Auf einen Kaffee mit Roland Jankowsky (Kommissar Overbeck aus „Wilsberg“)

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(Foto: Claudia Feldmann)

Wenn das Wilsberg-Team in Münster dreht, ist der Terminplan eng und Pausen sind selten. Dennoch nimmt sich Roland Jankowsky die Zeit für ein Interview und plaudert in einem Restaurant neben dem „Antiquariat Wilsberg“ über seine Rolle als Overbeck und die Stadt Münster, die für viele im Team zur zweiten Heimat wurde.
Schnell wird dabei klar, dass man auf dem Holzweg ist, wenn man den Charakter der Rolle des leicht vertrottelten Polizisten Overbeck auf den Schauspieler Roland Jankowsky überträgt – im Gegenteil!

Das Interview führte Michael Bührke, Redakteur bei alles münster, veröffentlicht in seinem Buch „Krimiführer Münster – Mit Wilsberg, Boerne & Thiel in der Hochburg des Verbrechens“. Wir geben hier einige Auszüge wieder:

Woran denkst Du zuerst, wenn Du an Münster denkst?

An ein zweites Zuhause mittlerweile nach über 20 Jahren, an schöne Laufstrecken um den Aasee und um die Promenade, an leckere Restaurants, an schöne Plätze im Ort und an liebe Menschen, die ich über die Jahre kennengelernt habe.

Hast Du in Münster einen Lieblingsort?

Da gibt es ein paar, am Aasee ist es sehr schön um ein leckeres Weinchen oder ein Bier zu trinken. Im alten Gasthaus Leve sitze ich sehr gerne, ich liebe es, über den Prinzipalmarkt zu gehen, am Hafen ist es auch sehr schön mittlerweile (lacht).

Der Hafen, die Gegend hat sich ja radikal geändert, seit ihr dort eine der ersten Folgen gedreht habt. Den alten Schrottplatz, den man dort sieht, würde man heute nicht mehr finden.

Genau den gibt’s schon lange nicht mehr und auch vieles anderes gibt es dort nicht mehr, es hat sich enorm entwickelt. Und man muss sagen, auch wenn es dazu kritische Stimmen gibt, dass ich so eine Entwicklung ganz schön finde und wenn man sich das heute so anshcaut, dann erinnert mich das immer so ganz entfernt an Kopenhagen. Wenn man da so sitzt mit den Restaurants und Cafés, diese Hafensituation. In Münster ist das ja bisher eher so auf der einen Hafenseite, für die andere Seite ist aber auch etwas geplant. Ich finde das sehr schön, wie die Menschen sich da finden bei gutem Wetter und das Leben genießen, die Stadt genießen, das finde ich schön.

Wie reagieren eigentlich die Münsteraner auf die Dreharbeiten? Das hat auch oft etwas mit Einschränkungen zu tun, wenn die Straßen abgesperrt werden.

Wenn man es gewohnt ist in Köln zu drehen, dann weiß man, wie genervt Anwohner reagieren können. Die Münsteraner sind da weit von entfernt und empfangen uns immer mit offenen Armen und mögen ihren Wilsberg und mögen ihren Tatort. Das ist ja auch so ein Geben und Nehmen, insofern kann ich auch nicht meckern.

Was ist das Besondere am Wilsberg, was macht die Serie so erfolgreich?

Also ich denke, dass es zum einen von dieser Ensemble-Arbeit lebt. Dass es also nicht darum geht, wie viele jetzt wieder umgebracht wurden und dass das Blut spritzt und wie auch immer. Das ist in manchen anderen Krimis ja durchaus der Fall. Sondern dass Wilsberg eher so im Stil eines Road-Movies rüberkommt und das nach den ersten zehn Jahren auch entdeckt wurde, dass meine Figur dramaturgisch interessant sein kann, wenn man ihr mehr Raum gibt und dass daraus viele schöne Geschichten entstanden sind, die das Ganze auch noch mal bereichert haben. Ich denke, das kann man ruhig sagen. Ansonsten muss man das die Fans selber fragen (lacht).

Hat das Konzept von „Wilsberg“ die deutsche Krimilandschaft verändert?

Ich denke schon. Vorallem wenn man schaut, dass der Tatort Münster ja so vier, fünf Jahre nach uns entstanden ist. Dieses augenzwinkernde, mit dem Humor, das in einen deutschen Krimi reinzubringen. Man könnte vermuten, dass die so ein bisschen auch zu uns rübergeschielt haben und sich gesagt haben: Mensch, das Konzept ist gar nicht so doof. Und auch andere Formate, wenn ich mir zum Beispiel Marie Brand anschaue und den Assistenten mit seiner Sonnenbrille und wie er auch immer gerne ins Fettnäpfchen tritt, hmm… Manchmal fühle ich mich da auch an meine Figur erinnert. Also, ich will jetz gar nichts unterstellen, aber manchmal fühle ich mich daran erinnert und vielleicht haben wir damit etwas aufgestoßen, eine Tür oder Türen.

Hat sich die Figur Overbeck entwickelt im Laufe der Serie?

