…und diese Fiesta haben sie sich redlich verdient, heute abend im C-Dur an der Südstraße. – Die Abiturientia 2021 des Gymnasium Martinum, 87 Schülerinnen und Schüler haben heute Morgen in der EMS-Halle ihre Zeugnisse aus der Hand von Schulleiterin Anne Jürgens entgegen genommen. Diese hatte zuvor in ihrer Eingangsrede darauf hingewiesen, dass dieser Jahrgang ganz extrem die Einschränkungen der Corona-Pandemie hat zu spüren bekommen. Während die Vorgänger in 2020 noch so gerade eben daran vorbeigeschliddert seien, die Abi-Klausuren waren gerade geschrieben, hat dieser Jahrgang, sofern denn Präsenzunterricht möglich war, auch im Winter bei offenem Fenster Unterricht gemacht. Das Laub flog durch die Klassenzimmer, die Klausuren wurden eingemummt in dicken Decken geschrieben. Die geplanten Stufenfahrten konnten nicht stattfinden, das geprobte und praktisch schon bühnenreife Musical der Theater AG durfte nicht aufgeführt werden…
Schulleiterin zeigte sich stolz auf diesen Jahrgang
Und dennoch (oder vielleicht auch weil?) hat dieser Jahrgang mit einem Durchschnitt von 2,2 besser abgeschnitten als die beiden Vorgängerjahrgänge. Vier Schüler*innen erreichten gar einen Durchschnitt von 1,0 (Erik Dammeier, Franziska Hüning, Anna Kaminsky und Annika Späth).
Anne Jürgens zeigte anhand eines Textes von Steffen Kirschner „Realität“ auf, dass es im Leben häufig auf den Blickwinkel ankommt. Denn dieser Text ließ sich vorwärts wie auch rückwärts lesen und bekam dadurch eine ganz andere Bedeutung. Jürgens wünschte der Abiturientia, dass sie im künftigen Leben für sich immer die richtige Perspektive finde.
Sie war stolz auf ihr Lehrerkollegium, das es innerhalb so kurzer Zeit geschafft hat, die Unterrichtsform umzustellen, sich in Crash-Kursen viel schneller mit der Digitalisierung vertraut gemacht hat, als es geplant war. Viel mehr noch war aber ihr Stolz auf die Jahrgangsstufe zu spüren, die heute verabschiedet werden sollte: „Durch Euer Verhalten und Eure Rücksichtnahme hat das Martinum es geschafft, diese Krise zu bewältigen. Es wird auch weiter kein Leben ohne Krisen geben – geht im Zweifel immer vom Guten aus, – habt Vertrauen!“
Bürgermeister Kellner hat vor 33 Jahren ebenfalls am Martinum sein Abitur gemacht
Bürgermeister Oliver Kellner erinnerte sich 33 Jahre zurück. Damals hatte er als Abiturient des Martinums sein Zeugnis erhalten, die damalige Frau Jürgens hieß Herr Hülsmeyer. „Irgendwie wird an so einem Tag ja erwartet, dass Euch etwas mit auf den Weg gegeben wird, irgendwelche Tipps oder Wünsche. Gleichzeitig weiß ich aus eigener Erfahrung: möglicherweise findet Ihr so etwas inspirierend, vermutlich finden manche es auch langweilig, ganz sicher aber werdet Ihr das in der kommenden Woche schon wieder vergessen haben.“
Einige werden Emsdetten verlassen, ein Studium beginnen, andere haben einen Ausbildungsplatz oder machen ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr. Als kleine Erinnerung an Emsdetten brachte Kellner für jeden einen Emsdetten-Schlüsselanhänger mit und überreichte diesen verbunden mit den Glückwünschen der Stadt Emsdetten.
Jedesmal fünf Euro für das „verbotene Wort“
Dr. Jörg Schmittwilken als Vertreter der Elternschaft war aufgefallen, dass das Wort Corona an diesem Morgen schon recht häufig gefallen war und hat dann zunächst mal sich selbst dazu verdonnert, bei jeder Erwähnung von C….. der Pandemie 5,– € in eine Spendendose zu werfen. (Damit war am Ende seiner Ansprache schon ein ordentlicher Grundstock für die weitere Sammlung geschaffen, die dann der abendlichen Party dienen sollte).
Was ist Erfolg?
Schmittwilken versuchte dann den Begriff Erfolg zu definieren: „Ist es Erfolg, wenn ein Musiker vor einer ausverkauften Halle spielt? Wenn ein Anwalt einen schwierigen Prozeß gewinnt? Oder kann auch schon ein gemeinsamer Spaziergang ein Erfolg sein? – Erfolg hängt immer von den gesetzten Zielen ab, erreichtes Ziel = Erfolg.“ Das Erreichen von Zielen wiederum hängt von Fähigkeiten ab.
Er verglich die Eigenschaften seiner Generation, die heute die Elternschaft stellen und die Eigenschaften des heutigen Abitur-Jahrganges miteinander und stellte fest, dass diese zwar unterschiedlich sind, es aber durchaus gilt, die heutigen Eigenschaften zu fördern: „Wenn wir wollen, das unsere Kinder Erfolg haben, müssen wir sie ihre Ziele finden lassen.“ und wünschte zum Abschluss natürlich viel Erfolg und positive Erfahrungen.
„Westfälisches Flachgeschenk“
Nachdem Klaus Wilp als Vorsitzender des Vereins der Ehemaligen ein „westfälisches Flachgeschenk“ überreicht hatte und auch die Jahrgangsleitung, Eva Huckebrink und Daniel Peitz, sich schweren Herzens von „ihrer“ Stufe verabschiedet hatten, kamen die Schüler selbst zu Wort: Pauline Schmittwilken und Paul Willebrandt.
…dann gab es doch noch ein Tränchen zum Abschied
„Wir sind die nächste Generation erfolgreicher Ärzte, Anwälte, Architekten und Manager auf dem Weg, die Welt zu verbessern!“ – Ob es tatsächlich so kommen wird, ließen sie noch offen. Bei einigen mag der Weg vorgegeben sein, andere suchen ihn noch, möglicherweise wird sich der auch im Laufe des Lebens ändern. Wichtig aber sei, dass sie jetzt die Grundlage geschaffen haben. Mit einem Rückblick auf die vergangene gemeinsame Zeit wurden bei vielen längst vergessen geglaubte Erinnerungen wieder wach und als dann das Wort Abschied auf dem Zettel stand, da wurde vielen bewusst, was das jetzt für ein ernster und auch emotionaler Moment war, da wurde manches Auge feucht.
Zwischen den Redebeiträgen gab es verschiedene Musikstücke, instrumental und auch gesanglich.
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