Diskussionsveranstaltung beleuchtete Herausforderungen und Perspektiven für die EU

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(Foto: Europe Dirct/Kreis Steinfurt)

Unter dem Titel „Wie kann Europa seine Rolle in der Welt behaupten?“ hatten die Europa-Union Steinfurt e.V., die Stadt Lengerich und Europe Direct Steinfurt am vergangenen Freitag zu einer hochkarätig besetzten Diskussionsveranstaltung eingeladen. Dr. Stefan Lock, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Bonn, sowie Dr. Markus Pieper, Vorstandsmitglied der Europäischen Volkspartei (EVP) und langjähriges Mitglied des Europäischen Parlaments, diskutierten im Veranstaltungssaal der Stadtsparkasse Lengerich unter der Moderation von Dr. Ralf Hell über die Zukunft Europas angesichts weltweiter Herausforderungen.

Bereits zu Beginn der Debatte wurde deutlich: In einer Zeit multipler Krisen wünschen sich viele Menschen Orientierung und Verlässlichkeit. Dass Europa mehr sein kann als eine Randfigur im globalen Machtspiel, zeigte die Diskussion eindrucksvoll. Trotz aller Schwierigkeiten sei die Europäische Union auf Augenhöhe mit den USA und China – nicht zuletzt wirtschaftlich, betonten die Diskutanten.

Im Verlauf des Abends zeigte sich die enge Verflechtung globaler Krisen mit inneren Herausforderungen der EU: Fragen der wirtschaftlichen Stärke, der politischen Stabilität und der Fähigkeit, geschlossen zu handeln, wurden als zentrale Voraussetzungen genannt, um das wirtschaftliche Gewicht der Union auch auf globaler Ebene wirksam einzubringen. Dr. Pieper kritisierte, dass die bürokratischen Anforderungen in den vergangenen Jahren zunehmend komplexer geworden seien und sich verschiedene Steuerungsinstrumente teilweise überschneiden. Sollten große Ziele wie die Klimaneutralität erreicht werden, müsse es einfache und nachvollziehbare Instrumente geben.

Als Vertreter der Europäischen Kommission wies Dr. Lock darauf hin, dass der Wille zur Umsetzung europäischer Ziele entscheidend sei. Die Handlungsfähigkeit Europas hänge wesentlich von politischem Mut und der Entschlossenheit auf allen Ebenen ab. Gelinge es, die europäischen Leitlinien verständlich zu kommunizieren und die Menschen mitzunehmen, könne Europa sein wirtschaftliches Gewicht auch global entfalten. An zahlreichen Beispielen machte Lock deutlich, wie die EU daran arbeitet, zentrale Zukunftsthemen wie Sicherheit, Digitalisierung und ökologische Transformation nachhaltig zu gestalten.

Beim Thema „europäische Verteidigungsfähigkeit“ waren sich Lock und Pieper einig, dass die bestehenden EU-Verträge den Aufbau einer echten Verteidigungsunion mit gemeinsamer europäischer Armee derzeit nicht zulassen. Eine „Koalition der Willigen“ – bestehend etwa aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, den baltischen Staaten und den Niederlanden – könnte gegebenenfalls zwischenstaatlich vereinbart und vorangetrieben werden. In der anschließenden Publikumsdiskussion unterstrichen viele Beiträge die Bedeutung europäischer Werte und des zivilgesellschaftlichen Engagements. Gerade diese Werte seien es, die Europas Zusammenhalt in Krisenzeiten stärken und ihm auf der internationalen Bühne Gewicht verleihen. In Austauschprojekten müsse es zudem gelingen, junge Menschen auch auf kommunaler Ebene und im ländlichen Raum für die Europäische Idee zu begeistern. „Ein starkes Europa braucht eine breite europäische Öffentlichkeit“, brachte eine Teilnehmerin des Abends die Diskussion auf den Punkt.

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