„Nachhaltiger Naturschutz und verantwortungsvolle Energiewende – ein Aufruf zum Handeln“

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(Foto: Schwegmann)

In der gestrigen Sitzung des Naturschutzbeirates des Kreises Steinfurt haben die vertretenen Umweltverbände ein Statement verlesen, das die dringenden Herausforderungen und notwendigen Maßnahmen im Bereich Naturschutz und erneuerbare Energien thematisiert. Kerstin Panhoff, Sprecherin der Umweltverbände, betonte in ihrem Beitrag die kritische Situation und stellte gezielte Nachfragen an die untere Naturschutzbehörde.

Statement der Umweltverbände:

„Der griechische Philosoph Heraklit prägte den Aphorismus ‚Panta rei‘ – ‚alles fließt‘. Das gesamte Leben ist ein permanenter Veränderungsprozess. Leider verändert sich auch der Kreis Steinfurt, jedoch nicht zum Positiven. Wenn weiterhin versucht wird, auf kommunaler Ebene noch schnell vor Inkrafttreten des Regionalplans weitere Windenergieprojekte zu realisieren, wird der Begriff der Münsterländischen Parklandschaft in den Köpfen seiner Bewohner gelöscht werden.

Wusste die Bezirksregierung denn nicht, was sie tat, als sie den Regionalplan aufstellte? Doch, sie hat ihre Hausaufgaben vorbildlich erledigt. Mit der EU-Biodiversitätsstrategie haben sich die europäischen Staaten verpflichtet, 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche bis 2030 unter verbindlichen Schutz zu stellen, einschließlich eines ‚Verschlechterungsverbots‘. 10 Prozent sollen sogar streng geschützt werden.

Die Bezirksregierung Münster hat im sachlichen Teilplan ‚Energie‘ bestehende und potentielle

Schutzgebiete bei der Überplanung mit Industrieanlagen bewusst ausgespart. Der Kreis Steinfurt hat in den letzten Jahren bereits so viele Windenergieanlagen (WEA) in Betrieb genommen, dass ohnehin nur noch ein geringer Zuwachs nötig war, um das vorgeschriebene Ziel von 2,13 Prozent der Fläche zu erreichen.

Die Leiterin der Regionalplanungsbehörde, Britta Kraus, konnte in einem Bericht in den Westfälischen Nachrichten vom 16. Mai 2024 verkünden, dass das Münsterland die geforderte Fläche für WEA bereits jetzt überschritten hat – Ziel erreicht, sogar übererfüllt.

Herausforderungen im Naturschutz

Doch wie sieht es im Kreis Steinfurt mit den Schutzgebieten aus? Landschaftsschutzgebiete machen exakt 13,7 Prozent der Kreisfläche aus, hinzu kommen die Naturschutzgebiete mit 7,4 Prozent. Das bedeutet, dass wir in den nächsten sechs Jahren rund 9 Prozent der Kreisfläche verpflichtend zu Schutzgebieten erklären müssen, um das Ziel von 30 Prozent zu erreichen. Dies ist notwendig, denn der Biodiversitätsschutz ist ein Ziel von überragendem globalem Interesse.

Zum Internationalen Tag der Biodiversität am Mittwoch dieser Woche titelte der Kommentator in den WN ‚Alarmstufe Rot!‘ und Matthias Glaubrecht, Professor für Biodiversität und Direktor des Centrums für Naturkunde in Hamburg, vertrat am 23. Mai 2024 in GEO-online die These, dass die Debatte um den Klimawandel den Blick auf eine viel größere Herausforderung verstellt: das Artensterben. ‚Das Artensterben zu ignorieren ist der vielleicht größte Fehler der Menschheit.‘

Forderungen und Maßnahmen

Das Artensterben offensiv und effektiv zu bekämpfen, muss das oberste Ziel des Kreises

Steinfurt sein. Stattdessen erleben wir jedoch das Gegenteil: Projektierer nutzen genau die Flächen, die die Regionalplanungsbehörde bewusst ausgespart hat. Eine sachliche Notwendigkeit für diesen überhasteten Ausbau besteht in keiner Weise.

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUV) betont: ‚Die Biodiversität ist auch Grundlage unserer Existenz. […] Die Energiewende muss deshalb naturverträglich gestaltet werden.‘ Dieser Forderung sollten wir uns anschließen.

Auch der Kreis Steinfurt muss der Naturverträglichkeit der Energiewende oberste Priorität einräumen und darf nicht die finanziellen Interessen Einzelner über das Allgemeinwohl stellen. Wir alle mögen uns daran erinnern, warum wir hier sitzen. Wir sind dem Allgemeinwohl verpflichtet und nicht Partikularinteressen!

Unsere Fragen an die untere Naturschutzbehörde

  1. Mit welchen Maßnahmen schützt der Kreis Steinfurt die Biodiversität als Ziel von überragendem globalem Interesse?
  2. Wie weit ist die Ausweisung von zusätzlichen Schutzgebieten bisher gediehen?
  3. Welche Gebiete könnten der Bezirksregierung als Schutzgebiete vorgeschlagen werden?
  4. Wann soll das 30-Prozent-Ziel erreicht sein?
  5. Sind bereits 10 Prozent der Flächen streng geschützt?

„Diese Fragen müssen dringend beantwortet werden, um den Naturschutz im Kreis Steinfurt voranzubringen und die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie zu erfüllen.“, heißt es abschließend in der Pressemeldung

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