Der lange Weg zum Kreis Steinfurt

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Am vergangenen Wochenende wurde mit einem Festakt im Kloster Gravenhorst das Jubiläumsjahr „50 Jahre Kreis Steinfurt“ eröffnet. Doch wie kam es überhaupt dazu?

Hier einige Meilensteine:

03. Oktober 1965
Beschluss der Landesregierung zur Bildung einer Sachverständigenkommission

Schon vor der Regierungsübernahme der Sozialdemokraten 1966 entstand die Idee, die Verwaltungsstrukturen zu verbessern. Nach dem Regierungswechsel wurde die Idee weiter voran getrieben. Verwaltungsübergreifende Neustrukturierungen waren in Westfalen nichts Neues, denn immer wieder wurden durch wechselnde Herrschaften und Regierungen die Verwaltungen nu strukturiert.
Bei der Kommunalen Gebietsreform bildete die Regierung im ersten Schritt eine Sachverständigenkommission, die zunächst in Form eines Gutachtens Vorschläge zur Neugliederung machen sollte. Dabei sollte untersucht werden, in welchem Umfang Grenzveränderungen und Zusammenlegungen notwendig sind. Für die Zukunft sollte außerdem festgestellt werden, welche verwaltungsorganisatorischen Probleme auftreten könnten und wie eine zukünftige Aufgabenverteilung zwischen Kreisen, Gemeinden und Städten aussehen könnte.

01. Juli 1969
Erster Teil der Kommunalen Neugliederung wurde durchgeführt

Horstmar und Leer wurden zur Stadt Horstmar. Laer und Holthausen wurden zur Gemeinde Laer sowie Ochtrup, Langenhorst und Welbergen zur Stadt Ochtrup zusammengelegt. Darüber hinaus kam die Gemeinde Hembergen zur Stadt Emsdetten. Im Kreis Steinfurt schrumpfte die Anzahl der Städte und Gemeinden von 21 auf 16. Die Städte und Gemeinden des Kreises Tecklenburg waren von dieser ersten Gebietsreform nicht betroffen.

24. August 1971
Kreistag des Kreises Steinfurt stimmt den Planungen des OKD Böhmer zu

Dieser Vorschlag beinhaltete auch die Zusammenlegung der Städte Burgsteinfurt und Borghorst. Zur Auswahl standen auch Rheine und Ibbenbüren als neue Kreisstädte.

25. Mai 1973
Burgsteinfurt stimmt für die Zusammenlegung von Borghorst und Burgsteinfurt um den Sitz der Kreisverwaltung zu behalten

08. Mai 1974
Verabschiedung des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Münster/Hamm durch den Landtag

Steinfurt wurde Kreisstadt. Die politisch Verantwortlichen aus dem Altkreis Tecklenburg äußerten in zum Teil heftigen Diskussionen zahlreiche Bedenken und Sorgen: Müssen die Bürgerinnen und Bürger des Tecklenburger Landes nun erhebliche Fahrzeiten in Kauf nehmen um ihre Anliegen im Kreishaus zu regeln? Wie stark ist das Personal im Kreishaus Tecklenburg durch die Umstrukturierungen betroffen?

24. Juni 1974
Erste Sitzung „Kommission Steinfur/Tecklenburg, Greven und Saerbeck zum Verfahren zur Bildung des Kreises

Nachdem endgültig feststand, dass beide Kreise zu einem Großkreis zusammengelegt werden, gründete sich eine Kommission aus den betroffenen Kommunen, die alle Fragen rund um die Zusammenlegung klären sollte.
Bei dem ersten Treffen wurde zunächst Grundsätzliches geklärt, z. B., dass die regelmäßigen Treffen immer im Wechsel zwischen Burgsteinfurt und Tecklenburg stattfinden sollten und den Vorsitz der Sitzungen der jeweilige Landrat übernimmt. Auch die zu besprechenden Themen wurden festgelegt. Unter anderem sollte über die zukünftige Verwaltungsorganisatuin und den Stellenplan gesprochen werden, aber auch über das Schulwesen und z. B. die Weiterführung der Musikschulen. Alle Parteien wollten eine schnelle Einigung über die Aufgaben und waren darauf bedacht, den Erwartungen, die an sie gestellt wurden, zu erfüllen.

