100 Jahre Reckenfeld: Eine Reise in die Vergangenheit – Teil 1

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(Grafik: Schwegmann)

(H I E R  finden Sie alle bisher erschienenen Beiträge zu dieser Serie)

Eine Reportage über meine neue Heimat stellt mich vor eine besondere Herausforderung, der ich mich aber gerne widmen möchte. Die erste Frage dabei war für mich, wie und wann ist Reckenfeld überhaupt entstanden. Richtig auseinandergesetzt hatte ich mich mit der Entstehungsgeschichte von Reckenfeld bis dato nur bruchstückhaft. Also beschloss ich, ,ich für den ersten Teil dieser Reportage mich mit Klaus Schwenken vom Reckenfelder Bürgerverein zu treffen. Er lud mich an einem sonnigen Freitag in seiner Mittagspause ins Haus der Geschichte ein.

Das Haus der Geschichte ist ein originalgetreu restaurierter Munitionsschuppen. Der Reckenfelder Bürgerverein hat hier ein Museum eingerichtet, das die Geschichte des Ortes dokumentiert. Für unser Gespräch war dieser Treffpunkt also perfekt gewählt.

(Foto: Sterthues)

Aber wie entstand denn nun unser Heimatort?

Obwohl der Name „Reckenfeld“ bereits 1395 erstmals urkundlich erwähnt wurde, als eine Kombination aus „Recke“ (Reihe, länglicher Waldstreifen) und „Feld“ (Ebene, Breite), begann die eigentliche Besiedlung erst viel später. Schnell wurde mir klar, dass die Geschichte Reckenfelds so vielschichtig ist, dass sie den Rahmen eines einzelnen Artikels sprengen würde. Daher habe ich mich entschieden, die Geschichte von Reckenfeld in drei Teile zu gliedern.

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Die Geburtsstunde Reckenfelds

Am 2. November 1916 wurde in den Wirren des ersten Weltkrieges der Erlass zum Bau eines Nahkampfmitteldepots unterzeichnet. Die günstige Anbindung an die Westfront durch die Staatseisenbahnlinie Münster-Rheine, machte das großflächige, unbewohnte Gelände ideal für diesen Zweck. Die ansässigen Landwirte mussten ihr Land abtreten. Ende November 1916 begannen die Rodungsarbeiten.

Bau des Depots

(Foto: Sterthues)

Ab 1917 wurden auch Kriegsgefangene aus Münster für den Bau des Depots eingesetzt. Es entstanden vier separate Depots (A, B, C, D) mit insgesamt 208 Schuppen, die jeweils 50 Meter voneinander entfernt waren, Sicherheitsabstand um die Auswirkungen möglicher Explosionen zu minimieren. Der kleinste Schuppen war 70 Quadratmeter groß und konnte bis zu 30 Tonnen Munition lagern: Handgranaten, Sprengkapseln, Sprengpatronen, Minen und Beutemunition. Jedes Depot verfügte über ein Verwaltungsgebäude und ein eigenes Trafohäuschen und konnte somit unabhängig operieren.

Ein Lager für Kriegsgefangene

Die genaue Anzahl der am Bau beteiligten Personen ist unbekannt. Schnell wurden aber acht Baracken als Gefangenenlager errichtet, um den täglichen Transport der Gefangenen von Münster nach Reckenfeld zu vermeiden. Zwischen 240 und 290 Gefangene verschiedener Nationalitäten wurden hier von 25 bis 31 Wachleuten bewacht.

(Foto: Sterthues)

Das Depot im Wandel der Zeit

Ursprünglich sollte das Depot ab Juli 1918 Nahkampfmittel aufnehmen. Doch der Kriegsverlauf änderte sich. Kein Zug mit Munition verließ das Depot jemals für einen Kriegseinsatz. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 war jedoch klar, dass das Depot auch in Friedenszeiten bestehen bleiben sollte. So begannen die Aufräumarbeiten.

Das Haus der Geschichte

Das Haus der Geschichte kann ab Mai und nur in den warmen Monaten an jedem zweiten Sonntag im Monat von Interessierten besichtigt werden. Ferdi Mehl steht dann als Ansprechpartner für Interessierte vor Ort zur Verfügung.


Gefeiert wird in diesem Jahr 100 Jahre Besiedlung Reckenfeld 1925-2025. Wir fangen mit unserer Serie aber bereits früher an, denn ohne die Munitionsdepots hätte es auch das heutige Reckenfeld so vermutlich nicht gegeben.

Neben dem Gespräch mit Klaus Schwenken diente die Internetseite „Geschichte Reckenfeld“ von Manfred Rech als Quelle für unsere Recherchen.  Reckenfeld100

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