SPD-Kandidierende zu Besuch bei den Schmitz-Werken: Innovation trifft Realität

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(Foto: privat)

Die Schmitz-Werke zählen seit Jahrzehnten zu den prägenden Industrieunternehmen der Stadt. Im Rahmen einer Betriebsbesichtigung informierten sich nun SPD-Bürgermeisterkandidatin Eva Nie sowie die Stadtratskandidierenden Dörthe Weist‑Vanheiden, Julian Schmitz und Martina Rüschenschmidt über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Ideen des Unternehmensverbunds.

Empfangen wurden die Kommunalpolitikerinnen und -politiker von Torsten Honemann, Geschäftsführer der Schmitz-Werke GmbH + Co. KG, sowie von Markus Simon, Geschäftsführer der Schmitz Textiles GmbH + Co. KG, die sich seit Jahren als Innovationsmotor im Textilbereich positioniert.

Wirtschaftskraft mit lokalen Wurzeln

Torsten Honemann, verantwortlich für IT, Finanzen, Personal und zentrale Dienste, begrüßte die Gäste mit einem Überblick über die Struktur der Schmitz-Werke. Neben dem bekannten Markisenhersteller Markilux und der textilen Fertigung unter Schmitz Textiles bündelt das Unternehmen zentrale Verwaltungsfunktionen wie IT und Finanzen in einem eigenen Bereich.

„Wir verstehen uns als Unternehmensgruppe mit klarer Verankerung in Emsdetten, aber mit internationaler Ausrichtung“, so Honemann. „Was uns auszeichnet, ist die Fähigkeit, alles aus einer Hand zu liefern – vom gefärbten Garn bis zum fertigen Endprodukt.“

Hightech trifft Handwerk

Beim Rundgang durch die Produktionshallen wurde deutlich: Die Schmitz-Werke vereinen moderne Technologien mit traditioneller Textilkompetenz. In den Hallen, wo riesige Träger mit Garnspulen eingefärbt und verarbeitet werden, entstehen Stoffe, die weltweit zum Einsatz kommen – unter anderem als hochwertige Markisentextilien oder als Verdeckmaterial für Cabrios.

„Wir arbeiten hier z. B. eng mit Mercedes-Benz zusammen, um den perfekten Stoff für Cabrioverdecke zu entwickeln – mit speziellen Anforderungen an Akkustik und Wetterfestigkeit“, erklärte Geschäftsführer Markus Simon. Dass auf Patente verzichtet wird, sei dabei eine bewusste Strategie: „In einem Patent muss ich alles offenlegen – das sind Geschäftsgeheimnisse. Deshalb setzen viele Unternehmen lieber auf Vertraulichkeit.“

Bürokratie im Alltag

Im Gespräch mit den Gästen wurde auch der Umgang mit staatlichen Regulierungen thematisiert. Simon kritisierte unter anderem Vorschriften, die einen flexiblen Anlagenbetrieb erschweren: „Da steht dann im Bauplan, dass eine Fläche nur als  Gewerbefläche ausgewiesen ist – obwohl sie perfekt für eine Maschine geeignet wäre. (oder: und damit nur als Lagerfläche, aber nicht als Aufstellort für Maschinen, genutzt werden darf). Solche Regeln wirken oft realitätsfern.“

Auch die aktuelle Diskussion um PFAS-haltige Feuerlöscher sei ein Beispiel für Bürokratie ohne Augenmaß: „Die Bezirksregierung (der Gesetzgeber wäre aus meiner Sicht präziser, da die Bezirksregierung nur die Einhaltung der Regeln/Gesetze kontrolliert) fordert aktuell, dass alle Geräte mit PFAS-haltigem Löschmittel sofort ausgetauscht werden – unabhängig davon, ob sie noch funktionstüchtig sind. Ich würde das verstehen, wenn wir sie bei Ablauf der Nutzungsdauer ersetzen müssten. Aber ein sofortiger Austausch verursacht enorme Kosten – und ist ökologisch fragwürdig.“

Fachkräfte gesucht – Bildung im Fokus

Ein zentrales Thema war der wachsende Fachkräftemangel. Simon unterstrich: „Es gibt nichts Wichtigeres als Bildung, Bildung, Bildung. Wir brauchen Menschen, die unsere Maschinen bedienen und programmieren können.“ Aktuell sei ein 25-Millionen-Euro-Fördertopf für das Textil-Zukunftsprojekt T7 an der Hochschule Niederrhein aufgesetzt worden – eine Investition in die Zukunft, von der auch Emsdetten profitieren könne.

Eva Nie sieht genau hier kommunalpolitischen Handlungsbedarf: „Wenn Unternehmen wie die Schmitz-Werke so innovativ und zukunftsorientiert arbeiten, dann muss die Stadt mitziehen – durch Bildungsinvestitionen, sinnvolle Flächenpolitik und eine moderne Verwaltung, die unterstützt statt blockiert.“

Julian Schmitz, selbst SPD-Stadtratskandidat und Namensvetter der Gründerfamilie, zeigte sich besonders beeindruckt von der Bandbreite der Produktion: „Was hier in Emsdetten auf die Beine gestellt wird, hat internationales Niveau. Und trotzdem ist der Betrieb tief in der Stadt verwurzelt – das ist eine Stärke, die wir als Kommune pflegen sollten.“

Streifen, Stoffe, Standortfragen

Zum Schluss gab es noch einen charmanten Einblick in modische Vorlieben: Gestreifte Markisenstoffe sind laut Unternehmen fast ausschließlich in Deutschland noch beliebt – international dominieren längst Unifarben. Ein kleines Detail, das zeigt, wie nah Markttrends, Kultur und Produktion beieinanderliegen.

(Foto: privat)

 

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