Ein kleiner Umschlag mit Checkliste soll vor Trickbetrügern schützen

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Mit den Fragen auf dem oben gezeigten Umschlag werden künftig Bankkunden konfrontriert, die größere Geldbeträge von ihrem Konto abheben und bei denen den Schalterbeamten eben dieses Vorhaben möglicherweise merkwürdig vorkommt.

Kriminalhauptkommissar Andreas Ewering hat jetzt im Beisein von Landrat Dr. Martin Sommer sowie Vertretern der im Kreis Steinfurt ansässigen Sparkassen und Volksbanken diesen Umschlag und dessen Notwendigkeit vorgestellt.

KHK Andreas Ewering (2. v.l.) und Landrat Dr. Martin Sommer (vorne mitte) stellten zusammen mit Vertretern der im Kreis Steinfurt ansässigen Volksbanken und Sparkassen den „Umschlag gegen Telefonbetrüger“ vor

Allein im Kreis Steinfurt sind der Polizei in 2020 350 Fälle bekannt geworden, in denen vornehmlich bei älteren Mitbürgern versucht wurde, beispielsweise durch den „Enkeltrick“ oder sogenannte Schockanrufe Geld zu ergaunern. In 40 vollendeten Taten konnten ca. 426.000 € erbeutet werden. In 2021 sind bis Ende Juli 258 Versuche bekannt geworden, 27 davon vollendet mit einer Schadenssumme von ca. 380.000 €. Die Dunkelziffer dürfte dabei noch viel höher liegen. Auf Landesebene gehen die Schadenssummen gar in den höhern zweistelligen Millionenbereich.
„Viele Fälle werden nicht angezeigt, aus Scham, zugeben zu müssen, auf so etwas hereingefallen zu sein.“ so Ewering im Gespräch mit AllesDetten.

Immer wieder komme es vor, dass man diejenigen, die dann das Geld vom Opfer abholen praktisch auf frischer Tat ertappt. Das sind jedoch immer nur die „Geldboten“, das letzte Glied in der Kette. Tatsächlich an die Strippenzieher in diesem organisierten Millieu heranzukommen ist sehr schwierig.

Die Täter werden dabei immer kreativer. So sei es auch schon vorgekommen, dass sich ein angeblicher Polizeibeamter gemeldet hat und vorgegeben hat, man wolle eben diesen Trickbetrügern auf die Schliche kommen und vermute unter den Bankangestellten einen Mitwisser. Das heißt, um die Ermittlungen nicht zu gefährden solle man beim Abholen des Geldes keinerlei Andeutungen machen.

Landrat Dr. Martin Sommer wies darauf hin, dass hier Präventionsarbeit geleistet werden müsse und die Umschläge, die in anderen Kommunen in NRW bereits erfolgreich eingesetzt werden, ein Schritt in die richtige Richtung sind. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Banken, die hier ganz eng mit der Polizei kooperieren.

Heino Hausfeld von der VerbundSparkasse Emsdetten-Ochtrup wies darauf hin, dass seine Mitarbeiter schon extrem auf solche Fälle sensibilisiert seien. Die Kunden, die regelmäßig Geld abholen, seien bekannt und wenn hier Auffälligkeiten bemerkt werden, wird im Gespräch versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

Bedingt durch das Bankgeheimnis und den Datenschutz ist es leider nicht möglich, parallel einen Anruf bei Angehörigen des Kunden zu tätigen um diese über den Vorgang zu informieren oder deren Richtigkeit zu hinterfragen.

Der Umschlag enthält sechs leicht verständliche Fragen und die Aufforderung, sobald zwei dieser Punkte mit Ja beantwortet werden, solle man direkt die 110 wählen. Die anwesenden Vertreter der im Kreis Steinfurt sesshaften Banken sicherten zu, dass diese Checkliste auch direkt am Schalter „abgearbeitet“ werden kann und gegebenenfalls auch von da aus der Notruf getätigt werden kann.

Information und Aufklärung und dann auch beherztes vorgehen der angerufenen Opfer sind der erste Schritt, dieser Branche, die meist von Call-Centern aus dem Ausland heraus agieren, das Handwerk zu legen.

 

 

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