An Christi Himmelfahrt herrschte am Haus Marienfried reges Treiben: Die Schützenbruderschaft St. Hubertus hatte sich dort zum Schützenfest versammelt. Obwohl ich persönlich mit Schützenfesten nicht viel am Hut habe, war es hier in Reckenfeld wieder so weit, den diesjährigen Schützenkönig zu ermitteln. Um mehr über diesen Traditionsverein zu erfahren, habe ich mich mit Erwin Reichhardt, dem Pressesprecher des Vereins, getroffen.

(Foto: privat)
Der Schützenverein Hubertus wurde 1951 gegründet und zählt heute rund 120 Mitglieder. Er ist einer von zwei Schützenvereinen in Reckenfeld. Jedes Jahr feiert Hubertus sein Schützenfest traditionell um Christi Himmelfahrt.

Der Traditionsspruch des Vereins lautet „Glaube, Sitte, Heimat“. Dieser Spruch spiegelt die Wurzeln der Bruderschaft wider. Interessant ist hierbei die Entwicklung der Mitgliederstruktur: Schon in den 1980er Jahren wurden Frauen im Verein willkommen geheißen. Mittlerweile liegt der Frauenanteil bei 35 bis 40 Prozent, und aktuell ist sogar eine Frau als Brudermeisterin im Amt. Erwin Reichhardt erklärte mir, dass das Wort „Brudermeister“ zwar ungewöhnlich klingen mag, aber mit der Bezeichnung des Vereins als Schützenbruderschaft zusammenhängt.

(Foto: privat)
Früher durften der Schützenbruderschaft nur Mitglieder christlicher Konfession beitreten. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Wie in jedem Verein gilt auch hier: Alles steht und fällt mit dem Ehrenamt. „Ohne das Engagement der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wäre das Vereinsleben nicht möglich“, so Reichhardt.

Die Residenz des Vereins ist das Deutsche Haus. Der spannende Höhepunkt, das Vogelschießen, findet jedoch neben dem Haus Marienfried statt. Im Laufe des Schützenfestes bewegt sich eine feierliche Prozession von der Residenz zum Mahnmal und von dort zum Haus Marienfried, um den neuen Schützenkönig zu ermitteln. Besonders hervorzuheben ist, dass der Schützenkönig von 2024 sogar Bezirkskönig geworden ist – eine beachtliche Leistung!

(Foto: privat)
Erwin Reichhardt erzählte mir, dass beim Schützenfest nicht nur der Schützenkönig ermittelt wird. Es gibt auch einen Jugendkönig, der sich entscheiden kann, ob er eine Königin an seiner Seite haben möchte oder nicht. Darüber hinaus wird eine Stritzkönigin ermittelt. Stritz ist ein traditionelles Reckenfelder Getränk, genauer gesagt ein Schnaps bestehend aus Underberg/Boonekamp und Korn. Ich habe mir vorgenommen, diesen Schnaps beim nächsten Mal im Deutschen Haus zu testen.

(Foto: privat)
Neben dem Schützenfest organisiert der Verein für seine Mitglieder jedes Jahr eine Radtour im Herbst. Ein weiterer fester Termin im Kalender ist der Hubertusabend, der jedes Jahr am dritten Samstag im Oktober stattfindet. Traditionell werden dann Dicke Bohnen mit Speck gegessen.

(Foto: privat)
Wünschenswert sei es, so Reichhardt, das Wettkampfschießen des Vereins wieder auszubauen. Denn der Verein hatte einmal einen eigenen Schießstand bei der Gaststätte Rickermann. Die Kosten für dessen Unterhalt waren jedoch so hoch, dass er aufgegeben werden musste. Nun besteht für die Mitglieder die Möglichkeit, ihre Schießfertigkeiten nach Absprache in Greven zu trainieren.
Die Schützenbruderschaft Hubertus zeigt eindrucksvoll, wie ein traditionsreicher Verein sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen kann, ohne seine Identität und seinen Kern zu verlieren. Jedes Mal, wenn ich die Gelegenheit bekomme, ein solches Interview zu führen, lerne ich neue Details über Reckenfeld kennen und freue mich darauf, noch mehr über meine gewählte Heimatstadt zu erfahren. Reckenfeld100
(H I E R finden Sie alle bisher erschienenen Beiträge zu dieser Serie)
Danke für Ihre Nachricht. Wir werden diese schnellst möglich bearbeiten.