Hagelisten feiern Geburtstag – Teil IV

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(Grafik: Schwegmann)

Die Hagelisten feiern in diesem Jahr ihr 200-jähriges Vereinsjubiläum. Die Jubiläumsveranstal-tungen beginnen am 23. August 2024 mit einem Festkommers im Festzelt an der Ems-Halle. An den darauffolgenden Tagen (Samstag, 24.08.24 bis Sonntag, 25.08.24) finden diese im und vor dem Festzelt an der Ems-Halle ihren Höhepunkt und Abschluss.

Aus Anlass ihres Jubiläums haben die Hagelisten eine umfangreiche Festschrift, die an die Chronik vom Jubelfest 1999 „Hagelisten und Teupen im Wandel der Zeit“ anschließt, herausgebracht. In loser Folge berichten die Hagelisten aus ihrer Vereinsgeschichte und dem Schützenwesen in Emsdetten. Heute setzen sie die Berichterstattung aus dieser Chronik fort:

Besondere Ereignisse der Emsdettener Gesellschaften von 1870 bis 1948

Wenn auch die Schützenfeste infolge des Krieges 1870/71 eine Unterbrechung erlitten, so lebten sie doch bald wieder auf und entfalteten sich zu neuer Blüte. Da in vielen Orten wie auch in Emsdetten mehrere Schützengesellschaften bestanden, befasste sich der Westfälische Provinzial-Landtag damit und strebte an, dass in solchen Orten alle Schützenfeste an einem Tage gefeiert werden sollten. Denn dadurch, dass Sonntag für Sonntag gefeiert wurde, leide das Wirtschaftsleben zu sehr. Auch solle nicht länger als zwei Tage gefeiert werden.

Hagelisten Schützengesellschaft 1914
(Foto: Archiv Hagelisten)

1886 das Geburtsjahr des „Dettsken Schüttenbeer“

Im Jahre 1885 schlug der Amtmann Schipper der Regierung vor, die beiden Schützenfeste im Orte, die der Hagelisten und der Teupianer, auf einen Tag zu legen. Im Mai 1885 antwortete der Landrat, dass Amtmann Schipper die Vorstände der Gesellschaften „Hagelentia“ und Teupianer zu veranlassen habe, die Zusammenlegung der Schützenfeste im Interesse des Arbeitserwerbs der beteiligten Mitglieder an einem Tag begangen werden sollten, anderenfalls die Erlaubnis versagt werden würde. Das war in diesem Jahr nicht mehr möglich sei, berichtete Amtmann Schipper, weil die Musik schon bestellt war. Vom nächsten Jahr ab, so wurde später berichtet, fanden beide Feste an einem Tag statt. Somit ist das Jahr 1886 wohl das Geburtsjahr des so beliebten, gemeinsamen ,,Dettsken Schüttenbeer“.

Das Gesellschaftsleben bis 1924

Die Streitigkeiten zwischen Teupen und Hagelisten hatten ihr Ende erreicht. 1914 war es möglich, sämtliche Schützengesellschaften zu vereinigen und einen gemeinschaftlichen Karnevalszug zu veranstalten. Nach dem Kriege 1914 bis 1918 haben sich die Gesellschaften erneut zusammengetan, und es hofften alle, dass diese Verbrüderung bestehen bliebe. Seit 1886 mussten, wie schon erwähnt, auf Anordnung der Behörden sämtliche Junggesellen-Schützenfeste an ein und demselben Tag gefeiert werden. Die Anordnung hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen. Davor feierten die Hagelisten einen Sonntag später als die Teupen.

Bis 1870 feierten die Hagelisten bei Habänds, später bei Fritz Stipp. 1874 wurde die Gaststätte Kloppenborg das Vereinslokal der Hagelisten. 1870 musste das Fest abgebrochen werden, da an diesem Tage die Kriegserklärung von Frankreich kam.

