WHV-TVE – das war nichts für schwache Nerven

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Wie schon in der Vorsaison spielen der TV Emsdetten und der Wilhelmshavener HV unentschieden am Jadebusen. Auch wenn das Ergebnis 34:34 lautet und damit ein Punkt bei den gastgebenden Wilhemshavenern bleibt: In Emsdetten darf man mit der Punkteteilung durchaus zufrieden sein.

Die Liste an Ausfällen wird einfach nicht kürzer. Beim Gastspiel in Wilhelmshaven musste Trainer Lennart Lingener zusätzlich zu den längerfristigen Ausfällen noch auf seinen Motor Bjarne Budelmann verzichten. Der war in absoluter Hochform, ist ein Schlüsselspieler im schnellen Handball seiner Mannschaft. Auf die angespannte Situation am Kreis reagierte der Verein mit der kurzfristigen Verpflichtung von Mait Patrail, einem 36 Jahre alten Estländer der sich zuletzt bei der zweiten Mannschaft des ASV Hamm fit gehalten hat (H I E R noch einmal die Pressemitteilung zur Neuverpflichtung).

Und die Neuverpflichtung war sofort gefragt: Von Spielbeginn an stand die erfahrene 2-Meter-Kante auf der Platte, trug beim TVE die Rückennummer neun. Dass der Neuzugang erst wenige Trainingseinheiten mit seinem neuen Team absolviert hat und trotzdem viele Spielminuten bekam zeigt, wie groß die personelle Not beim TV Emsdetten aktuell ist.

Der Start in die Partie war durchaus erfolgreich: Mit 3:0 Toren eröffnete der TVE das Duell, erst nach acht (!) gespielten Minuten konnte unser Torhüter Oliver Krechel das erste mal aus dem Spiel heraus überwunden werden. Bis dahin hatte Matej Kozul für den WHV nur einen Siebenmeter verwandeln können. Ansonsten hielt die Emsdettener Deckung dicht. Mittendrin: Neuzugang Patrail, der unter den gegebenen Umständen einen klasse Einstand gab und sofort extrem wichtig für seine neuen Teamkollegen war.

Alles lief nach Plan, der TVE führte nach über einer Viertelstunde mit 9:7 Toren und bekam einen Siebenmeter zugesprochen. Yannick Terhaer trat an, und der Ball landete am Kopf von ex TVE-Torhüter und aktuellem WHV-Schlussmann Konstantin Madert. Die Schiedsrichter setzten das Regelbuch um und zeigten Terhaer dafür die rote Karte. Schön: Direkt nach dem Wurf versicherten sich Terhaer und Madert dass zwischen ihnen alles in Ordnung ist, der Treffer war keine Absicht. Trotzdem mussten die Emsdettener ohne ihren aktuellen Top-Torschützen auskommen – und ohne „waschechten“ Rechtsaußen! Die Position übernahm Florian Träger, der versuchte das Beste aus der Situation zu machen.

Die Gastgeber witterten hier ihre Chance gegen dezimierte Emsdettener, glichen kurze Zeit später nach einem Treffer von Matej Kozul (22. Spielminute) zum 12:12 aus, konnten wenig später den Führungstreffer durch Josip Repusic erzielen. Die Nordfrost Arena wurde zum Tollhaus, und TVE Chefcoach Lennart Lingener zog eine Auszeit um seiner Mannschaft neue Anweisungen mit auf den Weg zu geben. Sein Team fing sich und durfte sich zur Halbzeit über eine 18:16 Führung freuen.

WHV Torhüter Konstantin Madert war im ersten Durchgang schon richtig klasse drauf, lief dann in der zweiten Halbzeit zur absoluten Hochform auf. Er parierte Chance um Chance, nahm den Schützen des TVE auch beste Chancen weg und zeigte dass er einer der besten Torhüter der Liga ist. Zwischenzeitlich schienen unsere Schützlinge an ihm regelrecht zu verzweifeln.  In dieser schwierigen Phase des Spiel nahm Wilhelmshaven die Partie in die Hand, übernahm die Führung und baute diese schrittweise aus. Nach einem Treffer des völlig unbeeindruckt aufspielenden 22 Jahre jungen Okke Dröger jubelte die Halle gemeinsam mit dem gastgebenden WHV über eine vier Tore Führung, es stand in der 43. Spielminute 26:22. Der TVE versuchte sich in die Partie zurück zu kämpfen, war sichtlich bemüht die Gastgeber nicht noch weiter weg ziehen zu lassen. Nur wenig später, in der 47. Minute mussten die Emsdettener trotzdem noch einmal einen 0:4 Lauf hinnehmen, 30:24 stand es nun. Sechs Tore Rückstand für den TVE! Wie sollte dieser dezimierte Kader hier noch zählbares mit ins Münsterland nehmen?!

Insbesondere der erfahrene Rückraumspieler und als Kapitän spielende Marian Orlowski übernahm die Verantwortung, schloss immer wieder selbst ab oder setzte seine Nebenleute gekonnt in gute Wurfpositionen. Orlowski selbst erzielte 15 Treffer, bereitete zahlreiche weitere vor und brachte in dieser schweren Phase viel Ruhe ins Angriffsspiel seiner Mannschaft.

Natürlich brauchte das Herzblut-Team des TVE jetzt auch ein wenig Spielglück und Fehler der Gastgeber um zurück in die Partie zu kommen. Die Gastgeber verpassten es, den Deckel auf die Partie zu machen. Auch der in der Vorwoche zum Zuschauen verdammte und angeschlagene Ante Vukas half jetzt beim TVE aus, hütete für Oliver Krechel den Emsdettener Kasten und konnte gemeinsam mit seinen Vorderleuten Chancen vereiteln.

Das große Finale folgte: Wilhelmshavens Kozul und Emsdettens Orlowski verwandelten eine Minute vor dem Schlusspfiff ihre Siebenmeter, es stand 34:33 für den WHV. Die nutzten ihre Chance nicht und der Ball gelangte zum TV Emsdetten. Torhüter Vukas versuchte das Spiel schnell zu machen, Emsdettens Ben Beekmann und WHV-Akteur Rene Drechsler verhakten sich mit den Beinen und gerieten aneinander. Drechsler schubste Beekmann nach dem Aufstehen zu Boden und sah dafür die rote Karte. Es folgte außerdem die blaue Karte für unsportliches Verhalten. 36 Sekunden war noch zu spielen, der TVE war in Überzahl und Marian Orlowski erzielte vier Sekunden vor Schluss den 34:34 Ausgleich, setzte tatsächlich noch die Kirsche auf die Partie. Eine unglaubliche Energieleistung der dezimierten Emsdettener Mannschaft, eine spannende Partie und ein unglaubliches Finale. Unter den gegebenen Umständen dürfen Mannschaft und Fans durchaus mit dem Punktgewinn zufrieden sein. Es bleibt die Erkenntnis: Dieses Team hat nicht nur tolle Handballer sondern auch echte Moralmonster in seinen Reihen.

Mit dieser Leistung hat sich unser Herzblut Team in der kommenden Woche sicher wieder eine volle EMS-Halle erspielt. Das Team HandbALL Lippe ist zu Gast und möchte gegen den angeschlagenen TV Emsdetten sicher testen ob nicht doch was zählbares in der EMS-Halle zu holen ist. Anpfiff ist am Sonntag um 17 Uhr. Aus der EMS-Halle werden wir dann mit dem RMH-LiveTicker berichten.

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