„Das ist ein super cooler Job“ – Schiedsrichterin in der Handball-Bundesliga

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(Foto: Thorsten Fisseler)

Ungewohntes Bild beim Spiel des TV Hüttenberg vor wenigen Wochen in der EMS-Halle: Die „Männer in Schwarz“, wie man das Schiedsrichtergespann auch gerne mal nennt, liefen in rotem Trikot auf, – das zunächst mal nicht ungewöhnlich, eigentlich der Regelfall. Schwarz ist schon lange out, lediglich die Hosen sind einheitlich dark. Das Trikot ist dann mit den Trikots der spielenden Mannschaften abgestimmt. Es muss sichergestellt sein, dass ein deutlicher Kontrast zu den Akteuren erkennbar ist und so ist das Trikot mal rot, blau, grün oder auch gelb oder grau. Nein, das Ungewöhnliche: Mit Rosana Sug und Sophia Janz (beide 27, beide aus Köln) laufen sich vorm Spiel zwei Schiedsrichterinnen warm.

„Jetzt übertreiben die es aber mit dem Gendern.“, ein Kommentar aus der dritten Reihe. Es ist aber keine Premiere: Jutta Ehrmann-Wolf und Susanne Künzig haben als Gespann bereits in der EMS-Halle ihre Visitenkarten hinterlassen.

(Foto: Thorsten Fisseler)

Handball ist schon lange nicht mehr nur reiner Männersport, der TVE geht da mit gutem Beispiel voran, die aktuellen Damen-Teams sind in ihren Ligen überaus erfolgreich. Die eher zierlichen Schiedsrichterinnen der Partie TVE gegen TV Hüttenberg (Rosana ist Wirtschaftspsychologin in einer bekannten Baumarktkette und Sophia studiert Wirtschaftsingeneurwesen) sind mindestens einen Kopf kleiner als der Großteil der Spieler.

Sie haben schon zusammen Abitur gemacht und zusammen Handball gespielt, wissen also wie es in den Spielern „tickt“ – sicherlich ein großer Vorteil um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Spiel in der EMS-Halle leiten die beiden Rheinländerinnen souverän. Dass ihnen mal ein Spiel gänzlich entglitten ist, hat es noch nicht gegeben, wird im Gespräch mit AllesDetten verraten.

„Wir pfeifen in unterschiedlichen Ligen, mal in der 2. Bundesliga, mal in der Dritten, mal Herren, mal Damen.“ Und dabei stehen sie unter ständiger Beobachtung. Manchmal sind Coaches (ehemals „Spielbeobachter“) in der Halle, die sich aber erst nach dem Spiel zeigen, alle anderen Spiele werden anhand einer Videoanalyse bewertet. Auch im Schiedsrichterwesen gibt es Punkte, ein Ranking und Aufstiegsmöglichkeiten. Das Gespann Janz/Sug würde natürlich auch gerne (neben der 1. Liga Frauen, in der sie schon regelmäßig pfeifen) mal im Oberhaus der Männer-Bundesliga oder international eingesetzt werden. Wie wir vom Deutschen Handballbund erfahren, gibt es in diesem Kader etwa 40 Gespanne, von denen fünf derzeit aktive rein weiblich sind.

(Foto: Thorsten Fisseler)

Zweimal im Jahr wird überdies ein Leistungscheck durchgeführt. Hierbei wird neben der körperlichen Fitness (denn auch als Schiedsrichter kann man in einem Spiel schonmal 9 km zurücklegen) vor allem auch das Regelwerk abgefragt. Auf der „Platte“ müssen Entscheidungen häufig im Bruchteil einer Sekunde gefällt werden. Die müssen natürlich richtig sein. Beide haben bedingt durch ihren unterschiedlichen Standort jeweils einen anderen Blickwinkel zur Spielsituation, werden diese dadurch möglicherweise unterschiedlich einschätzen. „Dafür gibt es dann die Headsets, – wir haben jederzeit die Möglichkeit uns zu besprechen.“
Hin und wieder wird eine Entscheidung von den Spielern oder vom Trainer am Spielfeldrand schon mal hinterfragt, da muss man dann sein Vorgehen rechtfertigen können, möglicherweise im Gespräch nach Spielschluss nochmal besonders darauf eingehen.

„Seit Corona beschränken sich unsere Einsätze deutlich regionaler, vorher waren wir bundesweit unterwegs.“ Wenn die beiden nach Süddeutschland beordert werden, werden auch schonmal zwei Spiele mit Übernachtung angesetzt.

„Die besten Spiele sind immer die, wo man uns eigentlich gar nicht bemerkt.“ Bei hartem Spieleinsatz muss auch hart durchgegriffen werden, das ist dann nicht immer angenehm für die betroffene Mannschaft. „Wichtig sind die ersten zehn Minuten, da gibt man eine Linie vor, die man dann natürlich auch tunlichst einhalten sollte.

Natürlich wird jedes Spiel nachbereitet, man schaut sich das nochmal an, überdenkt evtl. fragwürdige Entscheidungen. Genauso muss man sich auch auf die Begegnungen vorbereiten, schaut sich Spiele der Mannschaften an, beschäftigt sich mit der Tabellensituation. Dazu kommt die häufig mehrstündige An- und Abreise oder gar Übernachtungen. Die Schiedsrichtertätigkeit ist also nicht nur mal eben ein Spiel pfeifen, da kommen schon einige Stunden zusammen aber dennoch „Das ist ein super-cooler Job!“ bestätigen beide unisono.

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