Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens mit Behinderung, oder ein behindertes Mädchen, ein Mädchen mit Handicap? Selbst darauf geht sie am Ende der Lesung ein, als sich aus der Zuhörerschaft verschiedenste Fragen ergeben. „Gehen Sie auf die Menschen zu, fragen Sie, wie sie angesprochen werden wollen.“
Luisa L’Audace war zu Gast in der Stadtbibliothek, hat im mit ca. 30 Menschen gut gefüllten Veranstaltungsraum gleich mehrere Sequenzen aus ihrem Buch „Behindert und stolz“ vorgelesen. „Eigentlich sollte es ein Sachbuch werden“, verrät sie im Gespräch mit AllesDetten, hat es dann doch als Erlebnisbericht in der Ich-Form verfasst. „Ich freue mich, dass soviele Menschen hier sind. Ich hätte damals so ein Buch ganz doll gebraucht.“, erzählt Luisa, die gleich allen Zuhörenden das Du anbietet, über ihre Situation in der Kindheit. Anders zu sein als andere, einziges Mädchen mit Behinderung zu sein in dem Dorf in Hessen, in dem sie aufgewachsen ist. Die vielen Klinikaufenthalte, sie musste ein Korsett tragen, um genau zu sein 15 Stück in acht Jahren weil es immer neu angepasst werden musste.
Emotionale Momente, wenn einem bewusst wird „Ab heute bist du auf Hilfsmittel angewiesen“ – Gehstock, Rollator, Rollstuhl, – alles Dinge, die einem alten grauen Mann zuzuordnen sind, aber doch nicht mir!?
Momente, in denen sie bei Spiel und Sport ausgegrenzt wird oder auch die unzähligen Stunden die sie in Wartebereichen von Kliniken verbringt und feststellt, dass deren Ausstattung so gar nicht den Empfehlungen des Orthopäden entspricht, mit dem sie hier wieder einmal ein Date hat.
Momente, in denen man sie ob ihrer unkontrollierten Bewegungen für betrunken hält.
„Behinderte Menschen haben die gleichen Bedürfnisse wie Nichtbehinderte, Hunger, Durst… nur ist die Befriedigung dieser Bedürfnisse häufig umständlicher zu erreichen.“
Es ist die Geschichte eines Mädchens das unter besonderen Umständen zur Frau wird. Eine Geschichte, gerichtet an Behinderte wie auch Nichtbehinderte. Sehr emotional und vieles offebarend.
Sie hält der Gesellschaft einen Spiegel vor, will damit aber nicht anklagen. Genauso, wie sie für sich lernen musste behindert zu sein, muss auch ein Nichtbehinderter die Chance haben den richtigen Umgang zu finden.
Heute sagt Luise „Ich bin behindert – na und? – Ich bin stolz!“
Ihr ist wichtig, was sie in ihrer Kindheit vermisst hat, heute weiterzugeben. Den Hang zu schreiben, irgendwann irgendwie mal schriftstellerisch tätig zu werden, ist in ihr, seit sie den Füllfederhalter übers Papier führen kann, ihr fehlte bislang nur das Thema. – Das hat Luise L’Audace jetzt gefunden und das ist gut so.
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