Wertschöpfung durch Bürgerwind im Kreis Steinfurt Wie das Geld in der Region bleibt

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Bürgerwind hat seit vielen Jahren im Kreis Steinfurt eine hohe Bedeutung, sowohl für die regionale Wertschöpfung als auch für die Akzeptanz von Windenergie. Bürgerwindparks sind für unsere Region mehr als reine Energieerzeuger. In der Reihe „Echter Bürgerwind im Kreis Steinfurt“ möchte der Kreis Steinfurt die verschiedenen Facetten und Hintergründe beleuchten.

Mitbestimmen, mitverdienen, mitgestalten – mehrere tausend Bürgerinnen und Bürger im Kreis Steinfurt sind an „ihren“ Bürgerwindparks beteiligt. Die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Form der Windenergienutzung ist daher hoch. Doch was leisten Bürgerwindprojekte darüber hinaus für die Region? Die regionale Wertschöpfung – also der wirtschaftliche Mehrwert vor Ort – wird in der öffentlichen Debatte oft nur am Rande erwähnt. Vielen ist sie bislang kaum bekannt.

Regionale Wertschöpfung entsteht dann, wenn Produkte oder Dienstleistungen direkt in der Region erbracht werden. Die dafür eingesetzten Ausgaben verbleiben weitgehend vor Ort – mit positiven Effekten für Einkommen, Beschäftigung und lokale Wirtschaftskreisläufe. Ein anschauliches Beispiel ist ein Bauernhof, der seine Produkte regional erzeugt, verarbeitet und direkt im Hofladen verkauft. Die Wertschöpfung bleibt in der Region, statt durch Zwischenhandel oder lange Lieferketten zu versickern.

Ganz ähnlich funktioniert es bei Bürgerwindparks: Auch hier verbleibt ein Großteil der erwirtschafteten Erträge in der Region – und es entstehen sogar neue Quellen der Wertschöpfung. Die Vorteile liegen auf der Hand, weil regionale Wertschöpfung auf vielen Ebenen entsteht:

Pachten für Flächeneigentümer und Anwohner: Bürgerwindparks zahlen umsatzabhängige Pachten für die Nutzung der Fläche und die Betroffenheit durch Schall, Schatten oder Optik. Diese Einnahmen bleiben vor Ort.

Technische und kaufmännische Betriebsführung: Bürgerwindparks setzen auf eigene oder regionale Dienstleister für die Betriebsführung. Das sichert lokale Arbeitsplätze und hält die Wertschöpfung in der Region. Bei externen Projektierern wandert diese Leistung meist in die Zentrale außerhalb der Region.

Zinserträge für lokale Banken: Die Finanzierung eines Windrades (Anteil Fremdkapital rund acht Millionen Euro) erfolgt oft über regional ansässige Banken. Auch die daraus resultierenden Zinserträge bleiben somit in der Region.

Gewinnausschüttung an Bürgerinnen und Bürger: Je mehr lokale Akteure – Bürger, Gemeinden, Genossenschaften – an einem Bürgerwindpark beteiligt sind, desto mehr Gewinnanteile verbleiben auch vor Ort. Bei rein externen Gesellschaftern fließen diese Mittel in die Konzernzentralen außerhalb der Region.

Gewerbesteuer: Bürgerwindparks entrichten ihre gesamte Gewerbesteuer an die Standortkommune. Bei externen Windparks fließen dagegen zehn Prozent der Gewerbesteuer an den Sitz der Projektgesellschaft.

Akzeptanzumlage gemäß § 6 EEG: Bürgerwindparks leisten häufig auch die freiwillige Zahlung von 0,2 Eurocent/kWh an die Kommune. Je Windrad können hier jährlich bis zu 20.000 Euro zusätzlich an die Gemeinde fließen. Externe Projektierer verzichten meist auf diese Zahlung.

Engagement vor Ort: Bürgerwindparks unterstützen lokale Vereine, soziale Projekte oder Artenschutzmaßnahmen – etwa über den neu gegründeten Windfonds Naturschutz. Bei externen Akteuren findet dieses Engagement nicht statt.

Um die wirtschaftlichen Effekte eines Windparks zu ermitteln und transparent darzustellen, hat der Verein energieland2050 auf Anregung der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Kreis Steinfurt einen Wertschöpfungsrechner entwickelt. Dieser ist unter www.energieland2050.de/wertschoepfungsrechner online verfügbar.

Die Zahlen sprechen für sich: Ein Windrad erzielt über eine Laufzeit von 20 Jahren eine Gesamtwertschöpfung von etwa 24 Millionen Euro. Bei einem extern projektierten Windpark verbleiben davon nur rund zwei Millionen Euro (acht Prozent) in der Region. Ein Bürgerwindpark hingegen hält etwa zwölf Millionen Euro (50 Prozent) vor Ort. Die Differenz beträgt somit zehn Millionen Euro pro Windrad.

Oder anders gesagt: Jedes Windrad in Bürgerhand bringt jährlich rund 500.000 Euro mehr an regionaler Wertschöpfung als eines in externer Hand.

Bürgerwind lohnt sich also doppelt: Nicht nur für die Akzeptanz der Windenergie, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht ist es für Gemeinden, Landkreise und Landespolitik sinnvoll und geboten, Projekte in Bürgerhand gezielt zu fördern. Bürgerwindparks stärken die Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit des Kreises Steinfurt.

Im nächsten Beitrag der „Bürgerwind“-Reihe wird über den Bürgerenergieverbund Kreis Steinfurt informiert – einem freiwilligen Zusammenschluss von elf Bürgerwindparks, die sich für eine nachhaltige Entwicklung der Windenergie mit starker Bürgerbeteiligung einsetzen.

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