„Meinen Humor möchte ich nicht haben…“

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(Foto: Schwegmann)

Bei der Geschwindigkeit seines Wortschwalls ist der aufmerksame Hörer im ersten Moment ersucht, „Das wird ein Abend ohne Punkt und Komma!“ zu denken – Mitnichten – also grundsätzlich auch mit Neffen aber in diesem Fall mitnichten. – Denn die Punkte und Kommata, so deren Plural, sind hier ein ganz gezieltes Werkzeug. Mit phonetischer Unterstützung seines stimmgewaltigen Organs sowie der Fähigkeit, sich in schätzungsweise zweieinhalb verschiedenen Oktaven zu artikulieren, gelingt es Jochen Malmsheimer Dialoge mit imaginären Personen zu führen, er fällt sich quasi immer wieder selbst ins Wort.

Gut 300 Zuschauer waren gestern im Bürgersaal von Stroetmanns Fabrik Zeuge perfekt inszenierter Wortakrobatik. Malmsheimer gelingt es, banale Alltagssituationen hochwissenschaftlich zu erklären. Malmsheimer, dessen Blutdruck so hoch ist, dass Mücken platzen, wenn sie zustechen, erzählt von Corona, der Impfung, dem Umstand, dass er und seine Leute (gemeint ist die Familie) während der Pandemie zuhause waren, – zur gleichen Zeit am gleichen Ort… Da kommt man ins Grübeln: „Wenn Steine mehr Vitamine hätten, könnte man mit einem einzigen Vulkanausbruch eine ganze Hungersnot bedienen.“

Als stolzer Besitzer eines elektrischen Fahrrades hat er sich natürlich auch ein Fahrradtrikot mit dazugehöriger Hose zugelegt. Er erinnerte in diesem Outfit direkt an eine geplatzte „Knack & Back“. Wichtig beim Erwachen im Krankenhaus ist ja, dass man Erwacht! Der erste Blick nach dem erfolgreichen Abschluss des Erwachens offenbart häufig die karge Zimmertür und ein daneben hängendes Kruzifix – zwischen diesen beiden Alternativen gilt es sich jetzt zu entscheiden.

Jochen Malmsheimer, der bereits 2021 an gleicher Stelle sein Emsdettener Publikum begeistern konnte, hat wieder einmal bewiesen, dass die sogenannte Kleinkunst in Wahrheit eine ganz große ist. Dieses Timing, diese Betonungen, dieser Wortwitz mit neuen Wortschöpfungen die so einfach und plausibel klingen, dass man sich wundert „Warum kannte ich das noch nicht?“

Ein absolut gelungener Abend in der derzeit schönsten Baustelle der Welt, wie Joschy Wolters vom Team Stroetmanns Fabrik eingangs erwähnte, der hoffen lässt, dass Jochen Malmsheimer sein nächstes Programm wieder im Bürgersaal vorstellen wird.

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