Betriebliche Inklusion: Wie Unternehmen und Menschen mit Behinderung voneinander profitieren können

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(Grafik: Aktion Mensch e.V.)

Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember 2024 rückte die Wirtschaftsförderung Kreis Steinfurt (WESt mbH) im Rahmen der Kampagne „Inklusion Münsterland“ die Bedeutung betrieblicher Inklusion in den Fokus. Rund 40 Teilnehmende aus Wirtschaft und Institutionen der Region tauschten sich in einer Online-Informationsveranstaltung aus, um erfolgreiche Praxisbeispiele sowie Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten zu präsentieren.

Christian Holterhues (Geschäftsführer WESt mbH) eröffnete das Meeting mit einem Blick auf die Ergebnisse des aktuellen Inklusionsbarometers Arbeit, das im November veröffentlicht wurde. Die Erkenntnisse sind wenig erfreulich: Die Arbeitslosenzahlen sowie die Arbeitslosenquote von Menschen mit Schwerbehinderungen sind im vergangenen Jahr gestiegen und immer weniger Unternehmen kommen ihrer gesetzlichen Pflicht nach, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen.

Die Kampagne „Inklusion Münsterland“ will diesem Trend entgegenwirken. Sie vereint knapp 40 Partnerorganisationen und zeigt auf, wie Unternehmen von der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung profitieren können. Holterhues stellte die Ziele der Kampagne vor und verdeutlichte, dass Inklusion nicht nur einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leistet, sondern auch den Unternehmen selbst neue Perspektiven eröffnet.

Im Interview mit Holterhues schilderten Klaus Struffert (Carl Nolte Technik) und Jens Brinkmann (Ledder Werkstätten) die Zusammenarbeit der Carl Nolte Technik GmbH mit den Ledder Werkstätten. Das Grevener Unternehmen hatte vor einiger Zeit einen Mitarbeiter mit Behinderung eingestellt, der jetzt eine Ausbildung als Logistikfachkraft macht. „Wir waren neugierig und haben es einfach ausprobiert – kleines Resümee jetzt schon: Es klappt wunderbar“, so Struffert. Das Unternehmen wurde und wird bei dem gesamten Prozess von den Ledder Werkstätten betreut. „Wir begleiten die Vorstellungsgespräche, schauen uns gemeinsam unverbindlich den Betrieb an und achten darauf, dass der Bewerber sich wohlfühlt,“ erklärt Brinkmann. Auch Klaus Struffert weiß diese Unterstützung sehr zu schätzen: „Wenn ich Hilfe brauchte – ein Telefonat, schon war Herr Brinkmann da. Nicht, dass wir viel Hilfe brauchten – die Jungs sind hervorragend, die lass ich nicht wieder gehen!“ Er hat auch einen Rat für Unternehmen, die perspektivisch Menschen mit Behinderung beschäftigen möchten: „Einfach ausprobieren! Es macht Spaß – wir kriegen eine ganze Menge von den Mitarbeitenden zurück und das ist das Wichtigste.“

Die Veranstaltung bot einen umfassenden Überblick über finanzielle und beratende Unterstützungsangebote für Unternehmen. Sarah Mösker vom LWL-Inklusionsamt Arbeit erläuterte u. a. Zuschüsse für behindertengerechte Arbeitsplatzgestaltung und besondere Belastungen sowie den Kündigungsschutz für schwerbehinderte Arbeitnehmer. Christian Lis von der Fachstelle für Menschen mit Behinderung im Beruf im Kreis Steinfurt ergänzte diese Perspektive mit konkreten Beispielen aus der Praxis und betonte die Rolle der Fachstelle als ortsnahen Ansprechpartner. Ziel sei es, die Teilhabe am Arbeitsleben sowie die Gleichstellung von Menschen mit Schwerbehinderungen zu fördern.

Beatrice Wellermann von der Agentur für Arbeit Rheine hob die steigende Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Schwerbehinderung hervor und stellte Fördermöglichkeiten wie Eingliederungs- und Ausbildungszuschüsse vor. Claudia Wagner und Annette Averesch von den Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) beim Lernen fördern e. V. Steinfurt und bei der Handwerkskammer Münster schilderten zudem ein Beispiel für die erfolgreiche Inklusion eines gehörlosen Mitarbeiters in einem Handwerksbetrieb.

Diana Stein vom Integrationsfachdienst des Lernen Fördern e. V. und Julia Behrens vom Jobcenter Kreis Steinfurt unterstrichen die Bedeutung individueller Beratung und Begleitung für eine nachhaltige Teilhabe am Arbeitsleben. Man wolle die Potenziale von Menschen mit Behinderung sichtbar machen. Behrens brachte es auf den Punkt: „Inklusion eröffnet Perspektiven für Menschen und Unternehmen.“

Zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, Unternehmen Mut zu machen, Inklusion aktiv zu leben. „Einfach ausprobieren“, lautete der Rat der Praxispartner, denn Inklusion bringe nicht nur Perspektiven für Menschen mit Behinderung, sondern bereichere auch die Betriebe selbst.

Zum Abschluss des Meetings betonte Christian Holterhues, wie wichtig es sei, Netzwerke zu nutzen, um das Thema weiterzutragen. Weitere Veranstaltungen und Aktionen sind bereits in Planung, darunter eine Themenwoche im April, die das Thema Inklusion noch stärker in die Öffentlichkeit rücken soll.

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