„Europa ist das Ziel!“, – Switlana Eitelbach lebt seit mittlerweile über 20 Jahren in Deutschland, seit 2012 in Emsdetten, hat die Hälfte ihres Lebens hier verbracht, kommt ursprünglich aus der Ukraine. Switlana ist 1. Vorsitzende des Ukrainischen Vereins, der sich im November 2024 in Emsdetten gegründet und vor fünf Monaten an der Rheiner Straße sein Domizil bezogen hat (wir berichteten H I E R).
Wir hatten seinerzeit versprochen: „Wir kommen wieder und dann reden wir nochmal, ziehen ein zwischenzeitliches Fazit.“ Dieses Treffen hat jetzt stattgefunden. Switlana ist seinerzeit ohne Not nach Emsdetten gekommen, hat sich hier ganz bewusst ein Standbein aufgebaut. Anders ist das bei Alona Pidsadnia, die im März 2022, kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine, mit ihrer Mutter und ihren beiden Kindern (damals 5 und 7 Jahre alt) nach Emsdetten geflüchtet ist. In den ersten sechs Monaten konnte Alona mit ihrer Familie bei ihrer Tante unterkommen, danach, so hoffte man, wird sich etwas gefunden haben – oder bestenfalls der Krieg beendet sein und man könne zurück in die Heimat. Ihr Mann ist Polizist in der Ukraine, die Familie hat etwa 60 km von einem Atomkraftwerk gewohnt, welches die Russen ziemlich schnell besetzt haben. Das Problem, welches sich dann herausstellte, die Russen haben das AKW als Stellung benutzt, von da aus geschossen, Angriffe gefahren, Raketen abgefeuert. Aus der anderen Richtung, aus der die Ukraine sich hätte verteidigen können, ging das natürlich nicht. Mit dem AKW im Hintergrund hätte jeder einzelne Versuch verheerende Folgen haben können.
Alona hat mittlerweile mit vier Personen eine Zwei-Zimmer-Wohnung in der Innenstadt bezogen, arbeitet in einer Bäckerei, hat ein eigenes Einkommen. Nach Absolvierung der Sprachkurse B1 und B2 war das möglich.
„Der Verein hat etwa 60 Mitglieder, es sind aber regelmäßig viel mehr Menschen hier.“, verrät uns die Vorsitzende. Etwa 450 Ukrainer leben derzeit in Emsdetten.
An der Rheiner Straße finden ehrenamtliche Sprachkurse statt, ein Sprachcafé, Fitnesskurse werden hier abgehalten, Gesprächsrunden mit Erfahrungsaustausch, Hilfen bei Behördengängen.
Nach außen hin wird gelächelt. Zwischendurch kommt Alonas Tochter dazu, eine wahre Kichererbse, sie flüstert mit ihrer Mutter und verschwindet dann schnell wieder. „Wir sprechen nicht über den Krieg, wir können eh nichts ändern.“ Vorgeschobene Fassade? So etwas kann man doch nicht verdrängen. Sicher gibt es auch andere Momente. Alona will mit ihrer Familie auf jeden Fall wieder zurück in die Ukraine: „Sobald es dort sicher ist!“ Ihre Schwester hat 2022 bereits nach drei Monaten in Emsdetten mit deren kleiner Tochter ihre Zelte wieder abgebrochen, ist zurück in die Ukraine und lebt da jetzt mit der Gewissheit und Angst, dass jeden Tag ein Angriff auch ihr Haus treffen könnte. Switlana und Alona berichten von weiteren Familien, die es hier nicht ausgehalten haben, zurück in die Heimat sind.
Switlana erzählt ganz nebenbei, dass im Süden und Osten der Ukraine an besonderen Gefahrenpunkten Anti-Drohnen-Netze über die Autobahnen und Straßen gespannt sind. Diese sollen verhindern, dass Drohnen gezielt auf die Fahrzeuge fallen. Die Nutzer der Autobahnen sind angehalten mindestens 140 km/h zu fahren, möglichst schneller. 140 km/h ist die Geschwindigkeit, die Drohnen aufnehmen können.
Dann berichtet Alona von den Schwierigkeiten, eine Wohnung zu bekommen, Arbeit zu finden. Kaum jemand arbeitet in dem Beruf, der in der Ukraine erlernt wurde. Dort abgeschlossene Prüfungen werden in Deutschland nicht anerkannt.
Selbst mit mehrjähriger Erfahrung in der Krankenpflege, selbständigem Arbeiten, wird man in Deutschland lediglich eine Anstelleung als Pflegeassistenz bekommen.
Einmal jährlich muss die Aufenthaltsgenehmigung verlängert werden. Jede Verlängerung ist ein Schlag ins Gesicht, bedeutet, dass die Rückkehr in weite Ferne rückt.
Unsere beiden Gesprächspartnerinnen würden sich tatsächlich noch mehr Kontakt zu deutschen Mitbürgern wünschen. – Einfach mal reinschauen, da wird man mit einem freundlichen Lächeln empfangen…
Der Ukrainische Verein in Emsdetten beteiligt sich an einer Spendenaktion des Ukrainischen Vereins in Greven. Hier wird Spielzeug/Weihnachtsgeschenke für zwei Waisenhäuser in der Ukraine gesammelt. Wer sich hieran beteiligen möchte, hat die Möglichkeit, zu nachfolgend genannten Öffnungszeiten der Vereinsräume an der Rheiner Straße abzugeben:
Montag + Dienstag 18:00 Uhr – 19:00 Uhr
Mittwoch 17:00 Uhr – 19:00 Uhr
Donnerstag 13:00 Uhr – 15:00 Uhr
Freitag 13: 00 Uhr – 14 Uhr




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