Mit 29:34 müssen sich die Handballer des TV Emsdetten im Pokalfight gegen VfL Potsdam geschlagen geben. Das kommt nicht überraschend, schließlich spielt Potsdam eine ganze Klasse höher. Interessant war es trotzdem!
Dass es nicht zur Pokalsensation gereicht hat, dafür gibt es zwei Gründe: einen davon sprach der neue Coach Lennart Lingener in der Pressekonferenz nach dem Spiel selbst an: „Mit der Erfolgsquote die wir heute bei den Abschlüssen hatten, kannst du kein Handballspiel gewinnen.“ Und tatsächlich: Sein Team ließ zu viele gute, auch freie Chancen vor dem gegnerischen Tor liegen. Ex-TVE-Torhüter Mark Ferjan, der bei den Potsdamern über weite Teile der zweiten Hälfte zwischen den Pfosten stand, bekam von seinem Trainer Bob Hanning an alter Wirkungsstätte das Vertrauen geschenkt. Er zahlte es mit einigen tollen Paraden zurück. Gute Torhüter, die hatten wir in Emsdetten immer schon. Und dieser ehemalige im Trikot des VfL Potsdam nahm Dirk Holzner und Co. viele Chancen weg, verhinderte ein ums andere Mal die Aufholjagd.
Der zweite Grund, warum es gestern nicht nicht mehr gereicht hat den Favoriten so richtig unter Druck zu setzen dürfte die erste Halbzeit sein. Das mag sich bei nur zwei Toren Rückstand (16:18 zur Halbzeit) seltsam anhören, ist aus einer solchen Position doch noch jede Aufholjagd möglich, und dennoch: bereits früh hatten sich die Grün-Weißen selbst in eine schwierige Lage gebracht, lagen nach 20 Minuten schon mit sechs Toren hinten (8:14). Das lag an vielen eigenen Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung. Sieben der 14 Gegentore, und das ist eine Quote die schleunigst verringert werden muss, fielen direkt im Anschluss nach unnötigen Ballverlusten, Anspielfehlern, Mißverständnissen oder technischen Fehlern. Da fehlte mal ein wenig Harz an der Hand, ein halber Schritt in die richtige Richtung oder ein wenig die richtige Höhe beim Anspiel. Kleinigkeiten, die in Summe halt ein ganzes Spiel entscheiden können.
Kurz darauf nahm Lingener eine Auszeit. Der junge Trainer des TV Emsdetten bewies hier den richtigen Riecher: Im Anschluss daran zeigte seine Mannschaft viel Moral und Kampf, kam bis zur Pause auf zwei Treffer heran und durfte in der Kabine noch von der Wende träumen. Auch danach zeigten sich seine Schützlinge stark verbessert. Nach der eben erwähnten Auszeit ließ seine Mannschaft nur noch zwei Gegentore direkt nach eigenen Ballverlusten zu.
Die Gäste zogen ihr Spiel konsequent durch, setzten auf einen spielstarken Rückraum und waren für die Emsdettener Abwehr nur schwer zu fassen. Das letzte mal, dass die Dettener auf zwei Treffer an den Gegner heran kamen war nach Yannick Terhaers Treffer zum 20:22 in der 37. Spielminute. Der VfL Potsdam spielte es dann klasse runter, setzte sich ab und nahm einen ungefährdeten Sieg mit nach Hause.
Die Leistung des TV Emsdetten am gestrigen Abend bringt zwei wichtige Erkentnisse mit sich. Zum einen bestätigt das Spiel die Eindrücke aus den Testspielen. Das Spiel ist schnell, attraktiv und mitreißend. Zum anderen ist die offensive 6:0 Deckung nicht ohne Risiko, benötigt Wettkampfpraxis und ein wenig Zeit, um in der Abwehr sicherer zu agieren. Auch der Vorwärtsgang hakt noch ein wenig beim Einlegen. Nach einem Gegentor oder eigenem Ballgewinn soll es schnell nach vorn gehen. Hier fehlt aktuell noch das letzte Prozent Sicherheit in den eigenen Aktionen. Auch da werden nur Zeit, Spielpraxis und Erfolgserlebnisse helfen.
Helfen würde es dem neu formierten Team sicher auch, wenn Fans und Umfeld die nötige Ruhe und Geduld mitbringen. Das haben die gut 1.000 Zuschauer in der Ems-Halle gestern klasse gemacht, ihr Team mit Applaus verabschiedet. Und Geduld zahlt sich hier sicher aus. Dann sollten wir in dieser Saison viel Spaß und tollen Handball in der Ems-Halle sehen.
Nächste Woche geht es dann richtig los! Das erste Ligaspiel steht vor der Tür. Und es ist gleich ein Heimspiel. Das Team HandbALL Lippe II ist zu Gast, wird zum ersten Spieltag versuchen dem TV Emsdetten das Leben so schwer wie möglich zu machen. Wir werden in der kommenden Woche wie gewohnt einen Vorbericht zum Ligaauftakt bringen.
Vom Spiel selber wird es wieder unseren Live-Ticker geben.
Der Spielverlauf des Pokalfights gegen Potsdam hier H I E R nochmal nachzulesen.
Statistik
(16) Ante Vukas 9 Paraden
(2) Rene Zobel 1 Zeitstrafe, 1 Tor
(7) Yannick Terhaer 7 Tore, davon 1 Siebenmeter
(8) Bjarne Budelmann 1 Tor
(11) Jakob Schwabe 1 Zeitstrafe
(14) Paul Kolk 1 Zeitstrafe, 2 Tore
(15) Lars Kooij 2 Zeitstrafen, 2 Tore
(18) Julian Thomas 1 Tor
(22) Dirk Holzner 5 Tore, davon 4 Siebenmeter (2 x verworfen)
(23) Robin Jansen 4 Tore
(27) Tim Stefan 3 Tore
(32) David Wiencek 1 Zeitstrafe, 2 Tore
(35) Marius Kluwe 1 Tor
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