„Krieg, – kaum jemand der hier Anwesenden dürfte ihn bewusst erlebt haben.“

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(Foto: Schwegmann)

So begann der in Emsdetten lebende Schriftsteller Alexander Richter-Kariger seine Ansprache im Rahmen der Gedenkfeier zum Volkstrauertag heute in der Herz-Jesu-Kirche.

(Foto: Schwegmann)

Zuvor hatte Bürgermeister Oliver Kellner die zahlreichen Besucher dieser Veranstaltung begrüßt: „Volkstrauertag ist ein Tag des Gedenkens an die Toten und an die Hinterbliebenen, die mit dem Verlust leben müssen, – sein Anlass ist und bleibt hochaktuell. Vor 85 Jahren begann der 2. Weltkrieg mit dem Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen. An seinem Ende lag die Welt in Trümmern. Um die 80 Millionen Menschen hatten ihr leben verloren. Fast 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges nehmen die persönlichen Bezüge ab, jedoch dürfen wir die Opfer des Krieges und der NS-Diktatur nicht vergessen…. Ich gehöre zu einer Generation, die in einem wahrscheinlich friedlicheren Deutschland als je zuvor aufgewachsen ist. Die heutigen weltweiten Kriege und Aggressionen zeigen, wie zerbrechlich Frieden, Freiheit und Demokratie sind. Sie machen uns aber auch deutlich, wie wertvoll Frieden und Freiheit sind…“

(Foto: Schwegmann)

Kira und Jana Schwegmann sprachen für die Vereinigten Schützengesellschaften Worte des Totengedenkens und Schülerinnen der Marienschule interpretierten sehr eindrucksvoll „Wut“, „Traurigkeit“ und „Nachdenklichkeit“. Die Mitglieder des „chor & more e.V.“ gaben der Veranstaltung mit Liedbeiträgen einen würdigen Rahmen.

(Foto: Schwegmann)

Alexander Richter-Kariger war 1949 geboren, viereinhalb Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges: „Es war nicht nur die zeitliche Nähe zu jenem schrecklichen Ereignis, die meine Kindheit stark beeinflusst und mir schon als Kind Kriegsängste und Furcht vor Gewalt aufgebürdet hat. Mein Leben ist schon früh durch die Auseinandersetzung zwischen den einstigen großen Machtblöcken NATO und Warschauer Pakt geprägt worden. Ich bin unmittelbar an der Trennlinie zwischen diesen Blöcken aufgewachsen und habe früh erfahren, was sich hinter den Begriffen Kalter Krieg, Atommacht und Diktatur verbirgt.“
Seine Erfahrungen in der DDR haben sein Leben bestimmt. Als 18-jähriger wurde der mittlerweile in Emsdetten lebende Schriftsteller in die Nationale Volksarmee (NVA) einberufen. „Die Fotos von damals zeigen ein fast noch kindliches Gesicht und einen jungen Menschen in einer viel zu großen Uniform.“ Gott-sei-Dank, so führt er weiter aus, sei es nie zu kriegerischen Handlungen gekommen aber „der damals täglich heraufbeschworene Ernstfall“ blieb nicht ohne Eindrücke: „Die Kalschnikow als Maschinenpistole oder als Leichtes Maschinengewehr, vielleicht auch als Panzerbüchse in den Händen zu halten und am Koppel die Tasche mit vollen Magazinen und scharfer Munition zu tragen, oder wie man zittert, wenn man eine entsicherte Handgranate wirft.“ Alexander Richter-Kariger wurde mit seinen Kameraden, junge unbedarfte Menschen, gnadenlos auf den Krieg vorbereitet. Den Feind um jeden Preis zu vernichten, „unschädlich machen“, war das Ziel.

Im hinteren Bereich der Pankratiuskirche, in der Marienkapelle, liegt unter Glas ein großes Buch mit den Namen der Gefallenen und Vermissten Emsdettener. „Jede Woche wird eine neue Seite aufgeschlagen.“ Richter-Kariger kennt die Namen in dem Buch nicht und doch sind es keine Fremden, sie sind ihm so nah, wenn er hin und wieder an diesen Ort geht inne hält und in Gedanken versinkt.

(Foto: Schwegmann)

Ein Schweigemarsch bewegte sich dann von der Herz-Jesu-Kirche zum Kriegerdenkmal an der Nordwalder Straße.

Unter den Klängen von „Ich hatte einen Kameraden“, intoniert vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Emsdetten, legten Vertreter der Stadt Emsdetten, des Bezirksverbandes der Kleingärtner, Emsdettener Vereine und des Heimatbundes je einen Kranz nieder.

Mit der Deutschen Nationalhymne wurde die Veranstaltung beendet.

 

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