Wer sich einigermaßen in der Emsdettener Sagenwelt auskennt, der wird am späten Sonntagnachmittag vielleicht mit anderen Erwartungen zum Sagenbrunnen am Sandufer gegangen sein bzw. wer die Emsdettener Sagenwelt, den Teinuhrshund, das Viennmöerken,… bislang nicht kannte, der wird deren Mähr jetzt noch immer nicht kennen. Es war die vorerst letzte Veranstaltung von Stroetmanns Fabrik im Rahmen des Förderprogramms „Mobile Kulturarbeit“ vom Land NRW. Die Bänke und Stuhlreihen rund um das 1985 vom Emsdettener Künstler Herbert Daubenspeck erschaffene Werk waren gut gefüllt.
Andere Erwartungen, weil man sich inhaltlich nicht immer wiedergefunden hat, dennoch eine sehr ausdrucksstarke Veranstaltung.
Die Tanzgruppe unter Leitung von Tsutomu Ozeki sowie die Theatergruppe „Spielfreunde“ von Daniela Nathaus sind seit vielen Jahren in Stroetmanns Fabrik angebotene Kurse. Diese beiden Ensembles, die sich jeweils aus gleich mehreren verschiedenen Generationen zusammensetzen, haben sich jetzt für ein Projekt zusammengefunden. Die Moderation von Sage zu Sage durch den untoten Magier France von due Lac, mit durchaus feinsinnigem Humor durchzogene Texte. Hierbei muss allerdings die Frage erlaubt sein: wollte der talentierte Schauspieler, der seine Rolle tatsächlich hervorragend spielte, von dem man gerne nochmal mehr sehen würde, tatsächlich aus der Emsdettener Sagenwelt erzählen oder selbige einfach nur „auf’s Korn nehmen“? Hexen, die künftig nur noch das Gute aus ihren Fähigkeiten zulassen wollen. Das Hoho-Männchen, welches dem Publikum den Spiegel vorhält. Mut, Zuversicht, Liebe, Freundschaft, Offenheit – Begriffe, die tänzerisch dargestellt werden und letztlich „ein Tröpfchen Hoffnung“… Anerkennung an alle Darstellenden, unter den schwül-warmen Bedingungen haben sie großartig performed. Hut ab vor jedem einzelnen Laien, sich vor Publikum zu präsentieren und derart gefühlvoll darzustellen.
Wenn man diese Vorstellung bewerten, korrigieren müsste, dann würden vermutlich einige Randnotizen wie folgt aussehen: „Ausdruck und Stil i.O.“, „inhaltlich: knapp am Thema vorbei gerauscht“, – vielleicht aber auch nur zu schwer verständich, da nicht alle mit Mikrofonen ausgestattet waren.
Am Ende sollten vielleicht dennoch auch die, die anfangs mit anderen Erwartungen gekommen sind, eingestehen, dass es eine gelungene Vorführung war. Sagen sind Herdfeuergeschichten, die früher an langen Herbst- und Winterabenden in den Stuben erzählt wurden. Sagen werden erst dadurch lebendig, weil bei jeder Erzählung etwas vergessen oder dazu erfunden wird. So sei es auch gestattet, dass ein Zusammenschluss von Schauspiel und Tanz eine neue, eine eigene Form der Darstellung in sich verbirgt. Historische Geschichten treffen auf moderne Darstellungsformen – Sagen sind immer auch Fantasie, sagenhaft, fantastisch – Gerne wieder!
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