Am Ende hat Krefeld das Nachsehen – packender Handball-Sport in der EMS-Halle

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(Foto: Fisseler)

Was braucht es für ein Topspiel? Richtig. Zwei starke Teams, eine volle Halle, Spannung und einen richtigen Aufreger. Das haut auch den Letzten aus seiner Sitzschale! Der 33:31 Sieg des TV Emsdetten gegen den Verfolger HSG Krefeld hatte wirklich alles zu bieten. Aber der Reihe nach:

Terhaer verlängert bis 2025

(Foto: Fisseler)

Schon vor dem Spiel wurde klar, dass hier ein echtes Spitzenspiel auf die Zuschauer wartet. Bereits weit vor Anpfiff war die EMS-Halle gut gefüllt und die Freude auf diese Begegnung war greifbar. Die Vertragsverlängerung von Yannick Terhaer, verkündet vom Leiter der Geschäftsstelle Florian Ostendorf sorgte kurz vor Anpfiff für zusätzliche gute Laune auf den Rängen.

Der Beginn der Partie war wie erwartet eine enge Kiste mit leichten Vorteilen auf Seiten der HSG Krefeld. Zwei Zeitstrafen für die Krefelder Noll und Hahn gaben einen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Partie. Beim Stand von 8:9 kam Oliver Krechel ins Emsdettener Tor. Und ab hier wurde das Spiel richtig wild. Jakob Schwabe erhielt in der 13. Spielminute eine doppelte Zeitstrafe. 2×2 Minuten musste er zusehen. Die Sportkameraden an der Pfeife, Hellbusch & Jansen gaben für eine sonst übliche Abwehraktion eine zwei Minuten Strafe. Schwabe ließ sich dazu hinreißen, sich das Trikot hoch zu ziehen und wie ein Huhn auf der Flucht in Richtung Zeitnehmertisch zu rennen. So verständlich seine Reaktion auf die völlig überzogene Zeitstrafe auch war: Dazu darf sich der erfahrene Kapitän nicht hinreißen lassen. Ein sicherer Dirk Holzner der bei Siebenmetern zuverlässig verwandelte und ein gut aufgelegter Oliver Krechel verhalfen dem TVE dazu, in Schlagdistanz zu bleiben.

(Foto: Fisseler)

Die Schiedsrichter blieben im  Mittelpunkt und verteilten Zeitstrafen für Aktionen, die andere Duos mit einem einfachen Freiwurf ahnden. So musste Tobias Reichmann für zwei Minuten das Feld verlassen nachdem er den Gegner beim Tempogegenstoß von der Rechtsaußen Position behindert haben soll. Völlig unverständlich, Reichmanns Abwehraktion war regelkonform. Er machte den Winkel für Krefelds Rechtsaußen so eng wie möglich, ohne aktiv einzugreifen oder zuzupacken. Das Problem an der Zeitstrafe war aber ein ganz anderes: Wenn Reichmanns Foul hier geahndet wird, hätten die Schiedsrichter auch rot zeigen müssen. Darauf wies ihn Krefelds Trainer Mark Schmetz hin, der dafür selbst ermahnt wurde.

Leistungsgerechter Halbzeitstand

Emsdettens Coach Sascha Bertow nahm seine Auszeit beim Stand von 11:14, brachte sein Team wieder ein wenig in die Spur und sah seine Spieler kämpfen. Der Halbzeitstand von 19:20 war Leistungsgerecht und ein Leckerbissen für die Zuschauer.

Die Emsdettener arbeiteten nach Wiederanpfiff daran, die Partie zu drehen. Etwas Pech mit Pfostentreffern und Krefelds Torhüter Sven Bartmann standen dem im Wege. Yannick Terhaer und Julian Thomas scheiterten frei vor dem gegnerischen Tor, Tobias Reichmann traf nur das Aluminium. Ganze sieben lange Minuten mussten die Emsdettener auf den zweiten eigenen Treffer im zweiten Durchgang warten. Jakob Schwabe erlöste seine Mannschaft dann mit dem 21:24 Treffer ins leere Krefelder Tor (39:10 gespielte Minuten). Das Tor war leer, weil ex TVE Spieler Merten Krings alles dafür tat, an alter Wirkungsstätte ausgepfiffen zu werden und jede Gelegenheit nutzte, den Gegner zu provozieren. Seine Zeitstrafe wurde von den Zuschauern mit hämischem Applaus quittiert.

Die Schiedsrichter wollten die Aufmerksamkeit aber wohl nicht ganz den Akteuren auf der Platte überlassen, und schickten erst Ole Schramm, und dann erneut Jakob Schwabe mit einer Zeitstrafe von der Platte. Nach seiner doppelten Bestrafung in Halbzeit eins bedeutete dies für Jakob Schwabe die rote Karte. Ohne Kapitän Schwabe ging es weiter. Paul Kolk kam ins Spiel und sorgte wieder für sportliche Inhalte, traf im Doppelschlag zum 25:25 Ausgleich, setzte das 26:25 gleich hinterher. Eine knappe Viertelstunde war noch zu spielen, und die EMS-Halle stand Kopf!