25. Juni 1974
Bildung eines Prozessausschusses durch den Kreis Tecklenburg

Der Kreis Tecklenburg akzeptierte das Neugliederungsgesetz nicht und wolle Verfassungsklage erheben. Um die Verfassungsbeschwerde des Kreises Tecklenburg „ordnungsgemäß zu fürdern und weiterzuführen“ beschließt der Kreistag Tecklenburg die Bildung eines Prozessausschusses.

30. Juli 1974
Verfassungsbeschwerde des Kreises Tecklenburg zur Erhaltung seiner Selbständigkeit

Auf Grund der immer noch bestehenden Zweifel an der Richtigkeit und dem Ablauf der Kommunalten Neugliederung legten der Altkreis Tecklenburg und die Gemeinde Riesenbeck eine Verfassungsbeschwerde ein.

Protestaktionen in Tecklenburg

Der Protest gegen die Neugliederungspläne war besonders im Altkreis Tecklenburg groß. Hier lauteten Forderungen: Ibbenbüren soll Kreisstadt werden! Nicht in einem Großkreis mit Steinfurt eingehen!

1974 wurde die „Aktion Bürgerwille“, die sich ursprünglich in Wattenscheid gegründet hatte, im Kreis Tecklenburg aktiv. Sie initiierte 1974 das erst Volksbegehren in NRW, um die Selbständigkeit kleinerer Kommunen zu bewahren.

Trotz der Sammlung von landesweit rund 720.000 Unterschriften, was etwa 6 % der Stimmberechtigten entsprach, wurde das erforderliche Quorum von 20 % deutlich verfehlt, so dass das Volksbegehren scheiterte. Auch in den Kreisen Steinfurt und Tecklenburg unterzeichneten weniger al 5 % der Wahlberechtigten das Volksbegehren.

01. Januar 1975
Der neue Kreis Steinfurt entsteht

04. März 1975
Erste Wahlen für den neuen Kreistag

Bei der ersten Wahl im neuen Kreis Steinfurt waren von den gewählten Vertretern 35 aus der CDU, 23 aus der SPD und 3 aus der FDP. Neuer Landrat wurde der Emsdettener Hans Poetschki (CDU), neuer Oberkreisdirektor der Amtsinhaber des Altkreises Steinfurt Leo Böhmer

23. Mai 1975
Konstituierung des neuen Kreistages

11. November 1976
Ablehnung der Verfassungsbeschwerde


Faktencheck 1975 – heute

  • aus ursprünglich zwei Kreisen mit 42 Kommunen wurde 1975 ein Kreis mit 24 Kommunen
  • aus 371.773 Einwohnerinnen und Einwohnern 1975 wurden heute 456.464 Einwohnerinnen und Einwohner
  • aus 114.448 angemeldeten Kraftfahrzeugen 1975 wurden heute 407.869 Kraftfahrzeuge
  • aus 27 Krankenhäusern 1975 wurden heute 9 Krankenhäuser
  • aus ca. 95.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1975 wurden heute ca. 174.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
  • aus 168.123.000,– DM Gesamthaushalt des Kreises Steinfurt 1975 wurden heute 905.227.633,– €

Der Emsdettener Hans Poetschki war vom 23.05.1975 bis zum 16.10.1984 der erste Landrat des Kreises Steinfurt, seinerzeit noch ehrenamtlich. Ihm folgte, ebenfalls noch als ehrenamtlicher Landrat vom 30.10.1984 bis Oktober 1996 Martin Stroot.
Als Oberkreisdirektoren fungierten in dieser Zeit Leo Böhmer (01.01.1975 bis 21.10.1980) und Dr. Heinrich Hoffschulte (01.11.1980 bis 31.10.1996).

Hauptamtliche Landrätin wurde dann erstmals Christina Riesenbeck (01.11.1996 bis 30.09.1999). Thomas Kubendorff (01.10.1999 bis 20.10.2015), Dr. Klaus Effiing (21.10.2015 bis 30.04.2020) und seit dem 05.10.2020 Dr. Martin Sommer.

 

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