An einem Samstagmorgen die Parkstreifen entlang der Wilhelmstraße gesperrt, das kann schon mal zu… nennen wir es „Unverständnis“, führen. Die Parknischen bleiben aber nicht lange unbenutzt. Einsatzfahrzeuge des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und der Feuerwehr Greven finden sich bald ein, sorgen für Aufsehen. „Was ist passiert?“ Die Frage beantworten sich die Passanten dann selber: „Wenn schon im Vorfeld die Parkplätze freigehalten werden, dann kann es kein Notfall sein, es wird sich um eine Übung handeln.“
Und genau so ist es. Übungsleiter Jannis Hohenhorst vom MHD-Greven und Einsatzleiter Frank Achterkamp vom MHD-Emsdetten stehen uns während der ganzen Aktion bereitwillig für Antworten auf unsere Fragen zur Verfügung: „Hier wird ein Ernstfall simuliert. Folgendes Szenario wird fingiert: Bombenfund in der Mozartstraße im Komponistenviertel in Hollingen.“ Jeder weiß, dass es sich hierbei um ein dicht besiedeltes Wohngebiet handelt. Die Bombe muss entschärft werden. Das bedeutet, dass etwa 500 Menschen für den Zeitraum zwingend ihre Wohnungen verlassen müssen. Die Evakuierung wird vorbereitet. Für die 500 Menschen wird in der Paul-Gerhardt-Schule an der Wilhemstraße eine Notunterkunft für vermutlich acht bis zwölf Stunden eingerichtet, so lange wird die Aktion möglicherweise dauern.
Mittlerweile sind weitere schwere Fahrzeuge eingetroffen, viele fahren direkt in den Innenhof, andere bleiben vor dem Schulgebäude stehen. Alle haben ihren Sinn, auch die Anordnung, welches Fahrzeug wo steht, ist durchdacht.
Es ist keine Notfallsituation aus einem Gefahrenereignis heraus, bei dem es gilt, viele Verletzte unterzubringen. Hier gilt es, die Zeit der Entschärfung zu überbrücken, 500 Menschen eine warme Unterkunft zu stellen, sie zu verpflegen und gegebenenfalls auch medizinisch zu versorgen.
500 Menschen beiderlei Geschlechts, jeglichen Alters, verschiedener Staatsangehörigkeiten, unterschiedlicher Kulturen. Im Eingangsbereich der hergerichteten Notunterkunft ist eine Registrierungsstelle, bei der sich jeder anmelden muss. Hier wird unter anderem abgefragt ob und welche Medikamente benötigt werden, ob es Unverträglichkeiten, Allergien gibt, auf die man achten und gegebenenfalls reagieren muss. Die „Gäste“ werden unterschiedlichen Räumen zugeordnet. Es gibt Räume, die einfach nur mit Tischen und Stühlen bestückt sind. Bei Bedarf ist ein Wickelraum eingerichtet. Ein Raum, in den man seine Haustiere mitnehmen kann, ein Raum, in dem Krankenliegen aufgebaut werden, falls jemand Hilfe benötigt. Ein Raum, in dem Essen ausgegeben wird, in dem man an Tischen sitzend, die Verpflegung zu sich zu nehmen. Am Ausgang wird erneut erfasst, so dass stets nachvollziehbar ist, wer und wieviel Menschen sich noch im Gebäude befinden.
52 Einsatzkräfte sind an dieser Übung beteiligt. Zwischendurch immer wieder eine Lagebesprechung. Jannis Hohenhorst beobachtet das Geschehen, macht sich immer wieder Notizen – am Ende wird es eine Besprechung geben, bei der aufgezeigt wird, welche Abläufe möglicherweise noch optimiert werden können.
Nachdem alles eingerichtet ist, erhalten die Einsatzkräfte eine Stärkung – auch das Küchenteam war aktiv. Im Ernstfall hätten sie für 500 Münder kochen müssen, heute „nur“ für 52.
Natürlich muss auch die Funktionalität überprüft werden. Der komplette Ablauf wird vollzogen. Alle Eventualitäten werden in Betracht gezogen. Panik, Uneinsichtigkeit, Aggressivität, Angstzustände…
Frank Achterkamp zeigte sich im Wesentlichen zufrieden mit der Übung: „Die Kommunikation unter allen Beteiligten hat hervorragend funktioniert.“ Besonderer Dank geht an die Stadtverwaltung Emsdetten: „Die Zusammenarbeit war großartig. Die Stadt Emsdetten hat proaktiv Ideen eingebracht und die Übung erst möglich gemacht.“
Auch Jannis Hohenhorst zeigte sich begeistert: „Ich bin mit der Leistung aller Einsatzkräfte sehr zufrieden. Die Abläufe haben gut funktioniert. Die Helfer waren motiviert und konnten die Betreuungsstelle schnell aufbauen. Die Übung war ein voller Erfolg.“
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