
Im Kreishaus war unsere Mitarbeiterin Joanna Puzik:
26 Mitarbeiter der Firma Allfrisch sind positiv auf Covid-19 getestet worden
Vorgestern, am 21.09,2020 fand in dem Fleischverarbeitenden Betrieb Allfrisch (zugehörig zur Sprehe GmbH & Co) eine vom Land vorgeschriebene regelmäßige Kontrolle statt. Gestern Abend kamen schließlich die Ergebnisse der Testung: Bei 22 Mitarbeitern der Tagesschicht und vier Mitarbeitern aus der Nachtschicht konnte das Coronavirus nachgewiesen werden. Zwar gibt es in der dritten Schicht noch keine Fälle, eine Vermischung durch private Kontakte sei aber nicht ausgeschlossen. Denn etliche Mitarbeiter kommen gemeinsam mit dem Auto zur Arbeit oder nutzen dieselben Umkleideräume.
Was bedeutet das für den Krisenstab?
Es ist eine besondere Herausforderung, weil Kontaktpersonen herausgefunden, ermittelt und nachverfolgt werden müssen, so Sommer. In der Regel kommen auf eine Person 5-10 Kontakte, was sich in der Summe schnell um mehrere hundert Personen handeln kann, die verständigt, getestet und eventuell in Quarantäne geschickt werden müssen. Derzeit wurden alle 26 Mitarbeiter, sowie ihre Familien in häusliche Quarantäne geschickt, berichtet Dr. Kirsten Teepe aus dem Krisenstab.
Momentan werde ermittelt, wer zu wem Kontakt hatte und wo mögliche Infektionen übertragen worden sein können. In den 14 Tagen Quarantäne sollen weitere Testungen erfolgen und das Infektionsgeschehen beobachtet werden, sagt sie. Momentan bewege sich die Zahl der Personen, die in Quarantäne müssen im dreistelligen Bereich, so Dr. Karlheinz Fuchs.

Eine Schließung des gesamten Betriebes sei nicht wünschenswert, kommentiert Tillmann Fuchs, Sozial- und Gesundheitsdezernent im Kreis. Alle Kräfte müssen fokussiert werden, um die Fallzahlen zu minimieren, sagt er.
Weitere Maßnahmen und Vorgehensweisen
Man werde nach dem sog. „Clusterverfahren“ (Gruppenzuordnungen) vorgehen und Personen großflächig quarantänisieren. Zudem wurde eine Art „Tascforce“ auf lokaler Ebene gebildet, die gemeinsam mit der Firmenleitung die Lage vor Ort beurteilen wird. Geplant ist eine gemeinsame Begehung der Betriebsstätte in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsschutz Münster und dem Veterinäramt Steinfurt. Es soll geklärt werden, wo etwa großflächig desinfiziert werden muss und wie es generell weiter gehen kann? Schließlich werden bei Allfrisch an die 20.000 Tiere am Tag zerlegt. Bis kommenden Dienstag soll das gesamte Personal getestet werden, „um mit Konsequenz eine Effektkettenunterbrechung einzurichten“, so Dr. Karlheinz Fuchs, medizinischer Leiter des Corona Krisenstabes.
Karge Stellungnahme des Betriebs

Innerhalb des Fleischbetriebes müssten an die 300 Personen, sowie deren Familien getestet werden, kommentiert Klemens Biermann, der für die Emsdettener Firma erschienen ist, mit wenigen Worten. Eine allgemeine Erklärung zum Ausbruch mochte er nicht abgeben, nur, dass die Firma eng mit dem Kreis zusammenarbeite. Auf Nachfrage antwortete er, dass seiner Ansicht nach – im Hinblick auf die Hygiene- alles getan worden ist.

Tillmann Fuchs, Sozial- & Gesundheitsdezernent griff unterstützend ein und betonte, dass die Hygienekonzepte gegriffen haben. Womöglich sei es auf private Kontakte zurückzuführen, dass es zu einer Ansteckung des Personals gekommen ist. Auch Reiserückkehrer könnten der Grund sein. Eine Vielzahl der Leiharbeiter (etwa 200) stammen aus Bulgarien und Ungarn. Genaueres müsse aber untersucht werden, so Dr. Karlheinz Fuchs.
Ziel: Zweiten Lockdown verhindern

„Oberstes Ziel der gesamten Kreisverwaltung ist es einen zweiten Lockdown, wenn auch nur auf lokaler Ebene, zu verhindern“, betont Sommer. Heute Morgen wurde die Mitarbeiterzahl (von 100 für die Pandemie eingesetzten Verwaltungsangestellten), die sich mit der Nachverfolgung von Infektionsketten beschäftigt um 25 weitere Kräfte aufgestockt, sagt Dr. Karlheinz Fuchs. Glücklicherweise habe man bereits sehr früh im Kreis damit begonnen geeignete Personen zu benennen und auszubilden. Es werde „eine der größten Herausforderungen in den nächsten ein bis zwei Jahren, solange Corona nicht besiegt ist, Personal hin und herzuschieben“, erklärt der Krisenstabsleiter Dr. Sommer. Deshalb bittet er besonders im Hinblick auf den Herbst alle Bürger um Nachsicht, wenn andere Aufgaben und Dienstleistungen der Kreisverwaltung kürzer kommen. Oberste Priorität hat die Gesundheit der Bürger, sagt er.
Eine große Hilfe seien hier die vielen ehrenamtlichen Helfer, die das amtliche Personal bei den Abstrichen und Coronatests unterstützen, ergänzt Raphael Ralph Meier, Kreisbrandmeister in Steinfurt.
Bis heute Morgen hatte der Kreis Steinfurt in Bezug auf die sog. 7-Tagesinzidenz einen Wert von 9,8, was sehr gut war. Kritisch wird es bei 35-50. Es gilt nun die Lage schnellstmöglich einzugrenzen und gemeinsam zu bewältigen.

Hierauf schließt Dr. Sommer mit den Worten: „Ich bin überzeugt, dass es eine gute und enge Zusammenarbeit sein wird“ und wiederholt damit die Worte des Bürgermeisters Moenikes, der zu Beginn der Pressekonferenz deutlich machte, wie wichtig ihm eine wertschätzende und akkurate Zusammenarbeit aller Beteiligten sei. Ziel aller sei es einen erneuten Lockdown mit Kita- und Schulschließungen zu verhindern.
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