Die damalige Fahne der Gesellschaft wurde im Jahre 1890 angeschafft, und im Jahre 1908 fertigte der ehemalige Hagelist Heinrich Reckenfelderbäumer ein Fahnenschrank dafür. Die alte Fahne wurde beim Schützenfest über die Haustür des Königs ausgehängt und beim Hexenschützenfest im Zuge vorangetragen.

Im Januar 1914 fand auf Anregung der Hagelisten und Teupen ein gemeinschaftlicher Karnevalszug statt, an dem sich auch die Westumer und Dorfbauern beteiligten. Im Juli 1914 feierte die Gesellschaft ihr 90jähriges Bestehen, sowie den 40. Jahrestag des Einzuges beim Wirt Kloppenborg. Bald darauf brach der große Krieg aus. Die Reihen der Mitglieder lichteten sich, und nicht lange währte es, da waren fast sämtliche Mitglieder Soldaten. Im Laufe des Krieges wurden dann alle Hagelisten eingezogen; 31 Mitglieder fielen im Feld. Für jeden Gefallenen ließ man drei Messen lesen. An die im Felde stehenden Mitglieder wurden „Liebespakete“ gesandt. In Gefangenschaft waren 16 Hagelisten, die alle in die Heimat zurückkehrten.

Im Jahre 1919 bildeten eine Anzahl Mitglieder unter der Stabführung des Schützenbruders Josef Ibeler einen Spielmannszug (Trommler- und Pfeiferchor). Dieser Spielmannszug wurde in den folgenden Jahren weiter ausgebaut und hatte sich gut entwickelt. Er marschierte beim Auftreten der Gesellschaft in der Öffentlichkeit und bei den Festzügen an der Spitze des Zuges.

Die Hagelisten 1924 bis 1940

Hagelisten Schützengesellschaft beim 100-Jahre-Jubiläum 1924
(Foto: Archiv Hagelisten)

Das 100jährige Jubelfest im Jahre 1924 verlief ohne Misston. Zum damaligen Jubelfest wurde eine neue Fahne angeschafft und die noch gut erhaltene alte Fahne den Männern übergeben. Im Jahre 1927 errichtete die Gesellschaft im Garten der Wirtschaft Lindenhof an der Emsstraße einen Kugelfang, vor dem das Vogel- und Sternschießen stattfanden. Mit dem damaligen Besitzer der Wirtschaft, Herrn Franz Domenghino, wurde ein 50jähriger Pachtvertrag abgeschlossen. In den Jahren 1919-1926 stand die Vogelstange im Wäldchen beim Hofe des Bauern Beckwermert.

Die Hagelisten während der Herrschaft der Nationalsozialisten

Die Gesellschaft überwand, wie auch alle anderen Schützengesellschaften in Emsdetten, die Nazizeit ohne größere Schäden. Die Nazibewegung konnte mit ihren Totalitäts- und Gleichschaltungsbestrebungen und der versuchten Degradierung der einzelnen Gesellschaften zu Kompanien nicht durchdringen. Die Schützen wussten mit Erfolg ihre Selbständigkeit in Emsdetten zu behaupten. Auf Druck der Nazis wurden im Jahre 1934 die Statuten neu geordnet. Danach wurde der Verein von einem Führerrat, bestehend aus dem Vereinsführer, seinem Stellvertreter, einem Schriftwart und einem Kassenwart sowie zwei Scheffen, geleitet. Hinzu traten die beiden Könige. Die Führerwahl hatte nach den Statuten so zu erfolgen, dass das älteste Mitglied des Führerrates einen Kandidaten ernannte und die Versammlung noch einen weiteren vorschlug. Über beide wurde in geheimer Wahl entschieden. Der neu gewählte Führer ernannte daraufhin die anderen Mitglieder des Führerrates. Im Jahre 1948 wurden auf einer Generalversammlung neue Statuten beschlossen.

Hagelisten Schützengesellschaft 1934
(Foto: Archiv Hagelisten)

(Fortsetzung folgt)

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