Natürlich! Wenn man sich so die ersten Folgen anschaut, wo ich so drei Sätze hatte, und wenn man sich anschaut, wo die Figur jetzt gelandet ist, dann war das ’ne ganz schöne Entwicklung. Nicht vom Tellerwäscher zum Millionär, das würde ich jetzt nicht sagen, aber mir ist kein Fall bekannt, dass sich jemand aus einer Drei-Satz-Nebenrolle in den Haupt-Cast hochgespielt hat. Insofern schon eine ganz schöne Entwicklung.

Würde das Konzept Wilsberg, so wie es jetzt besteht, würde das auch in Berlin, Hamburg oder in Dresden so funktionieren?

Das weiß ich nicht, das ist eine schwierige Frage. Ob man alles so Eins zu Eins auf andere Städte übertragen könnte. Münster hat ja schon auch einen eigenen Charme, auch wenn man sich hier so den Wochenmarkt anschaut. Ich komme aus Köln, eine deutlich größere Stadt, wir haben viele Veedels-Märkte, die aber alle deutlich kleiner sind, hier konzentriert sich das so. Und dann kommen die Leute auch aus der Umgebung, der Markt istr schöner, größer, besser ausgestattet. Viele andere Sachen sind heimeliger, das ist alles irgendwie eine andere Nummer als in so einer Großstadt. Und vielleicht ist es dann auch dieser besondere Charme, den die Zuschauer am Fernseher auch mögen.

Ist es was Westfälisches, was da rüberkommt?

Ist es das? Gute Frage, Dafür bin ich zu wenig Vertreter des Westfälischen, es wird ja immer nur irgendwie angedeutet oder es wird damit kokettiert. Ja, vielleicht diese Eigenarten, die die Autoren hineinschreiben, aber das ist ja auch nicht wirklich immer was Westfälisches, typisch Münsteranisches. Aber vielleicht hat es davon was. Auch der Name Overbeck. Obwohl der Name Overbeck keinem Autor eingefallen ist sondern meiner lieben Kollegin Rita Russek damals, weil ich ursprünglich in den ersten ein, zwei Folgen „Assistent“ hieß, das stand immer im Buch, „Assistent“. Dann hieß es irgendwann, der muss doch mal einen Namen bekommen und dann gabb’s so ein Brainstorming und die Kollegin Russek sagte „Wie wäre denn Overbeck?“ und das fanden dann alle irgendwie so ganz gut (lacht).

Für die Fans ist es ja die größte Herausforderung, herauszufinden, wie du mit Vornamen heißt.

In einer Folge sieht man ein Diplom, das ich bekommen habe und da stand „L. Overbeck“. Ja, natürlich, das beschäftigt die Fans irgendwie, ich weiß auch nicht, warum sie es nicht ertragen können, dass da ein Mensch ohne Vornamen ist, deswegen machen die sich immer ganz dolle Gedanken. Ich stelle dann immer die Frage, ob jemals in den zwanzig Jahren der Name gefallen ist vor laufender Kamera, dann müssen die Leute immer „Nein“ sagen und dann sage ich, dass das vielleicht der rote Faden ist.

Hast du eine Lieblingsszene? Gab es etwas, von dem du sagen würdest, dass das ganz großes Fernsehen war?

Na ja, also großes Fernsehen, ich glaube, dass für die großen Gefühle dann nochmal andere zuständig sind. Ich denke, es war schon etwas Besonderes, als ich in einer Folge bei meinem Erzfeind Wilsberg einziehen durfte, oder einziehen musste, weil ich jemanden über den Haufen gefahren habe, der sich dann als Auftragskiller herausgestellt hat. Da war Gefahr im Verzug. Und eine der Folgen, die jetzt in der jüngsten Vergangenheit gesendet wurden, in der ich vermeintlich auf einmal Vater war, „Minus 196 Grad“. Es hat sich ja dann herausgestellt, dass es dann doch leider nicht so war, aber diese Emotionalität zeigen zu können, was ich natürlich auf der Bühne durchaus schon gemacht habe oder in anderen Rollen, das durfte meine Rolle als Overbeck bisher nicht so haben. Diese Färbung das fand ich ganz spannend, mit meiner vermeintlichen Tochter, das Zusammenspiel, wie sich das entwickelt hat, das war sehr schön, also das fällt mir jetzt ad hoc so ein.

Wie geht es weiter mit Wilsberg?

Wir gehen jetzt wegen des Erfolgs der letzten Norderney-Folge vor zwei Jahren ein weiteres Mal auf die Insel, drehen da eine hoffentlich wieder schöne Folge in diesem Sommer. Ansonsten, ja man denkt immer, was gibt es eigentlich noch zu erzählen, es ist doch eigentlilch schon alles erzählt. Aber wenn ich dann so lese, zum Beispiel das mit der vermeintlichen Tochter, also was den Autoren auch immer wieder einfällt, da muss ich schon sagen Chapeau. Und so lange denen was Schönes einfällt und die Zuschauer das auch sehen wollen, bin ich selber gespannt drauf. Ich kann aber jetzt nicht sagen, in welche Richtung das weitergeht.

Der „Krimiführer Münster“ ist erschienen im Münstermitte-Medienverlag

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