
Was über weite Strecken der ersten Halbzeit nicht schön anzusehen war, wurde dann doch noch ein tolles Handballspiel. Der TV Emsdetten schlägt die Talentschmiede von GWD Minden deutlich mit 36:22 Toren.
Was war das gestern für eine schwere Geburt in der EMS-Halle! Minden hatte richtig Lust auf die Partie vor über 1.600 Zuschauern. „Wir wollten den TV Emsdetten ärgern“ sagte Gästetrainer Christopher Kunisch in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Glückwunsch, der Plan ist aufgegangen.
Geärgert haben sich auf der Tribüne viele Zuschauer insbesondere über die verlorenen Bälle. Denn davon gab es genug. Tobias Reichmann erwischte einen gebrauchten Tag. Fehler in der Ballannahme und viele verworfene Chancen muss sich der prominente Rückraumspieler anschreiben lassen. Gut, dass seine Kollegen ihn mit ihrer Leistung in Halbzeit zwei aufgefangen haben.
Die Gäste hatten viele lange Kerle dabei. Die Nummer 77, Fynn- Lukas Hermeling, war so einer. Im Rückraum zuhause, warf er ganze acht Tore. Viele davon nach dem gleichen Schema: Holpert legt den Ball zurück, Hermeling nimmt mit seiner imposanten Gestalt Anlauf und feuert das Spielgerät aus dem Rückraum mit voller Wucht aufs Tor. Sechs mal traf er allein im ersten Durchgang. Die Emsdettener konnten sich einfach nicht absetzen. Eine zwei Tore Führung war das höchste, was der TVE heraus werfen konnte (11:9 in der 23. Minute).
Ärgerlich, dass die Überzahlsituationen, von denen es am gestrigen Samstag einige gab, nicht genutzt werden konnten. Auch eine doppelte Überzahl war keine Grantie dafür, dass für klare Verhältnisse gesorgt werden konnte. 2:2 Tore lautete die Bilanz nach doppelter Überzahl um Minute 20 herum. Sascha Bertow war sichtlich unzufrieden, hatte die Timeout Karte einige Zeit in der Hand und nahm sie in genau dieser Phase. Der danach resultierende Treffer von Rechtsaußen Yannick Terhaer war dann mal so ein Spielzug, bei dem der sich bietende Platz auch ausgenutzt wurde.
Der 13:13 Halbzeitstand geht völlig in Ordnung, da die Emsdettener ihr Tempospiel einfach nicht aufziehen konnten und die Gäste aus Minden eine kraftvolle erste Halbzeit boten, gegen den Favoriten voll dagegen hielten.
In Durchgang zwei bekamen die Zuschauer dann viele Wechsel auf Emsdettener Seite geboten. Insbesondere die Hereinnahme von Paul Kolk sollte sich auszahlen. Mit sieben Toren war er bester TVE Torschütze. Nicht nur vor dem gegnerischen Kasten war Kolk unverzichtbar: Er spielte in der Abwehr nun mit Jakob Schwabe und Robin Jansen. Und der Niederländer Jansen machte im zweiten Durchgang eine außerordentlich gute Partie. Er bekam den Mindener Rückraum immer besser in den Griff, störte früh die Angriffsbemühungen und stellte Gästespieler Hermeling immer wieder klug zu. Minden reagierte, wechselte Hermeling aus und versuchte auf andere Weise zum Torerfolg zu kommen. Das klappte gar nicht: Die Dettener Deckung eroberte sich die Bälle, leitete Tempogegenstöße ein und kam nun richtig in Fahrt. Aus einem 20:18 in Minute 43 wurde innerhalb kürzester Zeit ein 24:18 (48. Minute). Das war erst der Auftakt! Zehn Treffer Differenz waren es schon vier Minuten später (29:19). Der herein gekommene Max Nowatzki machte ein gutes Spiel, Marcel Schliedermann zeigte, dass er im Rückraum eine echte Alternative zum Isländer Anton Runarsson sein kann. Er machte nach seiner Einwechslung noch zwei eigene Tore.
Was jetzt folgte ist eine Geschichte, die ist so schön, die schreibt nur der Sport: Vor der Partie war klar, dass Oliver Krechel dem TVE nicht zur Verfügung stehen konnte. Die Leiste zwickt. Mit nur einem Torhüter ins Spiel zu gehen ist riskant. Lasse Schroer, Torhüter der zweiten Mannschaft des TV Emsdetten und somit normalerweise in der Landesliga unterwegs, vertrat ihn. In der Schlussphase der Partie gab Trainer Sascha Bertow seinem Ersatzmann das Vertrauen und ermöglichte ihm sein Debut in Liga drei. Der hielt gleich einen Ball und wurde von der Halle gefeiert. Außerdem leitete er einen Torerfolg von Paul Kolk ein: Den langen Ball, gespielt über das gesamte Spielfeld, brachte Kolk sicher im Tor unter. Die Halle jubelte, und Lasse Schroer freute sich über die gelungene Aktion. Nach Spielschluss waren er und seine Kollegen zufrieden. Durften sie auch: Denn die zweite Halbzeit war klasse, der 36:22 Sieg verdient.
Weiter geht es am kommenden Samstag beim Team HandbALL Lippe II. AllesDetten wird auch hier mit dem Liveticker vor Ort sein und vom Spiel berichten. Im Laufe der kommenden Woche gibt es an dieser Stelle noch wie gewohnt den Vorbericht zum Spiel.
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