, nicht ganz – er überlässt dann schon den über 500 Menschen im Saal die Auswahl der Themen. Da kommen Begriffe wie Klimawandel, Fahrräder in der Fußgängerzone, Verbrennerverbot, Kirche, Putin, Trump, Bildung – Themen, die er von nun an in sein laufendes Programm einbaut und am Ende feststellt, dass er seine to-do-Liste abgearbeitet hat.

Deutschland war mal führend – und dann zählt er die vielen Dinge auf, die hier erfunden wurden aber mittlerweile woanders produziert und vermarktet werden. „Konrad Zuse hat den ersten Computer erfunden – in einigen deutschen Amtsstuben ist der noch immer in Betrieb.“ Eine weitere Erfindung koppelt er direkt mit einer Frage, mit der Christian Ehring sein Publikum dann auch entlässt: „Warum haben in dem Land, in dem der Dübel erfunden wurde, so viele Leute eine Schraube locker?“
Und dann hatte der Abend natürlich auch noch einen Bildungsauftrag: „Laut einer wissenschaftlichen Expertise laufen 40 % eines ach so fleißigen Ameisenvolkes den ganzen Tag nur wirr und planlos durch die Gegend, 30 % tun absolut gar nichts und die übrigen 30 % sind tatsächlich das arbeitende Volk.“ – Irgendwie sind Ameiesn doch auch nur Menschen…

Im Foyer gibt es dann noch Autogramme und unzählige Selfies werden geschossen. – Ein Künstler zum Anfassen und ein durchweg zufriedenes Publikum – dieser Mann darf gerne wiederkommen. Nicht nur ein Wort-Akrobat, Ehring stellte auch immer wieder seine Virtuosität am Flügel unter Beweis.




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