
Es fühlte sich schon komisch an, der Saisonauftakt des TV Emsdetten als Gast des ASV Hamm-Westfalen. Irgendwie surreal das Ganze: Die Kulisse wirkte gespenstig. Nur eine Hand voll ASV-Offizieller sowie einige Medienvertreter in der Westpress-Arena, wo sonst bis zu 3.000 Handballfans aus ganz Westfalen dem Derby immer eine ganz besondere Atmosphäre geben. Dazu passend ein „Drehbuch“, das den TVE während des 60-minütigen „Spielfilms“ lange Zeit auf der Verliererstraße sah, ehe sich die Jungs um Spielmacher Marcel Schliedermann ab der 41. Spielminute ein Beispiel am überragenden Konstantin Madert im TVE-Kasten nahmen und innerhalb von nur 13 Minuten einen Sieben-Tore-Rückstand (13:20) in ein Unentschieden (22:22) verwandelten, um sich in einer dramatischen Schlussphase um die Früchte der Aufholjagd zu bringen. „Wir haben erst sehr spät ins Spiel gefunden, das Ganze hatte vom Gefühl her zunächst mehr den Charakter eines Trainingsspiels. Aber dann haben wir Comebacker-Qualitäten gezeigt. Auch wenn wir jetzt am Ende hier mit leeren Händen dastehen, sind wir durch das Derby als Mannschaft ein Stück weit enger zusammengewachsen“, so Konstantin Madert, der mit 19 gehaltenen Bällen zum Matchwinner auf Seiten des TVE hätte werden können.
Die Gastgeber gingen gehandicapt ins Spiel. Mit Merten Krings, Marten Franke sowie Marian Orlowski fehlten dem ASV wichtige Leistungsträger. Auf Emsdettener Seite machte sich das Fehlen von Kapitän Freddy Stüber bemerkbar. Bis zur 5. Minute konnte die Mannschaft von Trainer Aaron Ziercke das Spiel offen gestalten (3:3), ehe die Gastgeber, angetrieben von einem wieder einmal überragenden Spielmacher Sören Südmeier sowie ASV-Keeper Felix Storbeck mit seinen bekannt guten Reflexen, bis zur 20. Spielminute auf 7:10 davonziehen konnten. Zwar wirkte auch Sören Kress stark formverbessert, aber einige technische Fehler vom TVE-Spielmacher und seinen Nebenleuten im Angriffsspiel sowie Schwächen im Abschluss ließen nicht mehr zu. Kurzzeitig keimte Hoffnung auf, als Julian Damm zur 25. Minute auf 11:12 verkürzen konnte, Konsti Madert anschließend bravourös parierte und somit die Chance zum Ausgleich bestand. Doch wiederum technische Unzulänglichkeiten in der Offensive ließen die Dettener mit 11:15 in die Kabine gehen.
Die zweite Halbzeit ließ zunächst ungute Erinnerungen an die Vorjahre hochkommen, als der TVE jeweils mit einer fetten Klatsche den Heimweg aus der Westpress-Arena antreten musste. Erneut etliche technische Fehler im Angriff sowie ein Storbeck in Gala-Form ließen den Rückstand auf sieben Tore anwachsen. Doch plötzlich ging ein Ruck durch die Ziercke-Truppe. Keeper Madert „vernagelte“ hinten sein Gehäuse, vorne führten Marcel Schliedermann und Aivis Jurdzs im Rückraum gekonnt Regie. Plötzlich gelang alles, während die Gastgeber konsterniert wirkten ob der plötzlich auf sie hereinbrechenden grünen Leistungsexplosion. In der 47. Spielminute gelang dem lettischen Nationalspieler mit einem technisch versierten Dreher-Rückhandtor das 19:22. Der Glaube an eine erfolgreiche Aufholjagd und der Siegeswille waren greifbar, spätestens beim 22:22 durch Marcel Schliedermann fünf Minuten vor Abpfiff lag das Momentum auf Seiten des TVE. Aaron Ziercke nahm eine Auszeit, um seine Jungs auf die Schlussminuten einzustimmen. „Zwei meiner Spieler brauchten unbedingt eine kurze Verschnaufpause, um Luft für´s Finish zu haben“, so der Coach anschließend. Doch wer auf einen Auswärtssieg gehofft hatte, wurde schmerzlich enttäuscht. Die individuelle Klasse eines Sören Südmeier ließ die Gastgeber auf die Siegerstraße einbiegen, an allen drei ASV-Treffern war der Spielmacher maßgeblich beteiligt. Da ließen die letzten TVE-Treffer durch Dirk Holzner und Julian Damm keinen Punktgewinn mehr zu.
Aaron Ziercke: „Schade, dass wir uns am Ende nicht für unsere Aufholjagd belohnt haben. Meine Jungs haben in der ersten Halbzeit nicht alles reingehauen und waren in der Abwehr nicht gallig genug. Trotzdem hatten wir vor der Pause die Möglichkeit, auszugleichen. Doch wir haben uns durch technische Fehler im Angriff selber um diese Chance gebracht, Hamm zieht davon. Zur 40. Minute war das Spiel so gut weg. Ich hatte schon in Erwägung gezogen, Maurice Paske ins Tor zu stellen. Doch Konsti hat uns ab da mit einigen überragenden Paraden emotional ins Spiel zurückgebracht, so dass wir uns Stück für Stück wieder ran gekämpft haben. Leider ist es uns nicht gelungen, in dieser Phase des Spiels in Führung zu gehen. Von diesem Punch hätte sich der ASV nicht mehr erholt. Meine Jungs haben bis zum Schluss an sich geglaubt, darauf lässt sich aufbauen. In den nächsten Spielen werden wir uns dafür belohnen.“
Statistik zum Spiel: Konstantin Madert (1. bis 60. Minute: 19 Paraden), Maurice Paske (für einen Siebenmeter), Paul Kolk (1), Sören Kress (4), Dirk Holzner (3/2), Marcel Schliedermann (4), Aivis Jurdžs (4), Johannes Wasielewski (3), Sven Weßeling, Julian Damm (3), Jan Mojžíš, Tomáš Urban (2), Yannick Terhaer, Maximilian Nowatzki (1), Frederic Stüber
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