jobcenter Kreis Steinfurt: Gute Integrationsbilanz

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Die anhaltende wirtschaftliche Konjunkturflaute hinterlässt in 2024 zunehmend tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Insbesondere in der Grundsicherung für Arbeitsuchende – kurz Bürgergeld – sind die Zahlen deutlich gestiegen.

So lag die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit mit 9.229 gemeldeten Arbeitslosen erstmals seit Einführung der Grundsicherung für Arbeitssuchende über der 9.000er-Marke im Kreis Steinfurt. Das waren 12,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Dementsprechend stieg auch die Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte auf jahresdurchschnittlich 3,5 Prozent – auch dies ein Negativrekord.

Mehr Menschen im Leistungsbezug

Mit den steigenden Arbeitslosenzahlen korreliert auch der Anstieg der Haushalte (Bedarfsgemeinschaft), die vom jobcenter Kreis Steinfurt betreut wurden. Jahresdurchschnittlich erhielten 12.074 Bedarfsgemeinschaften finanzielle Unterstützungsleistungen. Das waren 7,3 Prozent oder 826 Haushalte mehr als im Vorjahr.

Mehr Haushalte bedeutet auch mehr Menschen, die auf Bürgergeldzahlungen angewiesen sind. So waren Ende 2024 insgesamt 23.427 Frauen, Männer und Kinder im Leistungsbezug. Das waren 1.341 mehr als im Dezember 2023. Während die Zahl der nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten – in der Regel Kinder – im abgelaufenen Jahr nur unmerklich um 1,6 Prozent angewachsen ist, stieg die Zahl der erwachsenen Bürgergeldbeziehenden dagegen um 7,8 Prozent an.

Gründe für den Anstieg

„Der Anstieg an Bürgergeldbeziehenden hat mehrere Gründe“, so Tanja Naumann, Arbeitsmarktvorständin des jobcenter Kreis Steinfurt. Zum einen verzeichnete das Jobcenter weiterhin einen starken Zuzug von Menschen aus dem Ausland. Sie stellten in 2024 die knappe Mehrheit aller Bürgergeldbeziehenden. Hier kamen vor allem Menschen aus Syrien erstmals in den Leistungsbezug, während gleichzeitig nach wie vor viele Ukrainerinnen und Ukrainer auf Hilfe angewiesen sind.

Des Weiteren beruht der Anstieg auch auf der schwachen Wirtschaftsentwicklung mit einer nur geringen Zunahme in der Erwerbstätigkeit und einer in 2024 weiter rückläufigen Arbeitskräftenachfrage. Das heißt konkret: für Arbeitslose war es deutlich schwieriger, eine neue Stelle zu finden. „Insbesondere dann“, erklärt Naumann, „wenn die Arbeitsuchenden keine Berufsausbildung haben oder als geringqualifiziert gelten.“ Denn Unternehmen suchen Fachkräfte.

„Über 70 Prozent unserer Kundinnen und Kunden haben keine abgeschlossene Berufsausbildung“, so Naumann und weiter: „Mehr als 40 Prozent keinen Schulabschluss. Da wird eine Vermittlung in Krisenzeiten schwierig.“

Gute Integrationszahlen trotz Krisenstimmung

Dennoch ist es gelungen 3.485 Menschen in Arbeit zu vermitteln. „Das ist, gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation, ein sehr gutes Ergebnis“, bilanziert Naumann. Mit einer Integrationsquote von über 21,3 liege das jobcenter Kreis Steinfurt über dem Bundes- und Landesdurchschnitt.

„Hier zeigt sich“, ergänzt der Vorstandsvorsitzende des Jobcenters, Tilman Fuchs, „dass unsere veränderte Strategieausrichtung der vergangenen Monate der richtige Weg gewesen ist.“ Im Zuge der Ende 2023 ins Leben gerufenen Vermittlungsoffensive NRW hat das jobcenter Kreis Steinfurt noch stärker auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit der regionalen Wirtschaft gesetzt. „Wir haben viele Veranstaltungen organisiert, in denen sich Unternehmen und Personalverantwortliche direkt mit Bürgergeldbeziehenden austauschen konnten. In anderen Formaten haben wir gezielt über Fördermöglichkeiten informiert“, so Fuchs weiter. Das habe auf beiden Seiten Früchte getragen, denn bestehende Ängste und Vorurteile konnten so abgebaut werden. Dieses Vorgehen sei zwar sehr zeit- und personalintensiv, aber der Erfolg gebe den Verantwortlichen recht. Die Integrationszahlen stimmen zuversichtlich. Dies bestätigt auch der Landrat Dr. Martin Sommer: „Ich habe viele positive Rückmeldungen aus der hiesigen Wirtschaft zu den Veranstaltungen des Jobcenters erhalten.“

Herausforderungen 2025

„Wir wissen, dass es in diesem Jahr nicht einfacher für uns wird, gute Ergebnisse für die Menschen in der Region zu erzielen“, so Thomas Robert, Vorstand des Jobcenters mit Blick auf das Jahr 2025.

Die anhaltende Wirtschaftsschwäche, die derzeitige politische Unordnung und geopolitische Unsicherheiten sowie gleichzeitig weniger finanzielle Mittel als im Vorjahr bei zunehmend mehr Menschen im Bürgergeldbezug – das sind die Herausforderungen, vor denen das Jobcenter steht. „Einige erfolgreiche arbeitsmarktpolitische Maßnahmen können wir aufgrund der Budgetkürzungen nicht mehr fortführen“, bedauert Robert. Insbesondere Sprach- und Qualifizierungsmöglichkeiten wurden gestrichen. Das erschwere natürlich die Integrationsarbeit. „Ohne ausreichende Deutschkenntnisse und/oder Qualifizierung werde es schwer eine Arbeit zu finden“, so Robert.

Aber Resignation ist keine Option. „Wir werden neue kreative Wege finden, gute Arbeit für die Menschen im Kreis Steinfurt zu machen und Arbeitslose in Beschäftigung zu bringen“, zeigen sich die Vorstände kämpferisch

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