Die Bullemänner machten den Bürgersaal völlig PLEM

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(Foto: Puzik)

Gestern Abend, nur wenige Tage nach der Wiedereröffnung des umgebauten Bürgersaals durften sich die ausgehungerten Emsdettener Kulturfreude über einen gern gesehenen und immer wiederkehrenden Publikumsliebling freuen: Das Komiker-Duo Augustin Upmann und Heinz Weißenberg, besser bekannt alsBullemänner“ und ihre ukrainische Tastenfrau Svetlana Svoroba präsentierten ihr neuestes Bühnenkabarett „Plem“. Und ja, der Name ist hier tatsächlich Programm gewesen.

Kabarett-Abend auf westfälische Art mit den Bullemännern im Bürgersaal

Als sich die Tore für den Besucherstrom wie von Zauberhand öffneten, bzw. geöffnet wurden, nachdem Joschy Wolters vom Veranstaltungsteam tatkräftig mit Muskelkraft nachgeholfen hat (noch sind die Bauarbeiten in vollem Gang und eine schicke Holzleiste dient als Türstopper), durften die Eintretenden über einen roten Teppich kommend das neue, in angenehmes Licht durchflutete Foyer auf sich wirken lassen. Hier leistete das Getränketeam ganze Arbeit, denn schon vor der Show waren zahlreiche Gäste bei guter Laune. Beste Voraussetzungen für einen Kabarettabend, der etwas anderen Art.

„Hier sind wir immer wieder gerne“, sagt Augustin Upmann vor der Show. Ihm gefällt der neue Burgersaal ziemlich gut: „Sieht toll aus nach dem Umbau“, meint er und schwärmt schon von dem neuen Lichthof, der bald hinzukommt. Auf die Frage, ob er denn nervös sei, kam ein saloppes „NÖ!“, dann aber gestand er doch, dass er es ja doch irgendwie vor jedem Auftritt sei – ein bisschen. Es sei halt spannend, wenn viele Leute kommen, sagte er.

Damit sollte er Recht behalten, weit über 400 Gäste wollten sich heute berieseln lassen. Gleich zu Beginn wurden alle von Joschy Wolters begrüßt, der sich gemeinsam mit seinem Team von Stroetmanns Fabrik auf eine spannende Veranstaltungssaison freut. Auch wenn die Bauphase noch nicht komplett beendet sei – Show must go on. „Es gibt wieder Programm und wir freuen uns wie Bolle!“, verkündet er. Ja darauf freuen sich alle und heißen die Komiker des Abends mit schallendem Beifall willkommen.

Das aktuelle Programm des Kabarett Duos ist so richtig schön „Plem“.

Als August Laukemper und Heini Stertkötter nehmen sie ihr Publikum mit auf einen Streifzug durch ihre Kindheit in der westfälischen Heimat, mit nostalgischen Geschichten und derben Bauernwitzen. Die Themenvielfalt ist enorm und switcht immer wieder, von Tagebucheinträgen eines Feuerwehrmanns während der Pandemie, der eigentlich gerne länger mit seinen Kameraden verweilen würde, naja zumindest bis das Klopapier ausreicht. Es geht über „rassistische Kindheitserlebnisse“ in der Sellendorfer-Gemeinde, über politische AfD-Spitzen bis hin zum Geschlechterkampf der Herren und dem beneidenswerten Sozialverhalten auf dem Damenklo. „Das heute schon so ist, wie die Welt sein sollte“, heißt es. Es ist eine Mischung aus Kabarett mit musikalischen Perlen bis hin zu ulkigen Szenen in westfälischem Platt, das nur von den Alteingesessenen Heimatliebhabern verstanden wird. Aber wem Sitte-Heimat-Rübenkraut kein Fremdwort ist, der fühlte sich pudelwohl.

Teilweise wurde tief in die Kostümkiste gegriffen, mal in oranger Rettungsweste mit Fischerhut, dann in schicker Feuerwehrgarderobe oder als cooler HipHopper-Gangster Opa, der mit den Mesumer Zuschauern die Inflationsrate von Bierpreisen auszurechnen versuchte.

Während die anfänglichen politischen Satirestücke bei den Bullemänner-Fans nicht so ganz auf Wohlwollen stießen, „man wolle schließlich einen leichten und lockeren Abend verbringen – ohne Politik“, sagte eine Damengruppe, die das Comedian-Duo schon des Öfteren erleben durfte, fanden viele den zweiten Teil der Show sau komisch. Hier waren Single-Probleme von Heini, die Altersleiden, Tod und Beerdigung das Thema. Und als es darum ging, dass man ab 70. sowieso nur noch „Dingens“ zu jedem sage und gar vergesse die Folie vom Scheiblettenkäse zu ziehen, krümmte sich der Saal vor Lachen. Auch Joschy Wolters in der letzten Reihe konnte sich da nicht zurückhalten, als  es um die Scheiblettenkolik ging.

Aber wie Svetlana in ihrer Zwischeneinlage erzählte, für den Himmel müsse man Hebräisch lernen, um sich mit dem Schöpfer zu verstehen. Und wenn man in die Hölle kommt, gab es die Antwort ihrer jüdischen Großmama: „Aber Kind, du kannst doch Deutsch!“. Aber vorerst hat sie „lebenslänglich Münsterland“, sang sie in einem melancholischen Stück. Sie kam nach Westfalen, erstmal für ein Jahr oder so und blieb dann doch 20 Jahre lang.

„ALL YOU NEED IS PLEM!!!“

Als roter Faden kam immer wieder Heinis Opa ins Spiel, der am liebsten in der Danneberger-Brückenraststätte verweilen würde und nicht nur Bob Dylan und Simon und Garfunkel als Inspirationsquelle diente. Den Jungs von den Beatles gab er den hilfreichen Rat: „Let it be“ und „All you need is Love“… Daraus ist dann schließlich auch der Titelsong zum Kabarettstück entstanden, denn „ALL YOU NEED IS PLEM!!!“

So endete der musikalisch von Rock´n´Roll bis hin zu Westernmusik und Balladen begleitete Kabarettabend mit einem Dankeslied in katholischer Kirchenchor-Manier: „Danke für die Fleischsuppe. Danke für den Eierstich…“ und der ein oder andere würde sich wie bei einer westfälischen Jubilaren Rede gerne seinem Vorgänger anschließen, aber wenn der nix sagt…“ In diesem Sinne Danke für einen völlig plemplemen-Abend und auf Wiedersehen beim nächsten Mal.

1 Kommentar

  1. Habe schonmal von denen gehört. Unsere Nachbarn hatten gestern auch das Vergnügen. Beim nächsten Mal sind wir dabei. Danke für den Artikel, die Vorfreude steigt um so mehr.

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