Geschockt über Pläne von Stadt und Politik – „Bebauungen im großen Stil“

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Beate und Christoph Zimmermann, Lütkenheide, erheben bezüglich eines geplanten Bauvorhabens in unmittelbarer Nachbarschaft erhebliche Bedenken und haben sich daher mit einem Leserbrief an AllesDetten gewandt:

Wir sind geschockt : die sogenannte „Nachverdichtung“  betrifft uns jetzt direkt: auf unserem Nachbargrundstück will ein Investor bauen, und das, in unseren Augen, viel zu groß! Damit die Vorstellungen des Investors umgesetzt werden können, wollen die  Stadt und die Politik den bisher geltenden Bebauungsplan abändern. Alte Baugrenzen, an die sich bisher alle halten mussten, werden bei einer Nachverdichtung (Hinterlandbebauung) nicht nur ein paar Meter, sondern bis an die Nachbargrenzen verschoben – somit wird neuen Eigentümern bei der Nachverdichtung sozusagen erlaubt, die gesamte Fläche maximal  zu bebauen. Die Stadt führt dies im sogenannten „Beschleunigten Verfahren“ durch -da braucht keine Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgen und auf die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, wie in § 3 Abs .1 BauGB vorgeschrieben, wird einfach verzichtet.

Die Stadt scheint der Auffassung zu sein, dass ihre Planungen auf die Nachbargebiete keine Auswirkungen haben. Dem können wir nur widersprechen!  Eigens für Nachverdichtungen wurde  eine Stadtplanerin eingestellt, die „jeden freien Flecken“ im gesamten Stadtgebiet zum Verbauen ausfindig machen soll. Wenn man sich in unserer Stadt umschaut, erfolgten bereits unangemessen große Bebauungen im Stadtgebiet und sind im „großen Stil“ jetzt weiter geplant! Es muss verhindert werden, dass weiterhin unverhältnismäßig große Häuser auf zu kleinen Grundstücken gebaut werden!

Grüne Oasen müssen unter besonderem Schutz stehen – hierzu zählen auch die Gärten der Bürger, die meist mit viel Liebe, Engagement und Kosten angelegt wurden. Diese Oasen sind wichtige Rückzugsorte der Menschen und die Ungestörtheit und Privatsphäre müssen hier geschützt werden! Das ist hier nicht der Fall! Diese Ruhezonen und ökologischen Flächen werden der Nachverdichtung  geopfert, und zwar doppelt: einmal die neue Fläche in den Gärten die bebaut werden darf, zum anderen die Gärten der „alten“ Nachbarn in die man reinschauen kann. Wohnraum zu schaffen ist der eine Aspekt – dies sollte aber mit Maß und in Abwägung (Abwägungsgebot gem. BauGB) erfolgen, damit sich ein Neubau in die bereits  bestehende Baulandschaft einfügt. Gemäß dem BauGB muss die Nachverdichtung auch auf das notwendige Maß beschränkt werden. Hier wird das Maß von der politisch neu ausgerichteten Stadtverwaltung aber nur im Sinne des Investors festgelegt. Die Wünsche von Investoren scheinen hier mehr Berücksichtigung zu finden als die Bedürfnisse der Menschen.

Laut Stadt soll durch die Nachverdichtung ein attraktiverer Lebensort für die Bevölkerung geschaffen werden. Die Realität sieht aber anders aus: zubetonierte Grünflächen, durch gefällte Bäume fehlen Schattenspender zum Kühlen. Beispielsweise auf der Fläche “Hof Recker“ am Nordring.  Dort sollen auch Bäume gefällt werden und dort ist aktuell ebenso eine unverhältnismäßig große Bebauung in Planung. Eine Interessengemeinschaft hat sich dort schon gebildet, die sich gegen diese Vorhaben zur Wehr setzt und der wir jetzt auch angehören. Es gibt noch weitere Betroffene in Emsdetten, wie wir erfuhren.

Wird weiter in diesen Größenordnungen in Emsdetten nachverdichtet, wird sich nicht nur unser Stadtbild massiv verändern, es wird viel mehr Luftverschmutzung und Feinstaub geben, die Gesundheit der Menschen leidet, mehr Hitzeentwicklung in der Stadt, mehr Lärm, mehr zugepflasterte Flächen für Parkplätze, kein Versickern mehr und der Grundwasserspiegel sinkt noch mehr ab, Autoabgase und eine  starke Beeinträchtigung der Biodiversität: viele Tiere und Insekten verlieren ihren Lebensraum und das ökologische Gleichgewicht wird gestört. Eine Vorgabe vom Begrünen von Dächern erscheint lächerlich im Hinblick auf die riesigen Flächen, die überbaut werden sollen – begrünte Dächer können ökologisch gewachsene Gärten  wohl kaum ersetzen und bestehende Solaranlagen werden dann  „von nebenan“ verschattet.

Wird der Klimawandel hier in Emsdetten außer Acht gelassen? Im Baugesetzbuch finde ich: dass die städtebauliche Entwicklung nachhaltig sein soll, welche die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in der Verantwortung gegenüber künftigen Generationen in Einklang bringt. Alle Flächen, die jetzt überbaut werden, sind unwiederbringlich verloren!

Liebe Politiker und Planer vom Bauamt, bitte grenzen Sie Nachverdichtungen für unsere Stadtfläche  ein und halten Maß bei den Größen und der Anzahl von  neuen Gebäuden. Der Bau von neuen Gebäuden darf nicht einfach schnell  entschieden werden ! Dies hat meist starke Auswirkungen auf Nachbargebiete.  Entscheiden Sie nicht über die Köpfe der Bürger hinweg, wenn es um Eingriffe in deren  Lebensräume geht! Vergessen Sie nicht die Lebensbedürfnisse der Menschen, von denen Sie gewählt wurden. Wir brauchen auch innerhalb des Stadtgebietes „grüne Oasen“ und nicht nur außerhalb. Wir sind geschockt, wie schnell solche Entscheidungen hier  getroffen werden. Ein gedeihliches Miteinander ist das oberste Prinzip jedes Verwaltungshandelns, dann kann man sich viel Ärger sparen.

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