Wirtschaftlich stark bedeutet auch stark gefordert

0
75
(Foto: Kreis Steinfurt)

Wer im Kreis Steinfurt unterwegs ist, kennt das Gefühl: Es scheint, als würden hier besonders viele LKW auf den Straßen fahren. Und tatsächlich – dieser Eindruck täuscht nicht. Die neue, jetzt veröffentlichte „Regionalanalyse Kreis Steinfurt“ zeigt, dass die Region ein bedeutender Knotenpunkt für den Warenverkehr ist. Mehr als 94 % der Gütertransporte erfolgen über die Straße – ein weit überdurchschnittlicher Wert im Vergleich zu bundesweiten 81 %. Doch die Studie zur wirtschaftlichen Resilienz und Lieferketten im Kreis hält noch mehr aufschlussreiche Ergebnisse für Unternehmen, Kommunen und Regionalplaner bereit.

Im Zuge des gemeinschaftlichen Forschungsprojekts „Wirtschaftliche Resilienz im Kreis Steinfurt (WiReSt)“ der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt mbH (WESt mbH) und der Fachhochschule Münster, das der Bund innerhalb des Programms „Region gestalten“ fördert, hat die FH Münster die Regionalanalyse entwickelt. Der Fokus liegt dabei auf der Wirtschaftslandschaft, den Lieferkettenverflechtungen und -risiken sowie der wirtschaftlichen Resilienz, sprich der Widerstandsfähigkeit des Landkreises. Hauptautor ist der wissenschaftliche Mitarbeiter und Dozent Jost Wiethölter. Unterstützt wurde er dabei von den Co-Autoren Linus Kühl, Prof. Dr. Michael Dircksen und Prof. Dr. Franz Vallée.

Ein Resultat: Der Kreis Steinfurt ist wirtschaftlich gut aufgestellt: Über 16.200 Unternehmen in 769 Branchenklassen sorgen für eine breite Basis vom Einzelunternehmer über den mittelständischen Maschinenbauer bis hin zum großen Logistikdienstleister. Die bedeutendste Branche ist das verarbeitende Gewerbe, gefolgt vom Groß- und Einzelhandel und dem Logistiksektor. Der regionale Fokus ist deutlich zu erkennen und beinhaltet auch starke Transportbeziehungen zum Emsland, Osnabrück und Münster. Doch die Analyse zeigt auch Herausforderungen wie die Abhängigkeit von globalen Lieferketten. Denn einige Rohstoffe und Bauteile kommen aus Asien, insbesondere aus China. Hervorgehoben wird ebenfalls die Ver-kehrsbelastung. So führen steigende Transportmengen und Baustellen auf Hauptverkehrsachsen zu Verzögerungen. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Klimawandel. So könnten extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Hochwasser langfristig die Binnenschifffahrt beeinträchtigen.

Unternehmen im Kreis können diese Erkenntnisse nutzen, um sich besser gegen Krisen zu wappnen – etwa durch neue Lieferstrategien oder stärkere regionale Kooperationen. Kommunen und die Regionalplanung erhalten wertvolle Daten, um Infrastrukturmaßnahmen gezielt zu steuern und die Standortattraktivität zu sichern. „Als Datenanalyst finde ich es jedes Mal aufs Neue spannend, mich neuen Fragestellungen zu widmen und zu versuchen, die Realität anhand von Daten zu modellieren und zu verstehen. Auch die Regionalanalyse zum Kreis Steinfurt hat wieder gezeigt, wie die Zusammenführung 100.000er Datenpunkte, die einzeln betrachtet keine Aussagekraft haben, gebündelt zu neuen Erkenntnissen führt und neue Per-spektiven schaffen kann“, sagt Jost Wiethölter.

Die Kreiswirtschaftsförderung WESt möchte die Ergebnisse nutzen, um Unternehmen gezielt zu beraten und den Austausch zwischen Wirtschaft und Verwaltung zu fördern, wie Geschäftsführer Christian Holterhues erklärt: „Die Regionalanalyse bestätigt, was viele im Alltag bereits spüren: Der Kreis Steinfurt ist wirtschaftlich stark, steht aber auch vor großen Herausforderungen. Als kreisweite Wirtschaftsförderung sehen wir diese Analyse als eine wichtige Planungsgrundlage, um Unternehmen und Kommunen fundierte Einblicke zu geben und den Dialog über mögliche Maßnahmen anzustoßen. So kann der Kreis auch in Zukunft ein attraktiver und widerstandsfähiger Wirtschaftsstandort bleiben.“

Am Mittwoch, 19. Februar 2025, von 15 bis 17.30 Uhr findet die finale Ergebnispräsentation des Projekts „WiReSt“ statt. Teilnehmen an der kostenfreien Veranstaltung bei der Schmitz Cargobull AG in Altenberge können alle, die sich für ein krisensicheres Lieferkettenmanagement interessieren. Vorgestellt werden dabei Highlights aus der Regionalanalyse, Quick-Checks zur Resilienz-Überprüfung für Unternehmen und das bereits entwickelte Früh-Warnsystem für Lieferketten. Weitere Infos und Anmeldung bis zum 16. Februar unter www.westmbh.de/ergebnispraesentation-wirest.

Die Regionalanalyse finden Interessierte unter www.westmbh.de/vorstellung-regionalanalyse.

Kommentieren Sie den Artikel

Die Kommentare werden erst nach Prüfung freigeschaltet. Kommentare ohne Hinweis auf den Verfasser (vollständiger Klarname) oder gar mit vorsätzlich falscher E-Mail-Adresse werden nicht veröffentlicht! Wir bitten Sie, bei Ihren Kommentaren sachlich zu bleiben und sich einer angemessenen Formulierung zu bedienen.

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Danke für Ihre Nachricht. Wir werden diese schnellst möglich bearbeiten.