Die Schiedsrichter spielten fleißig mit, verteilten die Zeitstrafen auch an den Bänken. Sascha Bertow zeigte Emotionen, wurde dafür bestraft. Auch die Krefelder Hahn, Noll und Schmetz wurden vom Duo an der Pfeife mit Strafen bedacht. Vier Minuten vor dem Ende wurde Trainer Mark Schmetz dann ganz aus dem Innenraum verwiesen. Die rote Karte bedeutete für ihn, nicht mehr persönlich in das Geschehen eingreifen zu können. Eine abwertende Bewegung reichte für die Hinausstellung. Niemand brauchte diese rote Karte. Dass der Ballbesitz, auf Anweisung der Zeitnehmer dann zu den Gästen wechselte kann auch am Tag danach bisher niemand sachkundig erklären. Die TVE Spieler waren zum Angriff aufgestellt und mussten nach der Bestrafung des Gästetrainers den Ball auf Anweisung der Zeitnehmer abgeben. Wer das erklären kann, darf uns gern eine Email an sport@allesdetten.de zukommen lassen.

Den sportlichen Schlusspunkt durften dann die Akteure auf der Platte setzen. Robert Krass traf für die HSG zur 29:31 Führung, Robin Jansen und Maximilian Nowatzki luden dann zwei Minuten und 30 Sekunden vor dem Ende zum heißen Tanz in einer tobenden EMS-Halle. Robin Jansens 32:31 Führungstreffer brachte die Halle erst so richtig zum Kochen. Die Spieler auf beiden Seiten ließen sich von der Atmosphäre anstecken. Merten Krings ging bei einem Kontakt von Robin Jansen zu Boden und machte daraus mehr, als nötig gewesen wäre. TVE Spieler Robin Jansen ließ sich zu einer kleineren Reaktion hinreißen. Beide wurden von den Schiedsrichtern dafür mit Zeitstrafen von der Schlussphase ausgeschlossen. 39 Sekunden waren noch offen, die im Sechs gegen Sechs zuende gespielt werden mussten. HSG Spieler Pöter scheiterte an Oliver Krechel. Zu diesem Zeitpunkt standen die Zuschauer in der Ems-Halle bereits minutenlang. Nach der letzten Emsdettener Auszeit traf Tobias Reichmann zum umjubelten 33:31 Endstand.

Ein Wort sei an dieser Stelle noch zum Auftritt von Merten Krings sowie dem Schiedsrichterduo Hellbusch & Jansen gesagt. Merten Krings war schon immer ein Spieler, der mit seiner emotionalen Spielweise, seinem Einsatz und seiner Persönlichkeit die Fans begeistert hat. Dafür wurde er in Emsdetten stets gefeiert, und nichts anderes macht er nun für die HSG Krefeld. Dass er dafür zuweilen auch die Grenzen ausnutzt die ihm die Schiedsrichter bieten, ist bekannt. Und das Duo an der Pfeife gab ihm gestern die Möglichkeiten an die Hand genau so zu spielen. Dafür kann man ihm keinen Vorwurf machen.

Die Schiedsrichter Hellbusch & Jansen dürfen sich am Tag danach gern fragen, wie das Topspiel ihnen so aus den Händen gleiten konnte. Die roten Karten sowie die kleine Rudelbildung am Spielende sind eine direkte Folge ihres Auftritts. Wer mit Zeitstrafen so um sich wirft und auch in jede noch so unbedeutende Situation Hektik bringt darf sich nicht wundern, wenn Spieler und Verantwortliche sich davon anstecken lassen. Aber auch bei den Schiedsrichtern gilt wie bei jedem Sportler: Alle haben mal einen schlechten Tag. Hellbusch und Jansen gehören in ihrem noch jungen Alter zu den aussichtsreichsten Schiedsrichtern die wir haben. Die beiden haben schon Spiele in der ersten Bundesliga gepfiffen, stehen im Elite Anschlusskader des DHB. Bereits mit 19 Jahren pfiffen sie Spiele der 2. Handball Bundesliga, sind im Young Referee Project des EHF. Es handelt sich hier um gute Schiedsrichter, denen an einem schlechten Tag ein Spiel aus der Hand geglitten ist. Sowohl für Merten Krings als auch die Schiedsrichter sollte die ungeschriebene Regel gelten, dass nach Abpfiff alles vergeben und vergessen ist.

TVE-Trainer Sascha Bertow zeigte sich in der Pressekonferenz nach dem Spiel mit Leistung, Moral und Kampfgeist seiner Mannschaft zufrieden, bemängelte einzig 18 Fehlwürfe auf’s gegnerische Tor: „Das ist definitiv zuviel.“

Weiter Richtung Aufstiegsrunde geht es für den TV Emsdetten am kommenden Samstag in Opladen. AllesDetten wird in der kommenden Woche wie gewohnt einen Blick auf die Partie werfen.

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